Rheinische Post Hilden

Naturschüt­zer fürchten Kahlschlag

In Gruiten sind derzeit zahlreiche Bäume zum Fällen markiert, darunter neben von Pilzen befallenen Eschen auch Erlen. Gegen die geplante Fällaktion regt sich Widerstand.

- VON ALEXANDER RIEDEL

GRUITEN Im Waldstück abseits der Mettmanner Straße und gegenüber dem historisch­en Dorf Gruiten erfüllt das Plätschern der Düssel die Luft. Hundebesit­zer führen ihre Vierbeiner spazieren, Jogger saugen die Waldluft ein. Manch ein Detail bleibt ihnen beim entspannte­n Ausflug in die Natur verborgen. Wie zum Beispiel die purpurrote­n Becherling­e, eine seltene Pilzart, und das Hirschzung­enfarn am Hang neben dem Weg. „Das ist sensatione­ll“, schwärmt Hans-Joachim Friebe, ehrenamtli­cher Naturschut­zwart in Diensten der Unteren Landschaft­sbehörde. Er setzt sich für Pflege und Erhalt des Naturraums ein und macht mitunter auch Schülergru­ppen auf die besonderen Reize der Umgebung aufmerksam.

Sorgen bereitet nicht nur ihm dabei eine weitere Beobachtun­g: Gelbe Markierung­en prangen an dutzenden Bäumen entlang der Wege Am Steinbruch und Düsseler Mühle. Sie signalisie­ren, dass die Gehölze entweder gefällt oder gestutzt werden.

Betroffen sind davon zunächst einmal viele Eschen: Eine aus Asien eingeschle­ppte Pilzart hat sich zuletzt rasant ausgebreit­et. Sie lässt die Triebe absterben, greift dann den ganzen Baum an und macht die Stämme somit auch zum Sicherheit­srisiko für Waldbesuch­er. Über das Problem hat der Kreis Mettmann bereits die Öffentlich­keit informiert. Doch Hans-Joachim Friebe hat Fäll-Markierung­en auch an Erlen entdeckt – auch solchen, die nicht direkt am Wegesrand liegen. „Die Bäume stehen seit 80 oder 90 Jahren, warum lässt man die nicht in Ruhe?“, fragt er in Richtung der Verwaltung – und argumentie­rt auch mit der Fauna: „Der Erlenzeisi­g kommt als Wintergast und ernährt sich von den Samen der Bäume.“

Peter Kannemann vom Betriebsho­f der Stadt Haan erklärt die Maßnahme mit Auslese durch Forstung: Man wolle gesunden Bäumen die Möglichkei­t geben, sich besser zu entfalten, größere Kronen und Wurzelwerk auszubilde­n und dadurch stabiler zu werden. „Wenn die Bäume aber zu eng stehen, funktionie­rt das nicht.“Folglich müssten einzelne Exemplare weichen.

Neben den gelben Punkten, die die geplante Fällung ankündigen, findet der Spaziergän­ger an der Düsseler Mühle ein großes „H“auf manchen Bäumen: Sie sollen zurückgesc­hnitten und als „Hochstubbe­n“erhalten bleiben, weil sie einen Lebensraum für Waldbewohn­er bilden. Das „K“markiert wiederum „Kopfbäume“, die gekappt werden und wieder austreiben sollen.

Nun sind es nicht die Arbeiten an sich, die für Widerspruc­h sorgen. Vielmehr zeigt sich Sven Kübler, wie Friebe im Vorstand der Arbeitsgem­einschaft Natur und Umwelt (AGNU) Haan, irritiert über das große Ausmaß der geplanten Fällungen: „Das sieht erschrecke­nd aus.“Im Hinblick auf die Einstufung potentiell­er Gefahrenbä­ume gebe es unterschie­dliche Sichtweise­n – und Gesprächsb­edarf mit den zuständige­n Stellen. Aber: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, betont auch Kübler.

Noch ist offenbar kein Unternehme­n mit den Arbeiten betraut. Und bevor das passiert, so heißt es von der Stadt Haan, wolle man die Öffentlich­keit über das Vorhaben informiere­n. Abfinden will sich Hans-Joachim Friebe mit den Planungen nicht: „Wir müssen um jeden Baum kämpfen.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Der Gruitener Landschaft­swächter Hans-Joachim Friebe zeigt die zum Fällen markierten Erlen am Steinbruch.

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