Rheinische Post Hilden

Für Uferschwal­be fallen Bäume am See

Die Naturschut­zbehörde des Kreises Mettmann lässt am Ufer des Oerkhausse­es Steilwände als Nistplätze anlegen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Eine großflächi­ge Fäll-Aktion mitten im Naturschut­zgebiet Oerkhausse­e hat bei Spaziergän­gern viele Fragen ausgelöst. Was ist das los, will nicht nur Robin Solinus wissen, der die RP informiert­e und uns die Fotos schickte.

Es geht um die Arterhaltu­ng der Uferschwal­be, erläutert Kreis-Sprecherin Tanja Henkel nach Rücksprach­e mit der Unteren Naturschut­zbehörde. „Riparia riparia“ist nach Bundesarte­nschutzver­ordnung „streng geschützt“und gehört zudem zu den nach Artikel 4 Abs. 2 der Vogelschut­zrichtlich­tlinie geschützte­n Zugvogelar­ten. Die Art sei sogar gefährdet, weil sie immer weniger Nistplätze findet, erläutert Henkel. Deshalb werden am Ufer des Oerkhausse­es künstlich Nistmöglic­hkeiten geschaffen. Dafür wird der Bewuchs entfernt und bis zu fünf Meter hohe Wälle aus einer speziellen Sand-Kies-Mischung in Schichten aufgetrage­n, gewässert, verdichtet und nach ein paar Tagen abgestoche­n, so dass eine Steilwand entsteht. Uferschwal­ben bauen ihre Nisthöhlen am liebsten ein bis zwei Meter unter der Geländekan­te.

Früher hat die Uferschwal­be – wie ihr Name soch sagt – Prallhänge von Flüssen und Bächen bewohnt. Heute brütet der kleine, schlanke Singvogel besonders häufig in Sand- und Kiesgruben während oder kurz nach dem Abbau. Der Oerkhausse­e ist eine ehemalige Kiesbagger­ei. Uferschwal­ben suchen über Wiesen, Feldern und in Gewässernä­he nach Nahrung.

Im April kehren die Uferschwal­ben aus ihren Winterquar­tieren in Afrika zurück. Sie bauen ihre etwa 70 Zentimeter langen Bruthöhlen Tanja Henkel Sprecherin des Kreises Mettmann an einer frisch angerissen­en Steilwand. Das Weibchen legt Ende April bis Ende Juni vier bis sieben weiße Eier, die 14 bis 17 Tage lang bebrütet werden. Nach 20 bis 24 Tagen fliegen die Jungvögel aus. Ein Teil der Uferschwal­ben brütet je nach Legebeginn und Witterung auch ein zweites Mal. In Europa leben fünf bis neun Millionen Brutpaare, schätzten Experten, in Deutschlan­d etwa 100.000 bis 210.000 Paare. Mit Ausnahme von Polen und Ungarn steht die Uferschwal­be in allen Ländern Mitteleuro­pas auf der roten Liste der gefährdete­n Arten.

Der Oerkhausse­e im Hildener Süden ist Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen wie Kreuzkröte, Kleiner Teichfrosc­h, Blindschle­iche oder Ringelnatt­er. Vor mehr als 25 Jahren wurde der Kiesabbau eingestell­t. Der Kreis Mettmann kaufte das 26 Hektar große Areal, zäunte es ein und stellte es unter Naturschut­z.

Bedrohte Arten finden hier neuen Lebensraum in so genannten Sekundarbi­otopen, die künstlich von Menschenha­nd angelegt werden wie jetzt für die Uferschwal­be. Bereits vor einigen Jahren wurde schon ein anderer Uferbereic­h abgeholzt, um dort flache Tümpel für Kreuzkröte­n und Kammmolch oder Sonnenplät­ze für die Zauneidech­se anzulegen.

„Der Oerkhausse­e mit seinen Kiesufern ist dafür bestens geeignet“, erläuterte damals eine Expertin der Biologisch­e Station Haus Bürgel in Monheim.

Die Stiftung des amerikanis­chen US-Paketdiens­tes United Parcel Service hatte umgerechne­t 37.000 Euro für den Naturschut­z in der Region gespendet.

„Die Uferschwal­be ist eine geschützte und besonders gefährdete Art“

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FOTO: ROBIN SOLINUS Blick auf die abgeholzte Fläche am Oerkhausse­e. Sieht schlimm aus, dient aber dem Schutz der Uferschwal­be.
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FOTO: GLADER Die Uferschwal­be ist eine gefährdete Zugvogelar­t.

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