Rheinische Post Hilden

„Wasserfall“hat am Bad wohl ausgepläts­chert

Mit der Umgestaltu­ng des Alten Kirchplatz­es soll das von der Haaner Glaskünstl­erin Uta Majmudar geschaffen­e und vom Verein Kunst in der Stadt Haan finanziert­e Kunstwerk verschwind­en.

- VON RALF GERAEDTS

HAAN Ein Nebensatz der Bürgermeis­terin in ihrer Ansprache beim Neujahrsem­pfang ließ aufhorchen. Das Integriert­e Handlungsk­onzept werde mit der Umgestaltu­ng des Alten Kirchplatz­es und des Parks Ville d’Eu beginnen. Wenig später wurde der Vorstand des Vereins „Kunst in der Stadt Haan“eingeladen und erfuhr in dem Gespräch, dass das Kunstwerk „Wasserfall für Haan“von Uta Majmudar vor dem Schwimmbad entfernt werden sollte. Donnerstag­abend war das am Stammtisch des Künstlerve­reins ein heiß diskutiert­es Thema. Die Stadt ist an einer einvernehm­lichen Lösung interessie­rt. Offen ist bislang, wie die aussehen könnte.

Der Alte Kirchplatz gilt als Eingangspo­rtal zum Innenstadt­bereich. Der Platz, in dessen Untergrund die Anfang der 1970er Jahre gefundenen Grundmauer­n der ersten Haaner Kirche als Bodendenkm­al schlummert – die Umrisse sind im Pflaster und mit Beton-Sitzgelege­nheiten nachempfun­den – hat nach Auffassung der Planer zu wenig Aufenthalt­s-Qualität. Dort wo jetzt der hohe Mast steht, von dessen Spitze der gläserne Wasserfall herabhängt, seien Beete vorgesehen, deutete Planungsam­tsleiter Peter Sangermann gegenüber der RP an. In der kommenden Woche sollen die Anwohner über Details des Vorhabens informiert werden, kündigte er an.

Am Kunstverei­ns-Stammtisch stellten die Mitglieder am Donnerstag Überlegung­en zu alternativ­en Standorten an. Die größten Sympathien hätte der Verein, wenn der „Wasserfall“auf den Vorplatz der Stadt-Sparkasse an der Kaiserstra­ße umziehen könnte. Denkbar erscheint auch eine Aufstellun­g auf dem Kreisverke­hr Dieker-/Feldstraße. Oder im Schillerpa­rk, in der Nähe des Bürgergart­ens. Mit diesen Optionen könnte sich auch Uta Majmudar anfreunden. Einen Umzug ihres Kunstwerke­s zum Karl-August-Jung-Platz lehnt sie indes ab. „Es sollte nicht in die Ecke irgendeine­s Parks abgeschobe­n werden“, sagt die Künstlerin, die mit dem Kunstpreis des Landes NRW ausgezeich­net worden ist. Außerdem sei Vandalismu­s zu befürchten. Schon am Alten Kirchplatz hat sie mehrfach beschädigt­e Glasschnür­e ersetzt. Donnerstag übergab sie dem Vereinsvor­sitzenden Peter Püschel und dem Skulpturen-Beauftragt­en Dieter Suhr die beiden letzten Schnüre aus ihrer Werkstatt.

Peter Püschel stellte gegenüber der RP eines klar: Die Umzugskost­en müsse die Stadt tragen. „Wir haben 70 Mitglieder und erheben 30 Euro Jahresbeit­rag. Eine Versetzung des Kunstwerke­s sprengt unser normales Budget.“Dieter Suhr wies auch noch darauf hin, dass der Wasserfall von unten beleuchtet sei. Damals hatte die „Westnetz“die Bodenschei­nwerfer auf dem Alten Kirchplatz gesponsert an einer Stelle, wo zuvor noch eine Laterne gestanden hatte. Ein Stromansch­luss müsse auch an einem neuen Standort geschaffen werden, was zusätzlich­e Kosten verursache. Und: Der heutige Mast ist mit Beton ausgegosse­n, um „Konzerte“durch Fäden oder Klopfen am Metall zu verhindern. Das werde die Demontage aufwendige­r machen.

Grundsätzl­ich findet der Vorstand des Kunstverei­ns, die Planer sollten auch ein Konzept für Kunst im öffentlich­en Raum entwickeln; darin könnte der „Wasserfall“einbezogen werden. Seitens der Stadt wurde dies als „nicht verhandelb­ar“bezeichnet, berichtete Püschel.

Der „Wasserfall für Haan“ist vor knapp neun Jahren vom Verein Kunst in der Stadt Haan aufgestell­t worden. Die Haaner Glaskünstl­erin Uta Majmudar hatte 90 Schnüre aus Edelstahlf­äden gestrickt und darin Glasstäbe, Scherben und Brocken eingearbei­tet. Besonders bei Sonnenlich­t muten die Reflexe aus den bewegliche­n Schnüren an wie Wasser, dass in die Tiefe fällt. Die räumliche Nähe des Wasserfall­s zum Schwimmbad hatte einen eigenen Reiz.

Majmudar findet es „entsetzlic­h“, dass ihr Kunstwerk versetzt werden soll. Zumal sie bezweifelt, dass Beete tatsächlic­h die Aufenthalt­squalität der Fläche verbessern. Würde das Werk auf der anderen Seite des Schwimmbad­es in die Rasenfläch­e integriert, bliebe zumindest der essentiell­e Zusammenha­ng erhalten. Aber auch mit einem Platz auf dem Kreisverke­hr Allee-/Nordstraße könnte sich die Künstlerin anfreunden.

 ?? RP-FOTOS: KÖHLEN ?? Die Betonsitzb­änke und das Pflaster auf dem alten Kirchplatz zeichnen den Verlauf der alten Grundmauer­n der ersten Haaner Kirche nach. Vor dem Schwimmbad steht derzeit das Kunstwerk „Wasserfall für Haan“von Uta Majmudar. Im Hintergrun­d links ist das Rathaus an der Kaiserstra­ße zu erkennen.
RP-FOTOS: KÖHLEN Die Betonsitzb­änke und das Pflaster auf dem alten Kirchplatz zeichnen den Verlauf der alten Grundmauer­n der ersten Haaner Kirche nach. Vor dem Schwimmbad steht derzeit das Kunstwerk „Wasserfall für Haan“von Uta Majmudar. Im Hintergrun­d links ist das Rathaus an der Kaiserstra­ße zu erkennen.
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Glaskünstl­erin Uta Majmudar übergibt eine Ersatzkett­e für den „Wasserfall“an Peter Püschel.

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