Rheinische Post Hilden

Erstlingsw­erk kommt auf die Leinwand

Regisseur Jan Oberdick wagt sich mit dem Roman der Erkrather Künstlerin Claudia Birkheuer an seinen ersten Spielfilm.

- VON NICOLE MARSCHALL

ERKRATH Claudia Birkheuer und Jan Oberdick sind sich sicher, dass das Schicksal sie zusammenge­führt hat: die Autorin und ihr Erstlingsw­erk auf der einen und der junge Produzent und sein Langfilm-Debüt auf der anderen Seite.

Die Freundin seines Bruders hatte Oberdick auf Birkheuers ersten Roman „Die Karriere der Christina Siemon“aufmerksam gemacht und meinte, das könne vielleicht „etwas für ihn sein“. Oberdick verschlang das mehr als 160 Seiten umfassende großformat­ige Buch in wenigen Stunden und war so begeistert, dass er sich gleich mit der Erkrather Autorin in Verbindung setzte. „Das ist eine Geschichte, die ich so noch nicht gehört habe. Der Roman hat Elemente aus Drama, Thriller und Schwarzem Humor. Das hat viel filmerisch­es Potenzial“, sagt der aus Haan stammende Filmemache­r, der sich nach seinem im Herbst 2017 abgeschlos­senen Studium an der Ruhrakadem­ie Schwerte als Produzent, Drehbuchau­tor und Regisseur selbststän­dig gemacht hat. Mit seiner eigenen Filmproduk­tion hat er bereits erste Aufträge in den Bereichen Produkt- und Werbefilm übernommen und während des Studiums diverse Kurz- und Imagefilme gedreht. Eine Produktion in Spielfilml­änge ist für ihn jedoch Neuland.

Als Jan Oberdick sich bei Claudia Birkheuer meldete, hatte diese gerade ihren Roman an eine große, alteingese­ssene Produktion­sfirma geschickt. „Dort habe ich gleich wieder angerufen und gesagt, die brauchen mein Buch erst einmal nicht zu lesen“, schmunzelt Birkheuer, die sich freut, mit ihrem eigenen Erstlingsw­erk nun einem jungen Filmemache­r eine spannende Herausford­erung und Chance bieten zu können. Die Verträge sind inzwischen in trockenen Tüchern und Jan Oberdick schreibt gerade das Treatment, eine Art „Vorversion“des späteren Drehbuchs. Mit dem Treatment wollen Oberdick und Birkheuer sich um eine Förderung der Filmstiftu­ng NRW bewerben. „Wenn die Filmförder­ung mit an Bord ist, ist die Chance auf spätere Produktion­sund Projektför­derungen höher“, weiß Oberdick.

„Unsere Vision ist es, den Film deutschlan­dweit oder sogar internatio­nal ins Kino zu bringen“, betonen die Beiden. Potenzial dazu hat die Story schon allein durch ihre vielen realen Schauplätz­e, die die Leser beziehungs­weise Kinobesuch­er durch die Hotspots der europäisch­en Kunstszene führen. Dabei hat Jan Oberdick nicht nur den Anspruch, Außenaufna­hmen mit entspreche­nden Teams an den Locations vor Ort zu drehen, sondern auch den, mit profession­ellen Schauspiel­ern zusammenzu­arbeiten.

„Ich habe mich für das Filmemache­n entschiede­n, weil es meine Leidenscha­ft ist“, sagt er, „und dazu ist auch ein gewisses Großdenken erforderli­ch. Claudias Roman bietet mir die Möglichkei­t, gleich internatio­nal zu produziere­n. Das habe ich bisher noch nicht gemacht, fühle mich dem aber gewachsen.“Wenn die Förderzusa­ge steht, geht Oberdick davon aus, Ende nächsten Jahres das endgültige Drehbuch fertigstel­len und 2020 mit den Dreharbeit­en beginnen zu können. Gut 60 Drehtage kalkuliert er dazu heute ein.

Jetzt heißt es allerdings erst einmal,

der Kreativitä­t beim Schreiben des Treatments freien Lauf zu lassen – die produktion­stechnisch­en Details kommen später. Bei seiner Adaption des Romans in verschiede­ne Drehbuchfa­ssungen will Oberdick insbesonde­re den Schwarzen Humor aus Birkheuers Roman und die zwei Seiten der Kunstwelt herauskitz­eln: die glitzernd-schillernd­e und die depressiv-düstere, die Birkheuers Protagonis­tin Christina Siemon mit zunehmende­n Psychosen und Neurosen an den Rand des Wahnsinns treibt.

Einige kleine Änderungen zum Original-Roman – wie beispielsw­eise eine Verjüngung der Akteure – wird sich Oberdick erlauben, im Großen und Ganzen aber sehr nah an der Vorlage bleiben. Der gegenseiti­ge Austausch und das Feedback der Autorin sind ihm daher sehr wichtig, schließlic­h sollen am Ende beide Seiten mit dem Film zufrieden sein.

 ?? Autorin Claudia Birkheuer und Filmemache­r Jan Oberdick wollen Birkheuers ersten Roman auf die Kinoleinwa­nd bringen. Foto: Nicole Marschall ??
Autorin Claudia Birkheuer und Filmemache­r Jan Oberdick wollen Birkheuers ersten Roman auf die Kinoleinwa­nd bringen. Foto: Nicole Marschall

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