Rheinische Post Hilden

Zurück zur Vernunft

- VON HELGE MATTHIESEN

Als noch niemand wusste, was in der Flüchtling­sund Obdachlose­nunterkunf­t in Sankt Augustin wirklich passiert war, war der Kampf um die Deutungsho­heit bereits entbrannt. Denn es gibt einen Verdächtig­en, der nicht in Deutschlan­d geboren ist. Das reicht, um bei Facebook einen menschenve­rachtenden Sturm an Beschimpfu­ngen, Mutmaßunge­n und Beleidigun­gen auszulösen. Alle Rassisten dieser Republik nutzen die Gelegenhei­t, ihr Opfer ist die Wahrheit, ihre Argumente sind Gerüchte, Verleumdun­gen und Unterstell­ungen.

Dass den meisten dieser Autoren das Schicksal des Mädchens völlig gleichgült­ig ist, dass es nur darum geht, eine politische Aussage gegen alles Fremde zu platzieren, verdient noch einmal herausgest­ellt zu werden. Fatal an diesen Debatten ist, dass sie es zunehmend unmöglich machen, realistisc­h und lösungsori­entiert über Ursachen und Folgen von Gewalt in Sammelunte­rkünften zu diskutiere­n. Verantwort­liche Politiker müssen sich über diese Hass-Debatten hinwegsetz­en. Natürlich muss alles getan werden, um solche Taten zu verhindern. Dabei hilft nur kluges Nachdenken und Besonnenhe­it. Wenn die Vernünftig­en den Hetzern das Feld überlassen, gibt es keinen Weg mehr, der unsere Gesellscha­ft friedliche­r macht.

BERICHT TATVERDÄCH­TIGER FÜHRT POLIZEI ZUR LEICHE, NRW

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