„An diesem Haus kann ich wachsen“
Acht junge Talente aus dem Opernstudio feiern heute im Opernhaus „Weihnachten mit Freunden“.
Acht Sängerinnen und Sänger aus sieben Ländern werden seit September im Opernstudio der Rheinoper künstlerisch gefördert. „Unser Ziel ist es, herausragenden jungen Talenten die Chance zu geben, sich in einer geschützten Umgebung zu entwickeln“, sagt Generalintendant Christoph Meyer. Rollenstudium, Sprachunterricht und die Teilnahme an Meisterklassen erleichtern die ersten Karriereschritte. Wie erfolgreich das Opernstudio seit 2009 funktioniert, beweisen Absolventen, die an namhaften Häusern engagiert wurden. Einige dieser hochbegabten „Eigengewächse“hat die Rheinoper gleich im Ensemble behalten. Darunter Bogdan Baciu, der gefeierte Gunther in der „Götterdämmerung“, Luiza Fatyol, Richard Sveda oder Maria Kataeva, die am 19. Dezember in „Maria Stuarda“ihr Debüt als Elisabetta I. gibt.
In diesem Jahr wurden sieben junge Künstler aufgenommen. Nur Maria Boiko aus Moskau gehört schon länger dazu. Mit leuchtenden Augen berichtet die Mezzosopranistin von ihren Rollen in „Madama Butterfly“und der „Fledermaus“in Duisburg. „Wir dürfen großartige Erfahrungen machen. Diese Gruppe ist besonders schön und professionell.“
An diesem Abend wirken alle acht aus dem Opernstudio mit. Geführt wird es von Eva Hölter (Organisation) und Ville Enckelmann (musikalische Leitung). Der Finne achtet darauf, dass seine Schützlinge sich ein breites Spektrum aneignen. „Nicht jeder ist mit jedem Stil gleichermaßen vertraut“, sagt er. „Es macht einen Unterschied, ob man Mozart oder Puccini singt.“Dass Deutsch nicht nur richtig ausgesprochen, sondern auch akkurat intoniert wird, ist ihm wichtig. „Wir haben komfortable Bedingungen“, bestätigt der Armenier Sargis Bazhbeuk-Melikyan. Ihn entdeckte Christoph Meyer bei einem Wettbewerb in Minsk, wo er den 1. Preis und den Publikumspreis gewann. Eifrig besucht der Bassist alle Stücke der Rheinoper. Er schwärmt von der „Zauberflöte“und verrät leise triumphierend die Gefühle, die ihn bei der „Götterdämmerung“überkamen: „Ich war 23, als mein Lehrer mir strikt von Wagner abriet. Damals musste ich gehorchen. Aber nun lebt er nicht mehr, das Verbot ist außer Kraft. Jetzt studiere ich auch Wagner-Partien ein.“
Andrés Sulbarán aus Venezuela wollte nie Sänger werden, ging nur widerwillig zum Schulchor. Als Flötist wähnte er sich auf dem richtigen Pfad. Bis er es dann doch eines Tages mit dem Singen versuchte und die Flöte beiseite schob. Nach der Akademie-Ausbildung schaffte es der Tenor ins „Centre de Perfeccionament Plàcido Domingo“in Valencia. Von Spanien wechselte er nach Düsseldorf. „Ich bin kein Student mehr, an diesem Haus kann ich wachsen“, sagt er. Jetzt sehnt er den ersten Schnee seines Lebens herbei und ist froh, mit Jorge Espino in seiner Muttersprache reden zu können. Der Mexikaner schätzt das Sprungbrett des Opernstudios. „Es ist ja auch ein Risiko, uns jungen Sängern zu vertrauen. Wir dürfen viel ausprobieren und gewinnen dadurch Selbstvertrauen.“
Für Andrei Nicoara aus Rumänien, Absolvent der berühmten Musikhochschule Gheorge Dima in Cluj-Napoca, erfüllte sich an der Rheinoper ein Traum. Gleich in seiner ersten Spielzeit wird er als Sciarrone in „Tosca“und Namurow in „Pique Dame“debütieren. „Wir lernen hier auch, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen“, sagt der Bassist. Maria Carla Pino Cury pflichtet ihm bei: „ Jeder ist nervös und hat Angst, etwas Falsches zu tun. Aber es ist der einzige Weg. Du siehst die Kollegen, lernst von ihnen und gehst nach vorn.“Die Koloratursopranistin wuchs in Brasilien und Chile auf und studierte ab 2012 an der Hochschule für Musik in Basel.
Kaum in Düsseldorf, musste sie als Prinzessin in der „Schneekönigin“ins kalte Wasser springen. „Eine Herausforderung! Trotzdem fühlte ich mich gleich zu Hause. Jeder hier versucht uns zu unterstützen.“
Die Zusammenhalt der Gruppe setzt sich jenseits der Oper fort. „Wir treffen uns oft und werden auch gemeinsam Weihnachten feiern“, erzählt Maria Carla Pino Cury. Andrej Nicoara hat schon einen Baum gekauft, den er schmücken wird.
Das Konzert „Weihnachten mit Freunden“ist ein Geschenk des Opernhauses an den Freundeskreis. Dessen Mitglieder haben freien Zutritt, für andere Opernfreunde kostet die Karte 20 Euro. Die Musikalische Leitung hat Lukas Beikircher und das Programm moderieren Intendant Christoph Meyer sowie Stephen Harrison, der Direktor der Deutschen Oper am Rhein.
Info Heute von 19 bis 23 Uhr im Opernhaus Düsseldorf, Der Eintritt kostet 20 Euro