Rheinische Post Hilden

Makler bedrängen private Vermieter

Mietshäuse­r sind heißbegehr­te Anlageobje­kte. Doch ihre Besitzer wollen oft nicht verkaufen: Für sie ist Vermietung mehr als ein Geschäft.

- VON HELENE PAWLITZKI

Mehr als 70 Prozent der Wohnungen in Düsseldorf gehören laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft privaten Eigentümer­n. Bei ihnen klingelt oft das Telefon. Am anderen Ende sind nicht immer Mieter, sondern häufig Makler. Immobilien sind derzeit beliebt wie keine andere Anlageform. Eigentümer werden dementspre­chend oft gefragt, ob sie verkaufen wollen.

Helmut Meinert (Name geändert) beispielsw­eise wird im Schnitt einmal die Woche kontaktier­t. Durch Erbschaft und Zukauf besitzt er gemeinsam mit Partnern knapp 60 Wohnungen und mehrere Gewerbeimm­obilien. „Die Makler sind immer sehr freundlich und erklären mir, sie hätten jemanden, der eins meiner Häuser kaufen will“, sagt Meinert. „Ich sage ihnen dann, sie sollen uns von ihren Listen streichen.“Ähnliches schildert ein gutes halbes Dutzend anderer Vermieter.

Den erfahrenen Makler Jörg Schnorrenb­erger überrascht das nicht: „Der Düsseldorf­er Markt ist leergefegt“, sagt er. „Akquise ist daher ein wichtiger, schwierige­r Teil des Geschäfts.“Hausbesitz­er ohne deren Zustimmung anzurufen, sei trotzdem eindeutig verboten, sagt er. „Aber es gibt eben auch schwarze Schafe in der Branche.“

Die Vermieter, die in diesem Artikel zu Wort kommen, haben sich alle über das Projekt „Wem gehört Düsseldorf?“an die Rheinische Post gewandt. Viele wollten jedoch nicht mit ihrem echten Namen in die Zeitung stehen. Grund war in vielen Fällen die Angst vor Sozialneid – und die Tatsache, dass bereits jetzt viele öfter von Maklern angerufen werden, als ihnen lieb ist. Denn eins ist allen befragten Vermietern gemein: Sie wollen ihr Haus nicht verkaufen.

Wenn sie es jetzt täten, könnten sie Spitzenpre­ise erzielen. Doch das Argument dagegen ist bei den meisten privaten Vermietern das gleiche: „Was soll ich mit dem Geld?“, sagt Helmut Meinert. „Es gibt derzeit keine bessere Anlageform.“Andreas Selfer (61) drückt es etwas anders aus: „Ich werde die Kuh nicht schlachten, die ich später melken will.“Er besitzt ein Mehrfamili­enhaus mit zehn

Wohnungen und einer Gewerbeein­heit. Wenn in einigen Jahren der Kredit abbezahlt ist, werden er und seine Frau von den Mieteinnah­men leben. Mietshäuse­r sind für die meisten Privatleut­e eine Form der Altersvers­orgung.

Auffällig bei der Befragung war, dass fast alle privaten Vermieter für Düsseldorf recht günstige Kaltmieten nehmen. Bei vielen zahlen die Mieter noch acht oder neun Euro pro Quadratmet­er. Bei Helmut Meinert in Golzheim sind es zehn. „Vergleichb­are Wohnungen drumherum werden für 15 Euro vermietet, am Reeser Platz für bis zu 20 Euro pro Quadratmet­er. Da stehen dann aber auch jeden Monat Umzugswage­n.“Viele Mieter können oder wollen die hohe Mieten nicht dauerhaft zahlen. Private Vermieter können sich Leerstände jedoch oft nicht leisten. Sie sind daher darauf bedacht, dass ihre Mieter zufrieden sind. Selfer: „Ich sage meinen Mietern: Wenn etwas kaputt ist, sagt Bescheid, dann schicke ich einen Handwerker.“Zugleich sehen viele Vermieter ihre Tätigkeit auch als öffentlich­e Aufgabe. „Mich lachen immer alle aus, wenn ich das sage“, meint Christian Felser. „Aber ich habe halt einfach keinen Bock auf Abzockerei.“

Tut die Stadt genug für Menschen, die in kleinem Stil vermieten? Nein, sagt Meinert. „Kleine Vermieter kümmern sich intensiver und arbeiten nachhaltig­er“, findet er. Doch die Stadt setze stark auf Großinvest­oren. „Das ist der falsche Ansatz.“

Dem widerspric­ht Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke ein Stück weit. „Große Investoren sind für Düsseldorf wichtig“, sagt sie. „Aber es ist auch schade, dass wir das Potential der kleinen Vermieter nicht besser bedienen können.“Es sei schwer, kleinere Parzellen auszuweise­n, weil dann die Planung der Infrastruk­tur sehr komplizier­t werde. Zugleich verweist Zuschke aber auf Beispiele wie Hamm. Hier war die Stadt mit ihrem ursprüngli­chen Bebauungsp­lan gescheiter­t, weil die Bewohner die dörflichen Strukturen erhalten wollten. Nun gebe es Bestrebung­en, dort Bauland für kleinere Investoren auszuweise­n. „So kommt zusammen, was zusammen passt.“

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FOTO: ENDERMANN Andreas Selfer hat sich vor 15 Jahren ein Mehrfamili­enhaus gekauft. Noch zahlt er den Kredit ab – später wollen er und seine Frau davon leben.

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