Autoren haben ein Herz für die Ratinger Straße
Dieses Trio hat es in sich:
Karl Böcker, Addi Hansen Andrea Wark
und haben gerade die zweite Auflage des Buches „Die Ratinger Straße – Kunst- und Kultmeile in der Düsseldorfer Altstadt“herausgebracht. So verschieden wie die Läden und Menschen der Ratinger Straße sind auch die drei Herausgeber des Buches.
2010 schon brachten die drei die erste Auflage auf den Markt: ein reichlich bebildertes Porträt über „De Retematäng“, wie die Ratinger Straße auf Düsseldorfer Platt genannt wird. Im Grußwort beschreiben die Herausgeber die bekannte Straße der Altstadt als „ein Aufeinandertreffen ganz unterschiedlicher Menschen mit oft sehr verschiedenen Lebensentwürfen“. Es ist kein Zufall, dass diese Schilderung auch auf die drei Herausgeber bestens zutrifft.
Karl Böcker ist schon stolze 80. Bis zu seiner Pensionierung war er an der Kunstakademie angestellt, und er ist ein Urgestein der Düsseldorfer Altstadt. „Er sammelt seit Jahren alles, was mit dieser Straße zu tun hat“, erzählt seine Weggefährtin Andrea Wark, gebürtige Düsseldorferin und studierte Grafikdesignerin. Wark hat die Sammelstücke von Böcker und Addi Hansen (79), dem dritten im Bunde, gesichtet und konzipiert. „Die beiden besitzen eine Unmenge an Material über die Stadtgeschichte und vor allem über die Ratinger Straße. Das sind passionierte Sammler, leider aber kaum zielgerichtet, weswegen das Sichten des Materials am meisten Arbeit gemacht hat“, schmunzelt Wark über die beiden anderen Herausgeber. Nachdem das Trio bereits einen Bildband über die Kultkneipe Kreuzherreneck – ist ebenfalls auf der Kultmeile – auf den Markt gebracht hatte, kam ihnen die Idee zum „Gesamtwerk“Ratinger Straße.
„Alle gedruckten Exemplare waren nach wenigen Monaten vergriffen. Seitdem lagen uns die Leute in den Ohren und wollten mehr haben“, sagt Andrea Wark – auch ein wenig stolz. Acht Jahre später ist nun also die zweite Auflage erschienen, und die Resonanz ist wieder überwältigend. Fast 50 Prozent des Buches wurden komplett überarbeitet, außerdem beschäftigt sich ein komplett neuer Abschnitt mit den vielen Veränderungen der Straße – allen voran natürlich das Andreas Quartier. Und so nimmt einen das fast zwei Kilo schwere Buch auf 336 Seiten mit auf einen Spaziergang über die Ratinger Straße.
Das Buch ist so angeordnet, dass man oben am Ratinger Tor beginnt und unten am Rhein endet. Auf dem Weg taucht man durch viele Bilder, interessante Informationen und packende Erzählungen ein in die Historie der Straße. „Niemand muss Angst vor der Größe des Buches haben, es wimmelt auf jeder Seite von Bildern“, erklärt Wark mit einem Lachen. Dabei profitiert jedes Kapitel von den unterschiedlichen Erfahrungen, Geschichten und Eindrücken, die Böcker, Hansen und Wark im Laufe der Zeit gemacht haben und die sie von anderen Menschen der Ratinger erzählt bekommen haben: „Ich komme ja aus einer anderen Generation als die beiden Herren. Deshalb kennen sie Geschichten, die ich nicht kenne und umgekehrt“, beschreibt Wark den Reiz des Buches.
Trotz der jahrelangen Recherche sind bei weitem noch nicht alle Dinge über die berühmte Düsseldorfer Straße erzählt: „Material für eine dritte Auflage wäre sicherlich da“, bescheinigt die Herausgeberin. Es ist etwas Schönes, mitzuerleben, wie die Menschen an dieser Straße hängen.“
Sebastian Kalenberg