Stadt Solingen verteidigt Rodungen in der Ohligser Heide
Das Rathaus tritt Zweifeln an der Genehmigung der Baumfällungen entgegen. Die Kritiker des Projekts bleiben indes bei ihrer Haltung.
SOLINGEN/HILDEN Die Rodung von Bäumen in der Ohligser Heide erhitzt weiter die Gemüter. Denn was die Sinnhaftigkeit der Renaturierung von rund 4,4 Hektar Wald betrifft, gehen die Meinungen nach wie vor deutlich auseinander. Während die Befürworter argumentieren, auf diese Weise zumindest einen kleinen Teil der Heide wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, sehen etliche Anwohner den in einem runden Jahrhundert gewachsenen Mischwald samt seiner Schutzfunktion für den Stadtteil Ohligs in akuter Gefahr.
So zum Beispiel Bernd Oberheuser, der am Hermann-Löns-Weg in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet lebt und der den Betreibern der Renaturierung in gewisser Weise eine „ökologische Ideologie“bescheinigt. „Die Ohligser Heide ist seit 100 Jahren Mischwald. Ich halte es für einen Irrglauben, dass der nun dringend menschliche Hilfe benötigt“, so Oberheuser.
Darüber hinaus kritisierte der Ohligser aber auch die seiner Ansicht nach eher unzureichende rechtliche Absicherung der Baumfäll-Arbeiten – was die Stadt Solingen indes entschieden zurückwies. Wie eine Rathaus-Sprecherin erklärte, liege das entsprechende Okay für die Rodungen nämlich sehr wohl längst vor.
„Die Genehmigung für eine Fläche von etwa zwei Hektar Größe, auf der später Schafe gehalten werden sollen, wurde vom zuständigen Forstamt Bergisch Land in Gummersbach erteilt“, sagte die Stadtsprecherin, die ferner darauf hinwies, dass für den restlichen in Rede stehenden Bereich keine gesonderten Zustimmungen seitens des Forstamtes zu Baumfällungen notwendig seien.
„Dort soll später ein sogenannter Birkenmoorwald nachwachsen. Deshalb sind in diesem Fall keine dezidierten Genehmigungen einzuholen, da der Wald ja nicht einfach verschwindet, sondern anschließend durch andere Bäume ersetzt wird“, hieß es aus der Solinger Stadtverwaltung.
Gleichwohl bleibt die Renaturierung von Teilen der Ohligser Heide eines der umstrittensten Projekte der zurückliegenden Jahre im Westen der Klingenstadt. Der Grund: Die Heide, die vielen Ohligsern seit Jahrzehnten als stadtnah gelegenes Naherholungsgebiet dient und dementsprechend einen hohen Freizeitwert besitzt, schottet den Stadtteil auch gegen die nahe gelegene Autobahn A 3 sowie den von dort kommenden Lärm und Schmutz ab.
Was wiederum zur Folge hat, dass der Widerstand gegen die Baumfällungen zunehmend weite Kreise zieht. Beispielsweise existiert im Internet mittlerweile ein Blog, der von einem Solinger betrieben wird und der sich ebenfalls skeptisch mit den Maßnahmen in der Heide auseinandersetzt.
„Leider kann man die Fällungen ja jetzt nicht mehr verhindern“, sagte der Vater der Seite „ohligser-heide-rodung.blogspot. com“. Doch angesichts der Tatsache, wonach in der Stadt Konsens darüber bestehe, „dass Bäume geschützt werden müssen“, stelle sich schon die Frage, warum das dann nicht für alle Bäume gelte, so der Solinger. Und ein anderer Rodungs-Gegner zog wiederum den von den Befürworten angebrachten Artenschutz in Zweifel. So sei der Baumpieper ein am Boden brütender Vogel, der sicher nicht begeistert sei, wenn „man eine Horde Schafe über die Fläche jagt“.
Derweil verteidigte Jan Bommers von der mit der Renaturierung beauftragten Biologischen Station Mittlere Wupper einmal mehr die Maßnahme. Es handele sich nur um eine sehr kleine Fläche. Der ganze Wald solle keineswegs in Heide umgewandelt werden, so Bommers.