Für Uferschwalbe fallen Bäume am See
Die Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann lässt am Ufer des Oerkhaussees Steilwände als Nistplätze anlegen.
HILDEN Eine großflächige Fäll-Aktion mitten im Naturschutzgebiet Oerkhaussee hat bei Spaziergängern viele Fragen ausgelöst. Was ist das los, will nicht nur Robin Solinus wissen, der die RP informierte und uns die Fotos schickte.
Es geht um die Arterhaltung der Uferschwalbe, erläutert Kreis-Sprecherin Tanja Henkel nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde. „Riparia riparia“ist nach Bundesartenschutzverordnung „streng geschützt“und gehört zudem zu den nach Artikel 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlichtlinie geschützten Zugvogelarten. Die Art sei sogar gefährdet, weil sie immer weniger Nistplätze findet, erläutert Henkel. Deshalb werden am Ufer des Oerkhaussees künstlich Nistmöglichkeiten geschaffen. Dafür wird der Bewuchs entfernt und bis zu fünf Meter hohe Wälle aus einer speziellen Sand-Kies-Mischung in Schichten aufgetragen, gewässert, verdichtet und nach ein paar Tagen abgestochen, so dass eine Steilwand entsteht. Uferschwalben bauen ihre Nisthöhlen am liebsten ein bis zwei Meter unter der Geländekante.
Früher hat die Uferschwalbe – wie ihr Name soch sagt – Prallhänge von Flüssen und Bächen bewohnt. Heute brütet der kleine, schlanke Singvogel besonders häufig in Sand- und Kiesgruben während oder kurz nach dem Abbau. Der Oerkhaussee ist eine ehemalige Kiesbaggerei. Uferschwalben suchen über Wiesen, Feldern und in Gewässernähe nach Nahrung.
Im April kehren die Uferschwalben aus ihren Winterquartieren in Afrika zurück. Sie bauen ihre etwa 70 Zentimeter langen Bruthöhlen Tanja Henkel Sprecherin des Kreises Mettmann an einer frisch angerissenen Steilwand. Das Weibchen legt Ende April bis Ende Juni vier bis sieben weiße Eier, die 14 bis 17 Tage lang bebrütet werden. Nach 20 bis 24 Tagen fliegen die Jungvögel aus. Ein Teil der Uferschwalben brütet je nach Legebeginn und Witterung auch ein zweites Mal. In Europa leben fünf bis neun Millionen Brutpaare, schätzten Experten, in Deutschland etwa 100.000 bis 210.000 Paare. Mit Ausnahme von Polen und Ungarn steht die Uferschwalbe in allen Ländern Mitteleuropas auf der roten Liste der gefährdeten Arten.
Der Oerkhaussee im Hildener Süden ist Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen wie Kreuzkröte, Kleiner Teichfrosch, Blindschleiche oder Ringelnatter. Vor mehr als 25 Jahren wurde der Kiesabbau eingestellt. Der Kreis Mettmann kaufte das 26 Hektar große Areal, zäunte es ein und stellte es unter Naturschutz.
Bedrohte Arten finden hier neuen Lebensraum in so genannten Sekundarbiotopen, die künstlich von Menschenhand angelegt werden wie jetzt für die Uferschwalbe. Bereits vor einigen Jahren wurde schon ein anderer Uferbereich abgeholzt, um dort flache Tümpel für Kreuzkröten und Kammmolch oder Sonnenplätze für die Zauneidechse anzulegen.
„Der Oerkhaussee mit seinen Kiesufern ist dafür bestens geeignet“, erläuterte damals eine Expertin der Biologische Station Haus Bürgel in Monheim.
Die Stiftung des amerikanischen US-Paketdienstes United Parcel Service hatte umgerechnet 37.000 Euro für den Naturschutz in der Region gespendet.
„Die Uferschwalbe ist eine geschützte und besonders gefährdete Art“