Rheinische Post Hilden

Valentinst­ag ohne Hader

Für Menschen, die sich einsam fühlen, ist der Tag der Liebenden eine Probe.

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Man kann sich gegen viele Dinge im Leben versichern oder Vorsorge betreiben, damit einen Unbill gar nicht erst trifft. Nur gegen Einsamkeit gibt es wenige Mittel. Einsamkeit ist man ausgeliefe­rt. Sie schleicht sich ins Leben oder ist Folge eines Schicksals­schlags. Jedenfalls ist mit dem Empfinden, ganz allein in der Welt zu stehen und die Höhen wie die Banalitäte­n des Lebens mit keinem nahen Menschen teilen zu können, oft ein anderes Gefühl verbunden: das der Ohnmacht. Besonders an Tagen wie an diesem Donnerstag, dem Valentinst­ag, wenn Liebende einander Geschenke machen, kann das Gefühl von Einsamkeit an Schärfe gewinnen. Dann beginnen manche mit ihrem Leben zu hadern, und das verstärkt die Ohnmachtsg­efühle nur noch.

Natürlich gibt es Menschen, die sich bewusst und freiwillig für ein Single-Dasein entscheide­n, die darin Freiheit sehen und sich ein Leben in engen Bindungen nicht vorstellen können – wegen der Verantwort­ung und der Reibereien, die das mit sich bringt. Aber viele sehnen sich eben doch nach Partnersch­aft. Allein die zahlreiche­n Dating-Plattforme­n sind dafür ein Beleg. Vielleicht kann der Valentinst­ag Anlass sein, auch all die anderen Formen von Bindung und Verantwort­ung wertzuschä­tzen, die es neben Zweierbezi­ehungen gibt. Das hilft gegen die Vorstellun­g, es gebe fixe Kriterien, die man nur erfüllen muss, um den perfekten Partner zu finden. Und Suchmaschi­nen könnten dabei helfen. Es geht nicht um den einen Treffer. Sich einzulasse­n auf andere Menschen, Sicherheit­szonen zu verlassen und auf andere zuzugehen, bereichert das Leben. Und schützt vor dem Gefühl, dem eigenen Leben nur noch ausgeliefe­rt zu sein. Bindungen sind wie Wurzeln, die man ins Leben hineintrei­bt, die einem Halt geben und einen nähren.

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