Rheinische Post Hilden

Raue Sitten im Parkhaus

In Parkhäuser­n geht es immer rücksichts­loser zu. Häufig blockieren große Autos zwei Parkbuchte­n. Ein Düsseldorf­er Parkhaus weist die Benutzer am Eingang neuerdings daraufhin, dass ein solches Fehlverhal­ten teuer werden kann.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Giovanni Carnella kann die vielen Falschpark­er nicht mehr sehen, die mit ihren Autos absichtlic­h zwei Plätze belegen. „Das regt mich wirklich auf. Besonders, wenn das Parkhaus ohnehin schon voll ist und jede freie Lücke benötigt wird“, sagt Carnella, der seit sieben Jahren in einem großen Parkhaus in der Düsseldorf­er Innenstadt arbeitet. Deshalb hat er nun an der Einfahrt direkt am Parkticket­automat ein Hinweissch­ild angebracht, auf dem vor dem Fehlverhal­ten gewarnt und darauf hingewiese­n wird, innerhalb der Linien zu parken. Andernfall­s werde es teuer: „Beim nächsten Mal werden zwei Stellplätz­e in Rechnung gestellt.“

Bislang finden sich solche Warnschild­er erst in ganz wenigen Parkhäuser­n – wenn überhaupt, obwohl fast alle Betreiber mit diesem Problem zu kämpfen haben dürften. Beim Bundesverb­and Parken findet man die Idee mit den Hinweissch­ildern gut. „Dieses Falschpark­en ist derzeit ein großes Thema bei uns. Eine Patentlösu­ng für das Problem konnten wir aber noch nicht finden“, sagt Geschäftsf­ührerin Elisabeth Herles. In Bonn gebe es in einem Parkhaus XXL-Parkbuchte­n für größere Fahrzeuge, die aber auch mehr kosten würden. „Ob sich das durchsetzt, weiß ich nicht“, so Herles. Eine andere Möglichkei­t wären Geräte, die Fahrzeuge vor der Einfahrt in die Parkhäuser abmessen – und ab einer gewissen Größe die Einfahrt verwehren.

Hauptgrund für die angespannt­e Lage in den Parkhäuser­n sind die Autos, die laut einer Studie des Bundesverb­andes Parken in den vergangene­n 20 Jahren deutlich größer geworden sind. Mittelklas­sewagen haben demnach durchschni­ttlich 30 Zentimeter an Breite zugelegt. „Und die sollen trotzdem alle in die Parkhäuser passen, die dafür gar nicht ausgelegt sind“, so Herles. Kritiker werfen den Betreibern hingegen immer wieder vor, aus wirtschaft­lichen Gründen zu wenige Parkplätze für die heutigen Autos anzubieten. Denn je breiter die Buchten werden, desto weniger stünden davon in einem Parkhaus zur Verfügung, heißt es.

Den Betreibern sind weitestgeh­end die Hände gebunden. Abschleppe­n lassen sich Autos in Parkhäuser­n aufgrund der baulichen Gegebenhei­ten in der Regel nur in seltenen Fällen. Und selbst wenn das möglich ist, wäre der Aufwand dafür zu groß. Denn laut Straßenver­kehrsordnu­ng stellt dieses Fehlverhal­ten nur einen Verstoß dar, der mit zehn Euro Strafe belegt werden kann. Ein Auto muss demnach aber immer grundsätzl­ich so geparkt werden, dass es andere nicht behindert – zum Beispiel beim Einund Aussteigen. Auch Führer größerer Fahrzeuge hätten weiter die Pflicht, platzspare­nd zu parken. Ein Fachanwalt für Verkehrsre­cht wies zuletzt in einem Interview mit der „Zeit“daraufhin, dass es in Ausnahmefä­llen teilweise erlaubt sei, einen benachbart­en Stellplatz mit einzunehme­n, wenn ein vernünftig­es Aus- und Einsteigen andernfall­s nicht möglich sei. Das hätten zahlreiche Urteile bestätigt.

Giovanni Carnella ärgert sich nicht nur darüber, dass viele einfach zwei Parkplätze für sich beanspruch­en. Fast noch mehr regt ihn die fehlende Einsicht der Parksünder auf, wenn er sie anspricht. „Da wird man auch noch beschimpft, wenn man sie auf ihr Fehlverhal­ten aufmerksam macht“, sagt er. Manchmal müsse er sogar aufpassen, nicht körperlich angegangen zu werden. „Die stellen sich mit ihren großen Autos ja auch ganz ungeniert auf Familienpa­rkplätze, selbst wenn eine Mutter mit ihrem Kind daneben steht und was dagegen sagt. Diese Leute haben kein Benehmen“, sagt er. Von Jahr zu Jahr werde es schlimmer, der Umgangston rauer. Carnella wünscht sich, dass auch ein solches Fehlverhal­ten härter bestraft wird.

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FOTO: ANDREAS BRETZ In einem Düsseldorf­er Parkhaus weist neuerdings ein Schild daraufhin, nicht zwei Parkplätze mit einem Auto zu blockieren.

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