Max Uthoff geht mit seinem Publikum Gassi
Max Uthoff ist ein Kabarettist, der große Säle füllt. Für sein Gastspiel in Düsseldorf hatte das Kom(m)ödchen deshalb den Robert-Schumann-Saal gemietet, mit 800 Plätzen gerade richtig und schnell ausverkauft. Mit einer sprachlichen Wucht begeisterte Uthoff, bekannt aus der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“, sein Publikum volle zwei Stunden. „Moskauer Hunde“nennt er sein neues Programm, aber es hätte auch ganz anders heißen können: „Regalmeterweise Katzenfutter“oder „Vom Irrsinn lackierter Stoßstangen“.
Was nicht heißt, dass Hunde keine Rolle spielen: „Mit Ihrem Eintritt haben Sie mir die Möglichkeit gegeben, Sie heute Abend Gassi zu führen.“Meist nimmt Uthoff seine Zuhörer an die kurze Leine. Gleich zu Beginn wird der Saal zweigeteilt: Wer nahe an der Bühne sitzt, hat weniger Sympathie zu erwarten als diejenigen, bei denen es, der Kartenpreise wegen, nur für die hinteren Ränge gereicht hat. So findet man sich vorne unversehens als schuldiger Bewohner der reichen Nordhalbkugel wieder, der den armen Hinterbänklern des Südens die Ressourcen stiehlt und ihnen dann auch noch seinen Giftmüll überlässt. Die billigen Plätze staunen über ihre plötzliche Opferrolle.
Freiheit, Migration und Konsum, das sind die großen Themen in Max Uthoffs mit brillanter Schärfe vorgetragenem Parforceritt. Der Hüne auf der großen Bühne, nach eigenem Bekunden dem CDU-Politiker Friedrich Merz „leider“nicht unähnlich, erspart seinem Publikum keine Nuance seiner bitteren Wahrheiten. Man staunt, wie viel spontanen Applaus es für Themen gibt, bei denen sich doch alle irgendwie schuldig machen. Wie soll etwa ein Kind aus dem armen Süden mit der Tatsache umgehen, dass es in unseren Geschäften auch Katzenfutter gibt? „Regale voll, alle Geschmacksrichtungen. All die klassischen Beutetiere der Katze, also Rind, Kalb, Pferd. Das muss das Paradies sein, in dem man diesen degenerierten Fellknäueln das Essen in Tüten packt.“
Was die große Politik betrifft, so hat sich der Kabarettist für radikale Einseitigkeit entschieden. Differenzierte Aussagen finden bei seiner Abrechnung mit den Parteien keinen Platz. In Uthoffs Wortwut ist die FDP dann einfach nur die kleine Schwester jenes Haufens, der den Holocaust für einen Fliegenschiss hält. Starker Tobak für jemanden, der sich den „Orden pour la Vérité“an die Brust heftet und verkündet: „Die Sprache ist die Waffe des Pazifisten“. Am Besten ist der Sprachkünstler bei allgemeineren Themen wie der Handy-Sucht oder dem Internet. Hier sitzen die intellektuell unterfütterten Pointen punktgenau. Riesiger Applaus im Schumann-Saal.
„Die Sprache ist die Waffe des Pazifisten“
Max Uthoff Kabarettist