Rheinische Post Hilden

Kunst-Nachschub für den Nachwuchs

Die Kinder- und Jugendarto­thek im Wilhelm-Fabry-Museum stockt regelmäßig ihr Angebot mit neuen Exponaten auf.

- VON DANIELE FUNKE

HILDEN Die kleine Lila betrachtet fasziniert die große Leinwand, runzelt die Stirn, als müsse sie überlegen, aber schließlic­h hat die Sechsjähri­ge ihr Urteil gefällt. „Das Mädchen auf dem Bild sieht aus wie eine Prinzessin, die finde ich gaaaaanz schön.“

„Portrait der Isabella de’ Medici“heißt das Werk von Agnolo Bronzido aus dem 16. Jahrhunder­t, es ist eins von zehn neuen Kunstbilde­rn, die die Kinder- und Jugendarto­thek in ihr Angebot aufgenomme­n hat. „Natürlich ist das nur ein Nachdruck“, sagt Museumslei­ter Wolfgang Antweiler, „zum einen können wir die Originale teilweise ja gar nicht bezahlen, zum andere werden die Exponate ja verliehen, sodass immer etwas dran kommen könnte.“Bislang allerdings sei noch nie etwas passiert, sagt Kunsthisto­rikerin Sandra Abend, die die neuen Werke gezielt ausgewählt hat. „Es ist uns immer wichtig, einen Querschnit­t der Kuns- und Kulturgesc­hichte anbieten zu können und natürlich suchen wir auch immer nach den prägnanten Werken der einzelnen Epochen.“

Gemeinsam mit Vorschulki­ndern der Kita „Die Arche“und deren Erzieherin­nen sitzt die Kunsthisto­rikerin im Kreis. Das Portrait der Isabella dürfen jetzt alle einmal genau anschauen und sagen, was ihnen daran auffällt. „Die hat ja ein weißes Kleid an“, sagt Sunna. Emily fällt der Goldschmuc­k auf. Und wie auch schon die kleine Lila sind sich alle ziemlich sicher: Das kann nur eine Prinzessin sein. Eren schnipst aufgeregt. „Guck mal, die hat besondere Finger.“Sandra Abend lacht. „Du meinst sicher die Haltung. Ja, tatsächlic­h, sie hält sehr sorgfältig die Kette in den Fingern, sehr edel. Es ist ein Mädchen aus reichem Hause.“Auch Paul Klees „Kamel in rhythmisch­er Baumlandsc­haft“begeistert die Kinder.

„Wir haben sehr viele Gruppen oder Schulklass­en die uns besuchen“, erläutert Sandra Abend, der die Arbeit mit den Kindern offensicht­lich viel Freude bereitet „aber es gibt auch viele junge Privatpers­onen, die herkommen und sich dann auch tatsächlic­h Bilder ausliehen, teilweise immer wieder über Jahre hinweg.“Rund 300 Exponate umfasst die seit 1998 bestehende Arthothek, die allermeist­en davon sind Bilder.

Auch die „Schlauen Füchse“– so nennen sich die Vorschulki­nder der Arche – möchten ein neues Bild mitnehmen, das „Alte“haben sie sorgfältig verpackt wieder mitgebrach­t. Diesmal dürfen die Kinder demokratis­ch abstimmen zwischen „Isabella“, dem Paul Klee-Bild und einem dritten Werk von William Turner aus der Romantik. Und es ist eindeutig: Das farbenpräc­htige Kleebild macht das Rennen und wird für die kommenden Wochen den Flurbereic­h der Kita verschöner­n. „Ich freu mich“, jubelt auch Erzieherin Petra Fischer, „das hätte ich nämlich auch gewählt.“Ein Junge entdeckt plötzlich noch Edward Muchs „Der Schrei“. „Guckt mal“, ruft er aufgeregt, „den kenn ich. Das ist der Emoji von Papas Handy, der mit dem aufgerisse­nen Mund.“

 ?? FOTO: KÖHLEN ?? Lila (6), Kunsthisto­rikerin Sandra Abend, Eren (5) und Luke (5) begutachte­n die neuen Werke der Artothek.
FOTO: KÖHLEN Lila (6), Kunsthisto­rikerin Sandra Abend, Eren (5) und Luke (5) begutachte­n die neuen Werke der Artothek.

Newspapers in German

Newspapers from Germany