Ist Erkraths Ferienbetreuung zu teuer?
Die Teilnahme am Ganztagsprogramm für Schüler der Klassen 5 und 6 ist bislang mäßig. Dabei ist das Angebot besonders für berufstätige Eltern interessant.
ERKRATH In den Nachbarstädten heißt es „Stadtranderholung“und ist seit Jahrzehnten der Renner. Je nach Stadtgröße nehmen jährlich mehrere hundert Kinder teil. Doch in Erkrath kommt das Ganztagsbetreuungsangebot für Schüler der 5. und 6. Klassen in den Ferien, das es erst seit 2017 gibt, nur langsam in Schwung – obwohl es besonders für berufstätige Eltern attraktiv sein dürfte. Zuletzt nahmen 22 Kinder teil. Wie erklärt sich die vergleichsweise zurückhaltende Nachfrage? Wo hakt es?
Das wollte Reinhard Knitsch von den Grünen jetzt im Jugendhilfe-Ausschuss wissen. Er ist sicher, dass es auch in Erkrath einen größeren Bedarf für ein solches Angebot gibt. Macht die Stadt zu wenig Werbung für das Programm, das der Ratinger Verein „interaktiv“in ihrem Auftrag gestaltet? Ist es noch zu wenig bekannt? Oder liegt es doch daran, dass die meisten Eltern mit 100 Euro, die für eine Woche Ferienbetreuung inklusive Mittagsmahlzeit und Ausflügen fällig werden, einfach zu tief in die Tasche greifen müssen?
An mangelnder Werbung könne es nicht liegen, ist sich Erkraths Beigeordneter Ulrich Schwab-Bachmann sicher. Seine Vermutung: Viele Kinder haben wohl einfach keine Lust, auch in den Ferien so früh aufzustehen. Denn die Betreuung für Kinder nach der Grundschulzeit beginnt, angepasst an die Arbeitszeiten der Eltern, um 8 Uhr. Damit gab sich Knitsch aber nicht zufrieden.
Er vermutet, dass die 100 Euro Kosten pro Ferienwoche (Geschwisterkinder halber Preis) für viele Eltern, vor allem für Alleinerziehende, zu hoch sind und daher abschreckende Wirkung haben. Sein Appell an die Verwaltung: Noch einmal über eine Kostenstaffelung nachdenken und das Angebot damit für Geringverdiener attraktiver gestalten.
Denn obwohl das Jugendamt erklärt, sich umgehört zu haben und die 100 Euro pro Woche für vertretbar hält – bei den Kosten ist Erkrath Spitzenreiter im Kreis: Ratingen etwa nimmt für zwei (!) Wochen Sommerferien-Betreuung 130 Euro. 2018 haben sich dort 192 Kinder vergnügt. In Mettmann, wo jährlich rund 100 Kinder die von der Diakonie organisierte Stadtranderholung besuchen, werden für ganze drei Wochen 170 Euro fällig. Die Diakonie kümmert sich auch um Spenden für das Programm, wird beispielsweise vom Lions Club unterstützt. Wülfrath lässt sich sein Angebot mit 40 Euro pro Woche bezahlen und Heiligenhaus mit 43 Euro. Haan berechnet die Kosten nach dem Verdienst der Eltern. Diese Variante wird von der Erkrather Verwaltung aber abgelehnt mit dem Argument, sie sei zu aufwändig. Um berufstätigen Eltern die Ferienplanung zu erleichtern, garantiert die Stadt allerdings, dass die Betreuung durch „interaktiv“auch 2019 wieder in der Realschule an der Karlstraße stattfindet – unabhängig davon, wie viele Kinder angemeldet werden. Termine: In den Osterferien vom 23. bis 26. April, Sommerferien 22. Juli bis 16. August (in dieser Zeit auch für Schüler der vierten Klassen), Herbstferien 21. bis 25. Oktober. Nähere Informationen und Anmeldung bei „interaktiv“unter Telefon 02102 879900, Mail info@interaktiv-schule.de, www.interaktiv-schule.de.
Sehr viel besser als mit der Ferienbetreuung für die Größeren läuft es mit dem „Ferienspaß“, den das Erkrather Jugendamt seit Jahren selbst organisiert und fleißig bewirbt. Er bündelt einzelne kürzere Unternehmungen, Ausflüge und Kurse. 2018 machten 446 Kinder mit – die meisten, 105, beim Projekt „Circus Zappzarap“.