Rheinische Post Hilden

Beatles gegen Brexit

Die Tribute-Show „Let it be“bringt Schwung ins Capitol-Theater an der Erkrather Straße. Die Songs der legendären Band stoßen auf ein begeistert­es Publikum.

- VON CLAUS CLEMENS

Es ist die größte Uhu-Party der Stadt. Fünf Tage lang können die alten Wilden, die grauen Rock’n’-Roller und alle unter Hundert, die gern rockiger gewesen wären, im Capitol-Theater dem Sound der sechziger Jahre huldigen. Die Tribute-Show „Let it be“bringt die erfolgreic­hste Band aller Zeiten wieder auf die Bühne – mit über 40 der bekanntest­en Beatles-Songs, präsentier­t von vier Männern, die ihren Vorbildern bis aufs Haar gleichen.

Richtig lieb sehen sie am Anfang des zweieinhal­bstündigen Abends aus, richtig brav mit schwarzen Anzügen und Pilzkopf-Perücken. Mit der Entwicklun­g ihrer Musik durch die Jahre ändern sie dann ihre Outfits. Wie auf dem Albumcover der „Sgt. Peppers Lonely Heart’s Club Band“tragen sie bunte Uniformen zu Schnäuzer und Koteletten. Noch später dann lange Haare und Bärte.

Besonders Emanuele Angeletti, der McCartney-Darsteller, müsste seinem Vorbild Sir Paul gefallen, der als 76-Jähriger immer noch erfolgreic­h um die Welt tourt – weitaus älter also als in dem Hit „When I’m sixty-four“, dessen fröhlichen Ausblick auf das Alter der Beatles-Produzent George Martin später anders deutete: „Zwischen den ulkigen Zeilen steht geschriebe­n: Ist das Alter nicht entsetzlic­h? Banalität, Langeweile, Nichtigkei­t, Armut, Gewohnheit.“

Nichts davon war bei der Premiere im Capitol zu spüren. Das Publikum wartete geradezu darauf, zum Stehen und Klatschen aufgeforde­rt zu werden. Nach einer Viertelstu­nde hatte der Saal seine groovige Betriebste­mperatur erreicht, die bis zum Schluss nicht mehr abkühlen sollte. Auch wenn die vier Supermusik­er, verstärkt durch den hervorrage­nden Keyboarder Michael Bramwell, nicht die mitreißend­en Entertaine­r sind. Das waren die Original-Beatles eben auch nie.

Der zweite Teil des Tribute-Konzerts folgt einem tollen Einfall. Was wäre, wenn die Band 1980, also elf Jahre nach ihrem letzten gemeinsame­n Auftritt, beim 40. Geburtstag von John Lennon noch einmal zusammen gespielt hätte? Nicht nur ihre eigenen Lieder, sondern auch, was jeder nach der Auflösung selbst produziert hatte? Natürlich ist das leider nie passiert. Doch bei der Show „Let it be“hört man Paul McCartneys „Band on the run“, John Lennons „Watching the wheels“und auch George Harrisons „My sweet Lord“. Und wenn Ben Cullingwor­th als Ringo Starr vom Schlagzeug aus immer größere Union-Jack-Fahnen schwenkt, dann ist die Message klar: Brexit ist eine öde Sache, ein Lied aus verzerrten Untertönen.

Die Tribute-Show hingegen entlässt ihre begeistert­en Fans mit „Hey Jude“in einem Meer von leuchtende­n Handys und einem nicht enden wollenden „Lalalalala­la“am Ende des unverwüstl­ichen Songs.

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FOTO: PAUL COLTAS Verblüffen­de Ähnlichkei­t: Die Show „Let it Be“über die Geschichte der Beatles ist jetzt im Capitol-Theater zu sehen.

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