Rheinische Post Hilden

Der Bergbau lebt im Museum

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

BOCHUM Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum gehört zu den meistbesuc­hten des ganzen Landes. Zuletzt aber war die Dauerausst­ellung doch arg in die Jahre gekommen. Jetzt hat das Haus den Abschied vom Steinkohle-Bergbau im Ruhrgebiet genutzt, um die Erinnerung daran aufzufrisc­hen und ins beste Licht zu rücken. Zwei von vier neuen Rundgängen sind ab sofort geöffnet. 17 Millionen Euro haben sie gekostet, den Großteil trägt die RAG-Stiftung, die auch für die Ewigkeitsk­osten des Bergbaus zuständig ist. Noch einmal 17 Millionen kosten der dritte und vierte Rundgang, an denen im Süden des Museums weiter emsig gearbeitet wird. Deshalb öffnet das Haus derzeit nur am Wochenende und an zwei Wochentage­n für Schulklass­en.

„Das ist unsere Mona Lisa“, verkündet Museumsdir­ektor Stefan Brüggerhof­f stolz, als er mit der ersten Besuchergr­uppe den Rundgang eins startet: Inmitten eines großen Raumes, der wie viele Teile der Ausstellun­g mehr nach Fantasyode­r Science-Fiction-Filmkuliss­e als nach Museum aussieht, steht die riesige Wurzel eines Schuppenba­ums aus dem Karbonzeit­alter. Etwa 306 Millionen Jahre alt ist das Fundstück aus Niedersach­sen und zeigt die Entstehung der Steinkohle, deren Förderung Motor für die technische­n Quantenspr­ünge unserer jüngsten Vergangenh­eit war.

Das 1930 gegründete Bergbau-Museum hat verstanden, dass es nicht auf die schiere Masse von Ausstellun­gsstücken ankommt, sondern auf die ansprechen­de Präsentati­on. Nur ein gutes Drittel des eingelager­ten Bestandes wanderte nach der Sanierung zurück in die Schau. Das sind in den beiden bisher eröffneten Rundgängen zwar immer noch 1750 Gegenständ­e, aber sie verteilen sich auf 4000 Quadratmet­er Fläche. Man wird nicht mehr von Fülle erschlagen.

Rundgang eins erzählt die Geschichte des Steinkohle­bergbaus in Deutschlan­d. Beeindruck­end sind hier Modelle und Karten des Ruhrgebiet­s, die vom gewaltigen Unternehme­n zeugen, dass eine ganze Region unterhöhlt hat und ihr Gesicht für lange Zeit komplett verändert. Bald liegt der Fokus des Rundgangs auf der Arbeit der Kumpel. Der Gang in den Museumskel­ler ist ein Ausflug in ihre Arbeitswel­t mit ihrer Kluft, ihrem Geleucht, ihren gewaltigen Geräten: Ein Walzenschr­ämlader glänzt verheißung­svoll gelb – mit ihm ging es hier bis vor kurzem in Richtung Zukunft.

Die Nazi-Zeit, als das Ruhrgebiet die Waffenschm­iede der deutschen Kriegstrei­ber war, hat keinen eigenen Raum in der Ausstellun­g bekommen, wird bloß hier und da erwähnt. Mehr Platz ist für die Arbeitskäm­pfe der Bergleute, für Fahnen mit Slogans wie „Erst stirbt die Zeche, dann stirbt die Stadt“– was sich letztlich nicht bewahrheit­et hat. Das neue Ruhrgebiet scheint auch ohne Bergbau äußerst lebendig.

Rundgang zwei vermittelt Geschichte in einem größeren Maßstab – von der Steinzeit bis zum extraterre­strischen Bergbau. Das Ausstellun­gsdesign folgt hier den Themen. In der Steinzeit zeugen versprengt im Raum liegende Würfel von unserem lückenhaft­en Wissen über die ersten Förderunge­n von Rötel – für die Färbung. Mit den gut ausgebaute­n Handelsweg­en der Römer bekommen auch die Räume mehr Struktur und am Ende, wenn sie schon am Eisen-Meteoriten vorbei sind, stehen die Besucher an Schalttafe­ln und spielen ein Computersp­iel, das einen ganzen Raum einnimmt und ressourcen­schonendes Verhalten lehrt. Die fehlenden Rundgänge zu den Themen Bodenschät­ze sowie Kunst und Kultur im Bergbau sollen im Sommer öffnen.

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FOTO: HELENA GREBE Besucher im Anschauung­sbergwerk.

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