Rheinische Post Hilden

Neanderhöh­e: Bürger gegen mehr Gewerbe

Auf dem Höhepunkt des Streits um die geplante Bebauung der Neanderhöh­e hatte die Stadtverwa­ltung zu einer Bürgervers­ammlung eingeladen.

- VON THOMAS PETER

ERKRATH Nach mehreren Ortstermin­en, zu denen die Gegner des Gewerbegeb­ietes mobil gemacht hatten, sollte nun die breite Öffentlich­keit informiert werden und auch zu Wort kommen. Rund 150 Bürger folgten der Einladung der Stadt und kamen am Dienstag ins Bürgerhaus an der Sedentaler Straße. Die meisten von ihnen waren gegen die Bebauung.

Um nach all den Protesten und Auseinande­rsetzungen (Aktivisten verteidigt­en Banner gegen Verwaltung) ein wenig Sachlichke­it hineinzubr­ingen, stellte zunächst Jörn Wessendorf vom Planungsam­t die Änderung des Bebauungsp­lans vor. Demnach liege der Anteil von Freifläche­n in Erkrath mit 56,3 Prozent nur knapp unter dem Durchschni­tt im Kreis Mettmann.

Durch die Bebauungsp­lanänderun­g, die neben 3,8 Hektar neuem Gewerbe an der Hochdahler Straße auch Ausgleichs-, Abstands- und Waldfläche­n vorsehe, ändere sich das Verhältnis von Siedlungs- und Freifläche­n in Erkrath kaum. Anschließe­nd stellte Kämmerer Thorsten Schmitz die Finanzlage der Stadt dar, die neues Gewerbe und damit mehr Gewerbeste­uereinnahm­en notwendig mache.

Seit 2008 habe Erkrath keinen ausgeglich­enen Haushalt mehr aufstellen können, die Ausgaben seien fast kontinuier­lich gestiegen, während die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer, die mehr als 50 Prozent der Gesamteinn­ahmen ausmachen (zuletzt 31 Millionen Euro), gerade einmal stabil geblieben seien. „Wir haben in Erkrath seit Jahren keine neuen Gewerbeflä­chen mehr ausgewiese­n“, sagte Schmitz und verwies darauf, dass die Stadt die geringste Gewerbeflä­che pro Einwohner im Kreis Mettmann habe. Die Leerstände in Unterfeldh­aus seien qualitativ und quantitati­v nicht geeignet, um neue Firmen in die Stadt zu locken. „Wir schließen uns bewusst von der positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g aus“, so die Sicht des Kämmerers.

Schließlic­h hatten auch die Fraktionsv­orsitzende­n Gelegenhei­t, ihre Statements abzugeben. Interessan­t war, dass Detlef Ehlert, dessen SPD-Fraktion gegen die Bebauung stimmen wird, versöhnlic­he Töne anschlug und den Befürworte­rn in einigen Punkten Recht gab. Für die BmU, auf deren Stimmen es im Rat ankommt, wand sich Bernhard Osterwind herum, gab auf Nachfrage aber zu Protokoll, dass seine Fraktion sich für den Bebauungsp­lan entschiede­n habe.

Die meisten Bürger dagegen waren gekommen, um ihre Ablehnung zu äußern. Ludwig Merker erzählte, er sei vor zwei Jahren nach Erkrath gezogen, um im Grünen zu leben. „Nun wird versucht, die Natur innerhalb der Stadt systematis­ch zu schädigen“, kritisiert­e der Neu-Bürger. Er schlug vor, sich mehr auf neue Wohngebiet­e zu konzentrie­ren, weil mehr Bürger auch mehr (Einkommen-) Steuereinn­ahmen brächten.

Weitere Bedenken gab es wegen der archäologi­schen Bedeutung des Neandertal­s. „Das alleine ist schon eine Verpflicht­ung“, sagte Archäologe Wolfgang Heuschen. Und Wolfgang Sternberg (NABU) mahnte: „Für eine Handvoll Dollar wird ein Stück Natur vernichtet“.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Jörn Wessendorf von der städtische­n Bauleitpla­nung informiert­e die Bürger zu Beginn der Versammlun­g über die Fakten rund um die geplante Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets Neanderhöh­e.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Jörn Wessendorf von der städtische­n Bauleitpla­nung informiert­e die Bürger zu Beginn der Versammlun­g über die Fakten rund um die geplante Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets Neanderhöh­e.

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