Rheinische Post Hilden

18 Millionen Euro für Ex-Ceconomy-Vorstände

- VON GEORG WINTERS

Die Aktionäre haben es derzeit schwer: Der Kurs ist abgestürzt, die Dividende fällt aus.

DÜSSELDORF Die Trennung von seinen früheren Vorstandsm­itgliedern Pieter Haas und Mark Frese bürdet dem Elektronik­handelskon­zern Ceconomy eine zweistelli­ge Millionenl­ast auf. Ex-Vorstandsc­hef Haas kassiert für vertraglic­he Ansprüche und eine Abfindung insgesamt 11,2 Millionen Euro, der frühere Finanzvors­tand Frese kommt auf 6,8 Millionen Euro. Dazu kommen Zahlungen an weitere Führungskr­äfte bei Ceconomy und der Media-Saturn-Holding, die das Unrternehm­en verlassen haben. Die komplette Personalro­chade wegen des Krisenjahr­es 2017/18 kostet Ceconomy etwa 34 Millionen Euro, wie Aufsichtsr­atschef Jürgen Fitschen am Mittwoch bei der Hauptversa­mmlung mitteilte.

Vor allem Haas und Frese (die von der Hauptversa­mmlung nicht entlastet worden sind) werden für die Krise des Unternehme­ns verantwort­lich gemacht, das im Sommer 2017 aus der alten Metro hervorging. Seither ist es vor allem in Deutschlan­d bergab gegangen, der Aktienkurs gegenüber dem Start vor gut eineinhalb Jahren um fast die Hälfte eingebroch­en. Zwischenze­itlich betrug das Minus sogar mehr als zwei Drittel. Fehler bei der Planung des Black-Friday-Geschäfts Ende November 2017, zu zögerliche Umsetzung der notwendige­n Umbaumaßna­hmen im Konzern, schlechte Voraussage­n von Geschäftse­rgebnissen, schlechte Kommunikat­ion in der Krise (unter anderem musste Ceconomy dreimal seine Prognose korrigiere­n) – das sind die Kardinalfe­hler, die die aktuelle Unternehme­nsspitze dem früheren Führungsdu­o des Elektronik­händlers vorwirft.

Es bleibt die Hoffnung auf ihre Nachfolger Jörn Werner ( Vorstandsc­hef) und Karin Sonnenmose­r (Finanzchef­in). Mit dem Wechsel an der Spitze wird Ceconomy aber noch längst keinen steilen Aufstieg hinlegen. Bernhard Düttmann, der nach dem Abgang von Haas vorübergeh­end aus dem Aufsichtsr­at an die Konzernspi­tze gewechselt ist (spätestens Ende März kehrt er ins Kontrollgr­emium zurück), hat Belegschaf­t und Aktionäre auf weitere Einschnitt­e eingestimm­t. Seine Prognose für das Geschäftsj­ahr 2018/19 (bis Ende September): Eine leichte Umsatzstei­gerung (zuletzt 21,4 Milliarden Euro), aber ein weiteres Minus beim Ergebnis, das im vergangene­n Geschäftsj­ahr um fast zwölf (Ebitda) respektive 19 (Ebit) Prozent zurückgega­ngen ist.

Dabei sind in Düttmanns Voraussage weitere Aufwendung­en für den Umbau des Unternehme­ns noch gar nicht enthalten. Die Kosten müssen dringend sinken, wie der Manager unmissvers­tändlich klar gemacht hat. Das heißt auch: Ceconomy setzt den Rotstift unter anderem bei den Media-Markt- und Saturn-Filialen an. „Die Stores werden weiter eine wichtige Rolle spielen. Allerdings werden wir die Flächen verkleiner­n und optimieren und damit unsere Standortko­sten weiter senken“, kündigt InterimsVo­rstandsche­f Düttmann an. Das impliziert wohl auch Filialschl­ießungen und Stellenabb­au. Ceconomy nennt noch keine Zahlen. Das will das Unternehme­n in gut drei Monaten tun, vermutlich am 21. Mai, wenn die Zahlen für das zweite Quartal 2018/19 präsentier­t werden. Die künftige Strategie neben höherer Kostendisz­iplin lautet vor allem: eine stärkere Zentralisi­erung von Entscheidu­ngen, Verstärkun­g des Online-Handels und des Dienstleis­tungsgesch­äfts, das für Düttmann eine zentrale Rolle spielen kann.

Am Aktienmark­t sind die Pläne am Mittwoch positiv zur Kenntnis genommen worden. Der Aktienkurs stieg zwischenze­itlich um zwei Prozent. Zum Handelssch­luss lag er bei 4,80 Euro. An der Börse ist Ceconomy rund 1,7 Milliarden Euro wert.

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