Vermittler statt Königsmacher
Beide NRW-Kandidaten sind bei der Wahl zum CDU-Vorsitz gescheitert. Für Landeschef Armin Laschet drängt sich jetzt die Rolle des Moderators zwischen den Parteiströmungen auf. So könnte er auch den Einfluss seines Landesverbands in Berlin weiter stärken.
HAMBURG/DÜSSELDORF Für den nordrhein-westfälischen CDU-Landesvorsitzenden Armin Laschet war die Sache eigentlich klar: Inhaltlich ist er nahe bei der neuen Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Trotzdem hat er seinem Landesverband kein Votum vorgegeben. Nicht nur, weil zwei Bewerber aus NRW kamen, die freilich unterlagen. Laschet hat nicht einmal regionale Vorgaben gemacht. Anders als im Saarland oder auch in Baden-Württemberg war die Stimmung im größten Bundesland nicht einheitlich. Deshalb gab es bei dieser Wahl auch nicht den Ausschlag.
Die Delegierten quittierten die unklare Haltung mit einem Denkzettel für Laschet. Er bekam bei der Wahl der Parteivizes nur 75,6 Prozent, sein bislang zweitschlechtestes Ergebnis. Zudem ging es zum ersten Mal für ihn nicht nach oben.
Das Dilemma zeigte sich übrigens schon bei Laschet selbst. Er hat auf eine Kandidatur verzichtet, obwohl er Chancen hatte. Er gab sich zwar Bedenkzeit. Aber nach der klaren Ansage des Sauerländers Friedrich Merz war für den ehrgeizigen Ministerpräsidenten die Chance erst einmal vorbei. Immerhin wäre unter Karrieregesichtspunkten eine Wahl von Merz nicht so schlecht gewesen. Er hätte nach ihm eine Chance auf höhere Ämter gehabt. Denn Merz (63) ist älter als „AKK“(56).
Jetzt läuft alles auf eine Kanzlerkandidatur Kramp-Karrenbauers hinaus. Der 57-jährige Laschet ist in der gleichen Generation wie die Saarländerin. Üblicherweise stellt eine Generation nur einen Kanzler. Und die führungsstarke und beliebte Kramp-Karrenbauer dürfte den Vorsitz auch für eigene Ambitionen nutzen. NRW ist aus der Rolle des Königsmachers herausgetreten.
Für Laschet bleibt aber eine andere Rolle, die ihm viel Prestige und am Ende womöglich auch einen Berliner Job einbringen könnte, sollte er das anstreben. Seine Künste als Vermittler sind nämlich gefragt. Kramp-Karrenbauer gilt als Sozialpolitikerin und Gegnerin einer neoliberalen Wirtschaftsordnung. Der Wirtschaftsflügel um Wolfgang Schäuble wollte aber mit Merz den Aufbruch aus der angeblichen „wirtschaftlichen und digitalen Verkrustung“. Laschet hat sozialpolitische Kompetenz, aber immer auch den engen Kontakt zur Industrie gesucht. „Wir brauchen die Industrie“ist geradezu einer seiner Leitsätze. Zugleich hat er immer den Kontakt zu Merz gehalten.
Ein solcher Ausgleich ist bitter nötig. Denn trotz des fairen Wettbewerbs zwischen den drei Kandidaten hat die Abstimmung Gräben aufgerissen. Alle drei Lager haben massiv für ihre Frontleute gekämpft – nicht immer mit ganz