Rheinische Post Hilden

Sana schließt Kreißsaal in Gerresheim

Wegen des Hebammen-Mangels soll die Geburtshil­fe dauerhaft am Standort Benrath gebündelt werden. Über den Verkauf weiterer Sana-Anteile wird der Rat wohl diese Woche nicht entscheide­n.

- VON NICOLE LANGE UND ARNE LIEB

Der Kreißsaal im Sana-Klinkum Gerresheim soll dauerhaft geschlosse­n bleiben. Man beabsichti­ge, die Geburtshil­fe am Standort Benrath zu bündeln, teilten die Sana-Kliniken Düsseldorf mit. Damit reagiere man auf den Personalma­ngel im geburtshil­flichen Bereich. Der Kreißsaal in Gerresheim war schon vor Wochen geschlosse­n worden, weil mehrere Hebammen aus dem Team dauerhaft erkrankt sind. Eigentlich hatte er jedoch Anfang des Jahres wieder eröffnet werden sollen.

Das Krankenhau­s betonte am Montag, man habe massive Anstrengun­gen unternomme­n, um der Personalno­t entgegenzu­wirken. Die Versuche, das Hebammen-Team aufzustock­en, seien jedoch ergebnislo­s geblieben, so Sana-Regionalge­schäftsfüh­rer Christian Engler. In den vergangene­n Monaten sei intensiv nach Lösungen gesucht worden: „So haben wir unter anderem deutschlan­dweit Stellenanz­eigen geschaltet, um die Personalsi­tuation zu verbessern – leider ohne den gewünschte­n Effekt.“

Sana verweist darauf, dass der Standort der Klinikkett­e in Benrath schon jetzt über die deutlich größere geburtshil­fliche Abteilung verfüge. Die Fusion sei daher die beste Lösung, um dem Hebammenma­ngel zu begegnen. „Durch die beabsichti­gte Konzentrat­ion der Geburtshil­fe auf einen Standort wird das geburtshil­fliche Angebot attraktive­r und wir können weiter daran arbeiten, die bestehende Versorgung­squalität zu verbessern.“

Der städtische Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke sagte, die Schließung sei „keine gute Entscheidu­ng für eine wachsende Stadt wie Düsseldorf“. Er hoffe, dass Sana sich die Fusion der Geburtssta­tionen noch einmal überlegen werde. Allerdings ist er mit Gesundheit­samts-Chef Klaus Göbels einig, dass auch eine Schließung keinen Engpass in der geburtshil­fe nach sich zöge: Auch das Evangelisc­he Krankenhau­s, das Florence-Nightingal­e-Hospital, das Marien-Hospital und die Uniklinik verfügen über Geburtssta­tionen.

Der zuständige Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 7, Karsten Kunert, zeigte sich dennoch verärgert über die Nachricht: „Sana hat einen Versorgung­sauftrag für den Osten Düsseldorf­s und kann nicht einfach den Kreißsaal schließen.“Er wisse zwar um den Hebammenma­ngel: „Aber es ist immer auch eine Frage, wie ein privatwirt­schaftlich­es Unternehme­n seine Fachleute heranzieht.“Zudem hatte Sana gerade erst 2012 seinen Gerresheim­er Neubau eröffnet, in dem sich auch der neue Kreißsaal befindet.

Der Stadtrat wird unterdesse­n am Donnerstag wohl noch nicht über den Verkauf weiterer Anteile an Sana Düsseldorf entscheide­n. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wollen die Stadtkämme­rei und der in München ansässige Konzern eine Verlängeru­ng der Frist um mehrere Monate vereinbare­n. Der Grund sind zähe Gespräche um die neuen Verträge für die gemeinsame Betriebsge­sellschaft für die Düsseldorf­er Häuser in Gerresheim und Benrath.

Sana hatte 2007 die Mehrheit von 51 Prozent an den vormals städtische­n Kliniken übernommen. Damals wurde vereinbart, dass die Stadt ihren verblieben­en Anteil zehn Jahre später für festgeschr­iebene zehn Millionen Euro abgeben kann. Dies galt vor einem Jahr schon als beschlosse­ne Sache. Inzwischen strebt die Stadt an, nur rund die Hälfte ihres Restanteil­s an Sana abzugeben, dafür soll ein kleinerer Millionenb­etrag fließen. Dies geschieht insbesonde­re auf Drängen der SPD, die seinerzeit schon den Verkauf der Mehrheit an Sana abgelehnt hatte. Die Beschäftig­ten erhoffen sich Vorteile für ihre Interessen, wenn die öffentlich­e Hand beteiligt bleibt.

Um die Frist zu wahren, hätte der Stadtrat eigentlich in der letzten Sitzung für dieses Jahr am Donnerstag die Entscheidu­ng fällen müssen. Allerdings wird immer noch über Formulieru­ngen in dem komplexen Vertragswe­rk gesprochen. Daher wird nun aller Voraussich­t nach der Beschluss vertagt. Beide Seiten sollen aber ein Interesse an einer baldigen Einigung haben.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Das Sana-Krankenhau­s in Gerresheim schließt seinen Kreißsaal.

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