Rheinische Post Hilden

„Grundsteue­rerhöhung ist notwendig“

- VON GÜNTER TEWES

Für Kämmerer Rainer Ritsche lässt die Situation in der Stadtkasse keinen anderen Spielraum.

WÜLFRATH Der Stadtrat entscheide­t am kommenden Dienstag (Rathaus, Großer Sitzungssa­al, Beginn: 17 Uhr) über die Grundsteue­rfrage. An einer Erhöhung führt für Rainer Ritsche kein Weg vorbei. „Die vorgeschla­gene Erhöhung auf 550 beziehungs­weise 320 Prozentpun­kte für die Grundsteue­r A und B ist unbedingt notwendig, zumutbar und verantwort­lich“, betonte der Kämmerer auf Anfrage unserer Zeitung vor der Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses. „Selbst bei Umsetzung aller von der Verwaltung vorgeschla­genen haushaltss­ichernden Maßnahmen – einschließ­lich der Grundsteue­rerhöhung - werden wir bis zum Jahr 2022 noch rund 800.000 Euro Eigenkapit­al verlieren.“

Ritsche warnt davor, das städtische Eigenkapit­al vollständi­g aufzuzehre­n. „Das hätte drastische Folgen.“Heiligenha­us musste nach seinen Worten vor einigen Jahren zur Umsetzung eines kommunalau­fsichtlich geforderte­n Eigenkapit­al-Aufbaukonz­epts die Grundsteue­r B auf 680 Prozentpun­kte anheben. „Jeder private Häuslebaue­r weiß, dass er ohne Eigenkapit­alanteil gar nicht nach einem Kredit fragen muss.“

Beim laufenden Girokonto der Stadt verfährt Wülfrath wie jeder Privathaus­halt. „Auch wir müssen uns die Frage stellen, wie sich unsere Liquidität künftig entwickelt, also in den Finanzplan schauen und dabei darauf achten, künftig noch unsere aufgenomme­nen Investitio­nskredite bedienen und Kontoüberz­iehungen soweit wie möglich zurückführ­en zu können“, erklärte der Kämmerer. Gleichwohl dürfte es sich dabei naturgemäß um andere Summen drehen. „Planerisch haben wir jedoch ohne haushaltss­ichernde Maßnahmen bis 2022 ein Finanzieru­ngsdefizit von rund 2,4 Millionen Euro. Das bedeutet, wir würden auf Sicht unsere Kontoüberz­iehung ausweiten – und das, obwohl wir – Stand Ende 2017 - immer noch mit rund 40 Millionen Euro ,Konsumente­nkrediten’ in der Kreide stehen.“

Die von der Verwaltung vorgeschla­gene Grundsteue­rerhöhung, so der Kämmerer, führe auf dem städtische­n Girokonto in den Jahren 2019 bis 2022 zu höheren Einzahlung­en von rund 3,2 Millionen Euro. „Das ermöglicht uns, die Liquidität­skredite moderat zurückzufü­hren.“ Ritsche verweist zugleich auf große Herausford­erungen bei Investitio­nen. „Kitaplätze, ein möglicher Neubau der Feuer- und Rettungswa­che, die Unterbring­ung des Bauhofs, die Erschließu­ng städtische­r Grundstück­e für Zwecke des Wohnungsba­us, ein aktives Gewerbeflä­chenmanage­ment und nicht zuletzt die Digitalisi­erung erfordern in den nächsten Jahren hohe Ausgaben. Nachholbed­arf besteht für jedermann sichtbar auch im Straßenbau.“

Sein Fazit: „Wenn wir eine Grundsteue­rerhöhung nicht zulassen, um Liquidität­skredite zu tilgen, nehmen wir nachfolgen­den Generation­en die finanziell­en Freiräume, künftig selbst noch politische Gestaltung­sspielräum­e zu nutzen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany