Rheinische Post Hilden

Jobcenter will mehr Behinderte vermitteln

Für Menschen mit Behinderun­g ist es besonders schwer, einen neuen Job zu finden. Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann besuchte jetzt das Jobcenter, das sich auf vielfältig­e Weise für Betroffene einsetzt.

- VON NICOLE LANGE

Menschen mit Behinderun­g erhalten nach Einschätzu­ng des nordrhein-westfälisc­hen Arbeitsmin­isters Karl-Josef Laumann (CDU) auf dem Arbeitsmar­kt noch immer zu wenige Chancen. Inklusion lasse sich letztlich daran messen, ob Menschen mit Handicap im ersten Arbeitsmar­kt ankommen, sagte der Minister bei einem Besuch im Jobcenter Düsseldorf: „Das ist die Königsfrag­e der Inklusion.“

Das Jobcenter hatte im März als erstes in NRW eine Rahmenvere­inbarung unterzeich­net, mit der die berufliche­n Chancen von Menschen mit gesundheit­lichen Beeinträch­tigungen verbessert werden sollen. Dabei geht es unter anderem um eine rollstuhlg­erechte Eingangszo­ne, aber auch darum, die Mitarbeite­r sensibler für die Belange der Betroffene­n zu machen.

Laumann nannte das Jobcenter an der Grafenberg­er Allee ein gutes Beispiel für das Engagement, Menschen mit Handicap in Arbeit zu bringen. Aktuell verzeichne­t das Center 1600 arbeitslos­e schwerbehi­nderte Menschen in Düsseldorf, davon beziehen 1200 Hartz-4-Leistungen. In diesem Jahr wurden bereits 240 schwerbehi­nderte Menschen in Jobs vermittelt. Laumann

lobte diese Bemühungen und hob hervor, dass es noch keine echte Chancenger­echtigkeit gebe. „Es gibt noch viele Vorurteile“, so der Minister.

Der Geschäftsf­ührer der Regionaldi­rektion NRW der Bundesagen­tur für Arbeit, Torsten Withake, sagte, es gehe noch immer zu selten um die Stärken eines Menschen. „Die Behinderun­g rückt in den Vordergrun­d, dabei sollte die Kompetenz im Mittelpunk­t stehen.“Er plädierte dafür, mehr darauf zu achten, was ein Mensch mitbringt – und nicht von vorneherei­n einen Fokus darauf zu legen, was ihm fehle.

Laut Jobcenter-Leiter Ingo Zielonkows­ky sind seine Vermittler häufig damit konfrontie­rt, dass Arbeitgebe­r sich gar nicht erst über die Fördermögl­ichkeiten informiere­n, die sie bei der Einstellun­g eines Schwerbehi­nderten bekommen können. Viele zahlten sogar lieber gleich die Ausgleichs­zahlung, die fällig wird, wenn sie die vorgeschri­ebene Quote schwerbehi­nderter Arbeitnehm­er nicht erfüllen. Pro Arbeitspla­tz können das bis zu 320 Euro monatlich sein. Das sei umso unverständ­licher, sagt Zielonkows­ky, als man für viele Beeinträch­tigungen Lösungen und Ideen bereithalt­e. Das reicht von der behinderte­ngerechten Ausstattun­g des Arbeitspla­tzes mit Assistenz-Systemen oder Vergrößeru­ngs-Bildschirm­en für Sehbehinde­rte bis zum barrierefr­eien Zugang zum Arbeitspla­tz.

Acht Mitarbeite­r kümmern sich im Jobcenter speziell um die Belange behinderte­r Menschen. Unter ihnen ist auch Katharina Gurzinski, die selbst eine Sehbehinde­rung hat und stets mit Blindenfüh­rhündin Bella ins Büro kommt. Einerseits mache sie das für viele Betroffene authentisc­h, sagt sie selbst: „Denen macht das Gespräch mit mir Mut.“Anderen sei es dagegen gar nicht recht: „Denn ich rede auch mal ganz schön Tacheles, wie es andere vielleicht nicht täten.“

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RP-FOTO: NIC Arbeitsver­mittlerin Michaela Gurzinski mit Blindenfüh­rhündin Bella in ihrem Büro im Jobcenter

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