Contento ist wieder da
Fortunas Außenverteidiger hat ein schweres halbes Jahr hinter sich. Im September reißt beim 28-Jährigen das Kreuzband. Dann verliert er in Emiliano Sala einen guten Freund. Jetzt ist er zurück auf dem Trainingsplatz und blickt nach vorne.
Diego Contentos Blick geht kurz nach unten, als er über den vergangenen Herbst spricht. „Nach der Operation hatte ich eine schlechte Zeit. Der erste Monat war mental eine schwere Phase“, betont der 28-Jährige. Im Sommer war der Defensivspieler von Girondins Bordeaux zur Fortuna gewechselt. Es sollte ein Neustart werden. Doch dann kam der Kreuzbandriss.
Es ist ein schöner Spätsommertag am 7. September. In der Länderspielpause trifft Fortuna im Paul-Janes-Stadion auf den KFC Uerdingen. Contento wird zur Halbzeit ausgewechselt. Trainer Friedhelm Funkel sagt nach dem Spiel, dass der linke Außenverteidiger Schmerzen im Knie gehabt habe – eine reine Vorsichtsmaßnahme also. Doch da war es schon zu spät. Die Diagnose ist hart: Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie. „Du kommst zu einem neuen Verein, willst 100 Prozent geben, machst die Vorbereitung mit, und dann kommt diese Verletzung“, beschreibt Contento. Es ist die erste richtig schwere Verletzung des gebürtigen Münchners mit italienischen Wurzeln. Seine längste Ausfallzeit am Stück betrug bis dahin 61 Tage: 2009 hatte er sich den Kiefer gebrochen. Doch diesmal ist klar: mindestens ein halbes Jahr Pause. „Dank der Unterstützung meine Frau und Fortunas medizinischer Abteilung bin ich da wieder rausgekommen“, sagt Contento rückblickend auf den dunklen Herbst.
Im Januar muss er dann auch noch einen schweren Verlust hinnehmen. Sein Freund Emiliano Sala verunglückt mit einem Flugzeug. „Ich habe mit Emiliano zwei Jahre in Bordeaux gespielt. Wir waren gut befreundet. Die Nachricht war ein Schock. Er war ein toller Mensch mit viel Herz“, sagt Contento, der sich öffentlich dafür ausgesprochen hatte, weiter nach Salas Leichnam zu suchen, als die Suche abgebrochen werden sollte. Schließlich wird die Leiche des argentinischen
Stürmers im Flugzeugwrack im Ärmelkanal gefunden. „Das war sehr wichtig. So hat die Familie Klarheit“, sagt Contento.
Nach diesen Episoden ist der Champions-League-Sieger von 2013 vergangene Woche wieder ins Lauftraining eingestiegen. Contento erfreut sich derzeit an den Kleinigkeiten des Lebens. „Für mich war es schön, dass ich wieder den Rasen riechen und anfassen durfte“, sagt er. „Jetzt bin ich auf einem guten Weg. Die Vergangenheit muss man abhaken, es geht nur noch um die Zukunft.“
In kleinen Schritten will er in den kommenden Wochen immer mehr mit dem Ball arbeiten. Dabei muss er nach eigenem Bekunden seinen Drang, möglichst schnell zurückkommen zu wollen, zügeln: „Ich weiß noch nicht, wie ich mich fühle, wenn es wieder in die Zweikämpfe geht. Aber ich bin ein Typ, der schnell auf den Platz will. Ich lebe für den Fußball.“Und so gefällt ihm natürlich sehr gut, was seine Mannschaft in seiner Abwesenheit in der Bundesliga abliefert.
„Wir spielen eine Super-Saison. Keiner hätte gedacht, dass wir so schnell so viele Punkte holen“, sagt Contento. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen.“Und wenn Contento über seine Teamkameraden spricht, kehrt auch das Lächeln zurück: „Wenn ich sehe, wie sich die Jungs freuen, wenn ich von der Reha zur Mannschaft komme, dann hilft mir das bei der Genesung. Wir sind hier wie eine Familie.“