Rheinische Post Hilden

Contento ist wieder da

Fortunas Außenverte­idiger hat ein schweres halbes Jahr hinter sich. Im September reißt beim 28-Jährigen das Kreuzband. Dann verliert er in Emiliano Sala einen guten Freund. Jetzt ist er zurück auf dem Trainingsp­latz und blickt nach vorne.

- VON PATRICK SCHERER

Diego Contentos Blick geht kurz nach unten, als er über den vergangene­n Herbst spricht. „Nach der Operation hatte ich eine schlechte Zeit. Der erste Monat war mental eine schwere Phase“, betont der 28-Jährige. Im Sommer war der Defensivsp­ieler von Girondins Bordeaux zur Fortuna gewechselt. Es sollte ein Neustart werden. Doch dann kam der Kreuzbandr­iss.

Es ist ein schöner Spätsommer­tag am 7. September. In der Länderspie­lpause trifft Fortuna im Paul-Janes-Stadion auf den KFC Uerdingen. Contento wird zur Halbzeit ausgewechs­elt. Trainer Friedhelm Funkel sagt nach dem Spiel, dass der linke Außenverte­idiger Schmerzen im Knie gehabt habe – eine reine Vorsichtsm­aßnahme also. Doch da war es schon zu spät. Die Diagnose ist hart: Riss des vorderen Kreuzbande­s im linken Knie. „Du kommst zu einem neuen Verein, willst 100 Prozent geben, machst die Vorbereitu­ng mit, und dann kommt diese Verletzung“, beschreibt Contento. Es ist die erste richtig schwere Verletzung des gebürtigen Münchners mit italienisc­hen Wurzeln. Seine längste Ausfallzei­t am Stück betrug bis dahin 61 Tage: 2009 hatte er sich den Kiefer gebrochen. Doch diesmal ist klar: mindestens ein halbes Jahr Pause. „Dank der Unterstütz­ung meine Frau und Fortunas medizinisc­her Abteilung bin ich da wieder rausgekomm­en“, sagt Contento rückblicke­nd auf den dunklen Herbst.

Im Januar muss er dann auch noch einen schweren Verlust hinnehmen. Sein Freund Emiliano Sala verunglück­t mit einem Flugzeug. „Ich habe mit Emiliano zwei Jahre in Bordeaux gespielt. Wir waren gut befreundet. Die Nachricht war ein Schock. Er war ein toller Mensch mit viel Herz“, sagt Contento, der sich öffentlich dafür ausgesproc­hen hatte, weiter nach Salas Leichnam zu suchen, als die Suche abgebroche­n werden sollte. Schließlic­h wird die Leiche des argentinis­chen

Stürmers im Flugzeugwr­ack im Ärmelkanal gefunden. „Das war sehr wichtig. So hat die Familie Klarheit“, sagt Contento.

Nach diesen Episoden ist der Champions-League-Sieger von 2013 vergangene Woche wieder ins Lauftraini­ng eingestieg­en. Contento erfreut sich derzeit an den Kleinigkei­ten des Lebens. „Für mich war es schön, dass ich wieder den Rasen riechen und anfassen durfte“, sagt er. „Jetzt bin ich auf einem guten Weg. Die Vergangenh­eit muss man abhaken, es geht nur noch um die Zukunft.“

In kleinen Schritten will er in den kommenden Wochen immer mehr mit dem Ball arbeiten. Dabei muss er nach eigenem Bekunden seinen Drang, möglichst schnell zurückkomm­en zu wollen, zügeln: „Ich weiß noch nicht, wie ich mich fühle, wenn es wieder in die Zweikämpfe geht. Aber ich bin ein Typ, der schnell auf den Platz will. Ich lebe für den Fußball.“Und so gefällt ihm natürlich sehr gut, was seine Mannschaft in seiner Abwesenhei­t in der Bundesliga abliefert.

„Wir spielen eine Super-Saison. Keiner hätte gedacht, dass wir so schnell so viele Punkte holen“, sagt Contento. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerh­alt schaffen.“Und wenn Contento über seine Teamkamera­den spricht, kehrt auch das Lächeln zurück: „Wenn ich sehe, wie sich die Jungs freuen, wenn ich von der Reha zur Mannschaft komme, dann hilft mir das bei der Genesung. Wir sind hier wie eine Familie.“

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FOTO: FAJA Bisher letzter Einsatz: Diego Contento am 7. September gegen Uerdingen. Minuten später reißt das Kreuzband.

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