In der Höhle der Schnapper
Die Seychellen-Insel Desroches verbindet lässigen Luxus mit der Nähe zur Natur. Es gibt einen Dschungel und ein kleines kreolisches Dorf, wo man mit den Einheimischen ins Gespräch kommen kann.
Tauchlehrer Mynrich Bekker, genannt MJ, fackelt nicht lange. Wellen und Strömung sind nicht ohne. Also schnell abtauchen und den Einstieg von „The Tunnel“nehmen. Vor uns öffnet sich einer der spannendsten Tauchplätze der Seychellen. Eine unscheinbare Öffnung im Riffwulst, ein wenig eng, aber nicht klaustrophobisch. Drinnen verbergen sich dicht gedrängt große Schwärme von Süßlippen, Fünf-Linien-Schnappern und Großaugenbarschen. Und ihre Jäger sind auch dabei – ein paar stattliche Zackenbarsche, die nur auf ihre Chance lauern. Gleich am Ende des Tunnels gleitet gelassen eine Grüne Meeresschildkröte vorbei, und ein mächtiger Marmor-Stachelrochen steuert direkt auf uns zu. Mein Mittaucher Toni Dachsner
George, die Riesenschildkröte, ist 120 Jahre alt und im besten Mannesalter
aus Wien fotografiert, bis sein Akku leer ist. Vor Desroches kommt keine Unterwasser-Langeweile auf.
Deshalb kommen Toni und Ehefrau Brigit regelmäßig hierher – seit 30 Jahren schon. Damals war auf Desroches nur ein kleines Taucherresort von rustikalem Charme. Die beiden Österreicher verliebten sich in die Insel und kauften eine Strandhütte. Vor ein paar Monaten hat der kanadische Hotelkonzern Four Seasons das ehemalige Hüttendorf übernommen und es zu einer lässigen Luxusdestination gemacht. Keine der 71 Villen hat weniger als 54 Quadratmeter. Alle verfügen über eigenen Strandzugang mit Dusche und Kingsize-Hängematte, einen Gartenpavillon und einen eigenen kleinen Pool. Wie Toni und Brigit die Veränderung finden? „Super! Der Wert unseres Häuschens hat sich damit über Nacht verdoppelt...“
Aber Luxus heißt hier vor allem Service in allen Lebenslagen: eine geführte Schnorcheltour zum Hausriff mit einer ausgebildeten Meeresbiologin; eine nächtliche Cocktailparty auf dem Rollfeld mit einem Meer aus Kerzen unter einem überwältigenden Sternenhimmel, wie man ihn nur an so entlegenen Orten sehen kann; eine individuelle Yoga-Stunde am Strand mit einem Sonnengruß, der seinen Namen verdient.
Aber rechtfertigt all das die lange und etwas komplizierte Anreise? Auf die Malediven kann man schließlich bequem direkt fliegen. Taucher Toni muss es wissen. „Desroches hat doch viel mehr zu bieten. Die Insel ist viel größer und hat ganz unterschiedliche Gesichter.“Da ist der Dschungel in der Mitte der Insel, das kleine kreolische Dorf, wo man mit den Einheimischen plaudern kann, oder der dramatische North Point, wo einst der Inselleuchturm seine blinkende Warnung an die Seefahrer aussandte. Heute gibt es an der anderen Inselspitze wieder ein uriges Lighthouse – das Fine Dining Restaurant von Desroches.
George gehört das bekannteste Gesicht der Insel. Er ist rund 120 Jahre alt und damit im besten Mannesalter – für eine Aldabra-Riesenschildkröte. Gekommen ist er vor acht Jahren, zusammen mit 45 Artgenossen von der unberührten Seychellen-Insel Silhouette. Ein Naturschutzprojekt der staatlichen Gesellschaft IDC (Islands Development Company). Geduldig lässt sich George mit Touristen fotografieren, am liebsten mit Äpfeln füttern und nur selten wird er ruppig. Vor allem wenn Pfleger Jean-Claude Camille ihn zu einer kleinen Kraftprobe auffordert und sich frontal gegen seinen Panzer stemmt. George richte sich dann mit seinen rund 300 Kilo Körpergewicht auf, faucht eindrucksvoll und gewinnt jedes Duell im Drücken. Das Leben auf Desroches scheint George und seinem Harem jedenfalls zu gefallen. Die Zahl der Riesenschildkröten hat sich in wenigen Jahren verdreifacht. Der Besuch in der Aufzuchtstation ist ein Höhepunkt jeder Desroches-Reise – vor allem mit Kindern.
Naturschutz wird auf den Seychellen ohnehin groß geschrieben.
Das steht schließlich seit 1993 in der Verfassung. Im Four Seasons etwa sind keine Plastikflaschen üblich. Auch Shampoo und Duschgel im Bad kommen aus nachfüllbaren Keramiktiegeln. Nur bei einem kleinen Picknick am endlosen Strand namens Madame Zabre kommen kurz Zweifel auf. Ceviche, Obstsalat und Palmherzen sind doch in Plastik verpackt?! Die Nachfrage bei Resort-Sprecherin Amy Sefton ergibt: Was wie durchsichtiges Plastik aussieht, besteht aus nachwachsenden Rohstoffen – transparente Pflanzenmasse.
Im Tauchzentrum namens Blue Safari kommt das Thema auch sofort zur Sprache: Chefin Kelly Sherrington aus Südafrika legt großen Wert darauf, dass die Tauchplätze nicht mit Bojen markiert sind und riffschädliche Anker werden ebenfalls nicht geworfen. Auch prominente Taucher mit Umweltbewusstsein schätzen das. Kürzlich hat Hollywood-Star Jude Law zum Tauchen da. Und Prinz William und Herzogin Kate sind nicht nur Desroches-Fans sondern auch begeisterte Taucher.
Die Redaktion wurde von Four Seasons eingeladen.