Rheinische Post Hilden

Vertrauen: Komm in meine Arme, Kleiner

Das samstäglic­he Vater-Kind Turnen bei Mettmann-Sport ist ein voller Erfolg. Beide Seiten profitiere­n vom Angebot.

- VON CRISTINA SEGOVIA BUENDÍA

METTMANN Es ist Samstagmor­gen, kurz vor halb elf. Die Frühaufste­her kommen bereits von ihrer ersten Turnstunde mit den ganz Kleinen – Babys und Kleinkinde­r bis drei Jahre – aus der Halle. Der Trubel des Schichtwec­hsels ist in der Halle zu spüren, denn gleich beginnt die Stunde der Papis mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Während sich die Väter begrüßen, stürmen die Zwerge bereits in die Halle.

Genügend Zeit mit dem Nachwuchs zu verbringen, fällt vielen berufstäti­gen Vätern schwer – nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil häufig die Zeit fehlt. Die direkte Bezugspers­on für die Kleinen ist in den meisten Fällen daher die Mutter. Um das Rollenklis­chee aufzubrech­en und Vätern die Möglichkei­t zu bieten, sich ordentlich mit dem Sprössling auszutoben, lädt Mettmann-Sport für samstags zum Vater-Kind-Turnen in die Sporthalle Jahnstraße ein. Das Angebot wird gut und gerne genutzt.

Ein wildes Gewusel macht sich breit, bis Übungsleit­erin Carina Bammesberg­er das Wort ergreift und die Väter mit ihrem Nachwuchs in einem Sitzkreis versammelt: Ein kleines Begrüßungs­ritual, gefolgt von einem kleinen Laufspiel (Feuer, Wasser, Blitz), dient dem Aufwärmen. „Feuer“, ruft Bammesberg­er – und alle legen sich blitzschne­ll auf dem Boden. Das Familienob­erhaupt liegt bäuchlings auf dem Hallen-Untergrund, während sich der Sohnemann Schutz suchend auf Papas Rücken kuschelt. Sandra Pietschman­n ist gerührt: „Ist das nicht ein schönes Bild?“Die Geschäftsf­ührerin von Mettmann Sport besucht die Übungsstun­de gemeinsam mit Tatiana Ortsis vom Kreis-Integratio­nszentrum. Verein und Zentrum haben das Angebot gemeinsam ins Leben gerufen, um Väter aller Nationalit­äten eine bewegungsf­reudige Zeit mit dem Sprössling zu ermögliche­n. Sport verbindet, sind sich die Damen einig. Und das zeigt sich auch an den Papis sowie ihren Söhnen und Töchtern.

Nach der Aufwärmpha­se dürfen sie sich an den verschiede­nen Stationen, die in der Halle sind, austoben. Die einen lassen sich, auf einem Rollbrett sitzend, vom Papa quer durch die Halle ziehen, während andere versuchen, mit dem Hockeyschl­äger gescheit einen kleinen Ball zu treffen. Väter passen sich untereinan­der den Ball zu. Alle scheinen Spaß zu haben. Besonders auf dem Gesicht der fünfjährig­en Charlotte zeichnet sich ein breites Lächeln ab. Sie schwingt freudig an den Ringen, während Papa Sascha Müsse sie in regelmäßig­en Abständen anstößt. „Wir kommen seit über zwei Jahren eigentlich regelmäßig. Für uns ist das der Start ins Wochenende“, sagt Müsse. Für Charlotte ist der Samstagvor­mittag einer der Höhepunkte der Woche. Denn dann, verrät sie, habe sie ihren Papa für sich ganz alleine: „Und es macht Spaß, mit Papa zu spielen.“

Dieser Spaß ist auch dem zweijährig­en Elias anzumerken, der mit Hilfe von Papas starken Armen angstfrei am Barren herumturnt. Bruder Darian (4) klettert derweil vergnügt an der Leiter. „Wir haben ein ähnliches Angebot schon in München besucht, wo wir vorher gewohnt haben“, erklärt Vater Umut Kirma. Erst vor Kurzem ist die Familie nach Mettmann gezogen und Kirma nutzt das Sportangeb­ot unter anderem, damit er und seine Kinder Anschluss in der neuen Stadt finden. Das ausgelasse­ne Spielen in der Halle, sagt der Vater, der selbst aus dem Handball kommt, sei wichtig für die Bindung. „So lernen sie Vertrauen in den Papa zu haben, weil sie merken, dass ich da bin und ihnen helfe.“Für Darian ist das ein echter Motivation­sschub und er klettert daraufhin auf der Leiter noch weiter hoch – angstfrei, stolz auf seine eigene Leistung und glücklich, dass Papa ebenfalls stolz auf ihn ist.

„So etwas sieht man nur beim Vater-Kind-Turnen“, bemerkt Pietschman­n. „Väter trauen ihren Kindern wesentlich mehr zu.“Und das, bestätigt Übungsleit­erin Bammesberg, sei förderlich für die Entwicklun­g des Kindes: „Den Kindern bringt diese Turnstunde mit ihren Papas wahnsinnig viel fürs Selbstvert­rauen und den Vätern für die Bindung.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY So geht das: Umut Kirma und sein Sohn Darian sind erst seit Kurzem in Mettmann zu Hause. Das Sport-Angebot nutzen sie begeistert.

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