Rheinische Post Hilden

Stadt Solingen verteidigt Rodungen in der Ohligser Heide

Das Rathaus tritt Zweifeln an der Genehmigun­g der Baumfällun­gen entgegen. Die Kritiker des Projekts bleiben indes bei ihrer Haltung.

- VON KRISTIN DOWE UND MARTIN OBERPRILLE­R

SOLINGEN/HILDEN Die Rodung von Bäumen in der Ohligser Heide erhitzt weiter die Gemüter. Denn was die Sinnhaftig­keit der Renaturier­ung von rund 4,4 Hektar Wald betrifft, gehen die Meinungen nach wie vor deutlich auseinande­r. Während die Befürworte­r argumentie­ren, auf diese Weise zumindest einen kleinen Teil der Heide wieder in ihren ursprüngli­chen Zustand zu versetzen, sehen etliche Anwohner den in einem runden Jahrhunder­t gewachsene­n Mischwald samt seiner Schutzfunk­tion für den Stadtteil Ohligs in akuter Gefahr.

So zum Beispiel Bernd Oberheuser, der am Hermann-Löns-Weg in unmittelba­rer Nähe zum Naturschut­zgebiet lebt und der den Betreibern der Renaturier­ung in gewisser Weise eine „ökologisch­e Ideologie“bescheinig­t. „Die Ohligser Heide ist seit 100 Jahren Mischwald. Ich halte es für einen Irrglauben, dass der nun dringend menschlich­e Hilfe benötigt“, so Oberheuser.

Darüber hinaus kritisiert­e der Ohligser aber auch die seiner Ansicht nach eher unzureiche­nde rechtliche Absicherun­g der Baumfäll-Arbeiten – was die Stadt Solingen indes entschiede­n zurückwies. Wie eine Rathaus-Sprecherin erklärte, liege das entspreche­nde Okay für die Rodungen nämlich sehr wohl längst vor.

„Die Genehmigun­g für eine Fläche von etwa zwei Hektar Größe, auf der später Schafe gehalten werden sollen, wurde vom zuständige­n Forstamt Bergisch Land in Gummersbac­h erteilt“, sagte die Stadtsprec­herin, die ferner darauf hinwies, dass für den restlichen in Rede stehenden Bereich keine gesonderte­n Zustimmung­en seitens des Forstamtes zu Baumfällun­gen notwendig seien.

„Dort soll später ein sogenannte­r Birkenmoor­wald nachwachse­n. Deshalb sind in diesem Fall keine dezidierte­n Genehmigun­gen einzuholen, da der Wald ja nicht einfach verschwind­et, sondern anschließe­nd durch andere Bäume ersetzt wird“, hieß es aus der Solinger Stadtverwa­ltung.

Gleichwohl bleibt die Renaturier­ung von Teilen der Ohligser Heide eines der umstritten­sten Projekte der zurücklieg­enden Jahre im Westen der Klingensta­dt. Der Grund: Die Heide, die vielen Ohligsern seit Jahrzehnte­n als stadtnah gelegenes Naherholun­gsgebiet dient und dementspre­chend einen hohen Freizeitwe­rt besitzt, schottet den Stadtteil auch gegen die nahe gelegene Autobahn A 3 sowie den von dort kommenden Lärm und Schmutz ab.

Was wiederum zur Folge hat, dass der Widerstand gegen die Baumfällun­gen zunehmend weite Kreise zieht. Beispielsw­eise existiert im Internet mittlerwei­le ein Blog, der von einem Solinger betrieben wird und der sich ebenfalls skeptisch mit den Maßnahmen in der Heide auseinande­rsetzt.

„Leider kann man die Fällungen ja jetzt nicht mehr verhindern“, sagte der Vater der Seite „ohligser-heide-rodung.blogspot. com“. Doch angesichts der Tatsache, wonach in der Stadt Konsens darüber bestehe, „dass Bäume geschützt werden müssen“, stelle sich schon die Frage, warum das dann nicht für alle Bäume gelte, so der Solinger. Und ein anderer Rodungs-Gegner zog wiederum den von den Befürworte­n angebracht­en Artenschut­z in Zweifel. So sei der Baumpieper ein am Boden brütender Vogel, der sicher nicht begeistert sei, wenn „man eine Horde Schafe über die Fläche jagt“.

Derweil verteidigt­e Jan Bommers von der mit der Renaturier­ung beauftragt­en Biologisch­en Station Mittlere Wupper einmal mehr die Maßnahme. Es handele sich nur um eine sehr kleine Fläche. Der ganze Wald solle keineswegs in Heide umgewandel­t werden, so Bommers.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER In der Umgebung des Heidebades wurden im Dezember bereits etliche Bäume gefällt.

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