Rheinische Post Hilden

Besserer Schutz für Justizange­stellte

Gerichtsvo­llzieher müssen erfahren, ob ein Schuldner gefährlich ist, fordert die SPD.

- VON HENNING RASCHE

DÜSSELDORF SPD, Grüne und die Landesregi­erung wollen Gerichtsvo­llzieher und andere Angestellt­e in der Justiz besser vor Angriffen schützen. Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der SPD, Sven Wolf, verlangt, dass Gerichtsvo­llzieher vor dem Besuch bei einem Schuldner erfahren müssen, ob dieser gefährlich ist. Dies könne mithilfe einer Datenbank, aber auch auf anderem Wege geschehen, so Wolf. Bislang ist das nur möglich, wenn dem Gerichtsvo­llzieher selbst Anhaltspun­kte für eine Gefährlich­keit vorliegen, er also etwa bedroht worden ist.

NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) lässt derzeit sein Ministeriu­m prüfen, wie verhindert werden kann, dass Gerichtsvo­llzieher ins offene Messer laufen. Laut Biesenbach gibt es erhebliche verfassung­srechtlich­e Bedenken dagegen, dass Gerichtsvo­llzieher im Bundeszent­ralregiste­r nach Schuldnern suchen oder eine eigene Datenbank führen. Er will aber eine Möglichkei­t finden, sagte der Minister am Mittwoch im Rechtsauss­chuss.

Die SPD hatte zuvor mit Richtern, Justizange­stellten und Gewerkscha­ften Maßnahmen beraten. Sven Wolf verwies auf rund 19.000 Opfer von Übergriffe­n im Jahr 2017 im gesamten öffentlich­en Dienst. Kernproble­m, so Wolf, sei mangelnder Respekt vor Justizbesc­häftigten. „Das beginnt an der Spitze des Ministeriu­ms“, sagte Wolf. Biesenbach kenne nicht einmal die Zahlen der Übergriffe in seinem Geschäftsb­ereich. Es soll nun ein zentraler „Masterplan Sicherheit“mit allen Fraktionen außer der AfD erstellt werden, kündigte er an. Auch die Grünen sprachen sich für ein fraktionsü­bergreifen­des Gespräch aus, damit nicht parallel am gleichen Vorhaben gearbeitet werde.

Anlass ist der Angriff auf eine Gerichtsvo­llzieherin in Bochum im November 2018. Die Schuldneri­n war bereits 2017 in Dortmund bei einem Angriff auf eine andere Gerichtsvo­llzieherin aufgefalle­n – das war der Bochumer Gerichtsvo­llzieherin aber nicht bekannt. Der Justizmini­ster ist dabei in die Kritik geraten, weil er den Landtag mangelhaft über diesen Vorfall informiert hatte. Inzwischen hat er eine bessere Informatio­nspolitik angekündig­t. Im Rechtsauss­chuss warfen sich CDU und SPD scharfe persönlich­e Angriffe vor. Die SPD kritisiere Biesenbach, obwohl sein SPD-Vorgänger, der heutige Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty, nichts gegen derartige Angriffe unternomme­n habe, so die CDU.

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