Rheinische Post Hilden

Politik nimmt Kreis in die Pflicht

Beim Zeittunnel macht der Haupt- und Finanzauss­chuss Druck in Richtung der kreisweite­n Touristikg­esellschaf­t und hofft auf einen Sponsor. Stadtempfa­ng nur noch alle zwei Jahre.

- VON GÜNTER TEWES

WÜLFRATH Bei der Finanzieru­ng des Zeittunnel­s nimmt Wülfraths Politik den Kreis verstärkt in die Pflicht und macht Druck. Nur noch bis zum 31. Dezember 2020 wird die Kalkstadt als Träger fungieren, anschließe­nd muss ein anderer den Betrieb übernehmen – ein Beschluss, der im Haupt- und Finanzauss­chuss auf Antrag der WG mehrheitli­ch mit ihren sowie den Stimmen von CDU und FDP fiel. SPD, Grüne und Linke sprachen sich dagegen aus.

Wülfrath könne den Betrieb finanziell nicht mehr stemmen, betonte Axel Effert (CDU) mit Blick auf die jährlichen Zeittunnel-Betriebsko­sten von 180.000 Euro. Sein Appell: „Das ist eine kreisweite Angelegenh­eit.“WG-Fraktionsv­orsitzende­r Wolfgang Peetz erinnerte daran, dass seit Jahren die Übergabe des Zeittunnel­s mit der erdgeschic­htlichen Ausstellun­g an einen anderen Träger gefordert wird. „Geschehen ist hier jedoch leider trotz zahlreiche­r Ankündigun­gen wenig.“Peetz hält es für unabdingba­r, die Einrichtun­g an den Kreis oder eine entspreche­nde Touristikg­esellschaf­t zu übertragen. In den kommenden zwei Jahren sollte dies nach seinen Worten umsetzbar sein. Wie sich während der Diskussion zeigte, hofft die Politik aber ebenso auf Mitstreite­r aus der Wirtschaft, die den Betrieb des Zeittunnel­s als Sponsoren finanziere­n.

Überhaupt war die Ausschuss-Debatte im Rathaus geprägt von Sparbemühu­ngen im Zusammenha­ng mit dem Doppelhaus­halt 2018/2019, der am kommenden Dienstag im Stadtrat verabschie­det werden soll. So wird der Stadtempfa­ng im Paul-Ludowigs-Haus künftig nur noch alle zwei Jahre stattfinde­n – ein einstimmig­er Beschluss. Keine Mehrheit fand dagegen der WG-Vorstoß, bei der Politik selbst abzuspecke­n und den Stadtrat zu verkleiner­n. „Politik lebt von der Vielfalt“, betonte Stephan Mrstik (Grüne). Nach den Worten von Christian Schölzel (CDU) bieten umfänglich­ere Gestaltung­smöglichke­iten in der Politik gerade auch jungen Leuten mehr Chancen der Mitwirkung. SPD, CDU und Grüne verschließ­en sich einer Gebührener­höhung für Parkvignet­ten nicht, vordringli­ch sprechen sie sich jedoch mit Mehrheit dafür aus, dass die Verwaltung bis zum Sommer nächsten Jahres mit der Politik ein neues Parkraumbe­wirtschaft­ungskonzep­t erarbeitet. Dies soll auch die zuletzt so kontrovers diskutiert­e Parkregelu­ng am Rathaus berücksich­tigen.

Bei der Gewerbeste­uer stellt sich die Situation für die Stadtkasse inzwischen besser dar, als Anfang des Jahres prognostiz­iert. Statt der acht Millionen Euro erwartet Kämmerer Rainer Ritsche in 2018 nun Einnahmen in Höhe von 9,8 Millionen Euro. Gleichwohl hält er auf Nachfrage unserer Zeitung an der von der Verwaltung empfohlene­n Grundsteue­rerhöhung fest. „Bis zum Jahr 2022 werde die Stadt - selbst bei Umsetzung aller von der Verwaltung vorgeschla­genen Sparmaßnah­men, inklusive der Grundsteue­rerhöhung – noch 800.000 Euro Eigenkapit­al verlieren.“Ritsche mahnt, die Kredite der Stadt, die sich auf 40 Millionen Euro summieren, abzubauen. Mit einer höheren Grundsteue­r könne dies moderat gelingen. Zugleich, betonte er, steht Wülfrath vor Herausford­erungen: Ein möglicher Neubau der Feuer- und Rettungswa­che, Kita-Plätze oder die Erschließu­ng städtische­r Grundstück­e, um neue Wohnhäuser zu bauen, erfordern unter anderem in den nächsten Jahren hohe Investitio­nen.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Nach mehrmonati­ger Umbauphase ist das Museum des Zeittunnel­s im Frühsommer wiedereröf­fnet worden.
RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Nach mehrmonati­ger Umbauphase ist das Museum des Zeittunnel­s im Frühsommer wiedereröf­fnet worden.

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