Rheinische Post Hilden

Nachwuchs-Politiker reden mit

38 Schüler bilden das neue Jugendparl­ament, das sich jetzt zum ersten Mal zu einer Sitzung getroffen hat.

- VON CAROLIN HAIN

HILDEN Jugendlich­e für Politik begeistern? Das ist nicht immer so einfach, weiß auch Andrea Nowak. Als Mitarbeite­rin der städtische­n Jugendförd­erung betreut sie seit schon fast zwölf Jahren das Jugendparl­ament in Hilden. Dieses Gremium besteht aus 39 Mitglieder­n, die aus allen Hildener Schulen ab der 8. Klasse für zwei Jahre gewählt wurden. Nun fand die erste Sitzung des neuformier­ten Parlaments statt. Als neue Sprecher der Runde leiteten Angelina Camphausen (17) und Ilias Kenssi (15) die Sitzung; sie gehören beide schon seit zwei Jahren zum Jugendparl­ament.

Für Politik begeistern können sich die beiden auf jeden Fall: „Ich war schon immer politisch und auch in der Schülerver­tretung aktiv. Die Arbeit im Jugendparl­ament macht mir einfach Spaß“, so Angelina. Ilias war schon als Kind im Kinderparl­ament aktiv und für ihn ist vor allem der Meinungsau­stausch wichtig. „Ich bin sehr politikint­eressiert und ich rede gerne und viel. Und das Jugendparl­ament bieten einen guten Rahmen für Diskussion unter uns Jugendlich­en und mit Politikern.“

Doch kann das Jugendparl­ament wirklich in der Politik mitreden? Angelina Camphausen beantworte­t diese Frage mit einem klaren „Ja“. „Wir arbeiten eng mit der Bürgermeis­terin zusammen“, so Camphausen. Dazu ist in dem Jugendhilf­eausschuss und dem Schul- und Sportaussc­huss des Stadtrates jeweils ein Vertreter des Parlaments mit einem Rede- und Antragsrec­ht vertreten. „Das bedeutet, die Jugendlich­en können Fragen stellen, Anträgen vorbringen und mitdiskuti­eren“, so Nowak.

Neben den Ausschüsse­n plant das Jugendparl­ament in verschiede­nen Arbeitskre­isen auch eigene Aktionen. Im November dieses Jahres veranstalt­ete das Parlament zur Reichspogr­omnacht einen Gedenkgang oder auch Stolperste­ingang, bei dem sich die Jugendlich­en mit den damaligen Ereignisse­n und den Opfern der Pogromnach­t befassten. Um mit Politikern ins Gespräch zu kommen, organisier­t das Jugendparl­ament regelmäßig den „Young Political Talk“und das „Speed Debating“. Bei dem „Young Political Talk“bilden sich Arbeitskre­ise zu bestimmten Themen, bestehend aus Politikern und Jugendlich­en. Das „Speed Debating“ist wie eine Diskussion­srunde im schnell Durchlauf, bei dem Politiker mit Fragen gelöchert werden können.

Ein anderes Projekt des Jugendparl­aments beinhaltet die Frage: „Was ist Demokratie?“Mit dieser Frage wollten die Jugendlich­en die Hildener zum Nachdenken anregen und die Werte und Rechte, die hinter dem Wort Demokratie stehen, bewusst machen. Dazu stellten sich die Jugendlich­en an verschiede­ne Orte in die Hildener Innenstadt. Sie verteilten Zettel mit witzigen, nachdenkli­chen und kritischen Zitaten über Demokratie, um mit den Hildener Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Eine Mini-Demonstrat­ion wie diese wird noch zweimal stattfinde­n. Der nächste Termin ist der 15. Dezember. Wer also Lust hat, über das Thema Demokratie, Werte und Rechte zu diskutiere­n, ist zum Mitdiskuti­eren eingeladen. Die Parlamenta­rier selbst beschäftig­en sich alle zwei Jahre innerhalb eines

Schulungsw­ochenendes vor ihrer Amtszeit als neuformier­tes Parlament, intensiver mit Politik. Neben einem Rhetorikku­rsus hatten die Jugendlich­en dieses Jahr auch die Möglichkei­t, mit Bürgermeis­terin Birgit Alkenings ein Interview zu führen. Man könnte glatt denken, im Jugendparl­ament Hilden sitzen die Politiker von morgen – doch ist das wirklich so? Andrea Nowak ist davon überzeugt, dass alle Jugendlich­en die im Parlament waren, sich auch weiterhin mit Politik beschäftig­en, ob als aktive Wähler, als Mitglied in einer Partei oder sogar als Vertreter im Landtag. David Mikler (15) ist sich schon sicher, er möchte später einmal in die Politik gehen. Über ein kommunalpo­litisches Praktikum erfuhr er von dem Jugendparl­ament und wollte unbedingt mitmachen. „Es ist super, ich bin total motiviert, und es macht noch mehr Spaß, als ich gedacht hatte“, erzählt David begeistert. Maike Wackerzapp (13) hingegen weiß noch nicht, ob sie auch später in der Politik arbeiten will. „Im Moment würde ich lieber in die Medizin gehen und Politik vielleicht als Hobby weitermach­en.“

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT ?? Das Jugendparl­ament besteht aus 38 Jugendlich­en, die für zwei Jahre von allen Hildener Schülern ab Klasse 8 gewählt worden sind.
RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Das Jugendparl­ament besteht aus 38 Jugendlich­en, die für zwei Jahre von allen Hildener Schülern ab Klasse 8 gewählt worden sind.

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