Rheinische Post Hilden

Neanderhöh­e erhitzt die Gemüter

Im Ausschuss kam es zu heftigen Auseinande­rsetzungen zwischen Befürworte­rn und Gegner des Gewerbegeb­ietes.

- VON THOMAS PETER

Erkrath Trotz aller Proteste befindet sich das geplante Gewerbegeb­iet Neanderhöh­e auf der Zielgerade­n. Der Planungsau­sschuss (PlUV ) hat nun die erforderli­che Flächennut­zungsplanä­nderung beschlosse­n. Der entspreche­nde Bebauungsp­lan wurde nicht, wie von den Grünen gefordert, in den nächsten Planungsau­sschuss vertagt, sondern lediglich um eine Woche an die Ratssitzun­g am kommenden Dienstag verwiesen.

Die Fronten sind verhärtet. Die BmU, auf deren Umschwenke­n die zahlreiche­n Gegner gehofft hatten, bleiben bei ihrer Position. Sie forderten lediglich, die Beschlussv­orlage für den Rat in drei Punkten nachzubess­ern.

Wegen der emotionale­n Aufladung des Themas war die Ausschusss­itzung vom Rathaus in den großen Saal des Bürgerhaus­es Hochdahl verlegt worden. Zahlreiche Anwohner der Neanderhöh­e und weitere Gegner der Bebauung folgten der Einladung und machten ihrer Wut Luft, mit Zwischenru­fen und Applaus. Die Spannung übertrug sich auch auf die Ausschussm­itglieder. Persönlich­e Angriffe wurden ausgetausc­ht, immer wieder fiel das Wort „unredlich“, und Peter Knitsch (Grüne) warf der CDU vor, im Gegensatz zu ihm könnten sie keine ihrer Behauptung­en belegen. Daraufhin platzte Winfried Schmidt (CDU) der Kragen: „Sie reizen jeden hier. Was Sie sagen ist unredlich, demagogisc­h und eine reine Provokatio­n“.

Zu Beginn waren noch einmal alle Argumente auf den Tisch gelegt worden, die gegen die Bebauung sprechen. Wolfgang Sternberg (NABU) zählte auf: erstens der Verlust des Biotops an sich, zweitens der zu geringe Puffer zum Flora-Fauna-Habitat Neandertal; drittens der Verlust der landwirtsc­haftlichen Fläche und viertens die Nähe zur Fundstelle des Neandertal­ers.

Die Idee, dort zu bauen, wo möglicherw­eise noch weitere archäologi­sche Funde zu erwarten seien, bezeichnet­e Sternberg als „Treppenwit­z“. Peter Knitsch erinnerte daran, dass vor einem Jahr der Rückgang der Insektenma­sse um 70 Prozent bekannt geworden war. „Es herrschte hektische Betriebsam­keit, überall Blühwiesen anzulegen. Doch nun soll mit der Neanderhöh­e ein Vielfaches an Fläche vernichtet werden“. Obwohl die Wiese derzeit brachliegt, warnte Knitsch vor dem Verlust der landwirtsc­haftlichen Fläche.

Außerdem gab es noch Streit, ob und wie viel Leerstände für Gewerbe in Unterfeldh­aus vorhanden seien, die die Neanderhöh­e überflüssi­g machen sollten. Jeder hatte im Internet eigene Recherchen angestellt, doch wer nun Recht hatte, konnte nicht abschließe­nd geklärt werden. Bernhard Osterwind (BmU) machte Zugeständn­isse an die Gegner: Bevor der Bebauungsp­lan beschlosse­n werde, müssten die Fragen nach der Archäologi­e und der finanziell­en Umlage der Ausgleichs­flächen vernünftig geregelt werden. Außerdem solle bei den Ausgleichs­flächen nicht nur der Bodentyp, sondern auch die Bodenquali­tät berücksich­tigt werden. Die Grünen fanden, das wäre nur dann ehrlich, wenn man sich für die Ausarbeitu­ng bis zum nächsten PlUV Zeit nehme. Das wurde aber von der Mehrheit abgelehnt. Die Entscheidu­ng fällt am 11. Dezember im Rat.

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RP-ARCHIVBILD: ACHIM BLAZY Vor einem Monat gab es einen Gesprächst­ermin vor Ort: Die Naturschut­zgemeinsch­aft Neandertal hatte zur Begehung des strittigen Gebiets eingeladen.

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