Womit man an der Börse Geld verdienen kann
Seit Jahresbeginn hat der Dax etwa zehn Prozent zugelegt. Aktien wären – bei allen Risiken – also ein gutes Investment gewesen.
Düsseldorf Zehn Prozent Rendite auf eine Geldanlage sind in Niedrigzinszeiten komfortabel, auch wenn es sich um eine Nominalverzinsung (also ohne Berücksichtigung der allgemeinen Preissteigerung) handelt und auf den Ertrag auch noch Steuern gezahlt werden müssen. Ungefähr zehn Prozent Plus hat der Deutsche Aktien-Index (Dax) seit Ende des vergangenen Jahres geschafft. Ein Argument für Investoren, um bei allem Respekt vor den regelmäßigen Turbulenzen an der Börse vielleicht doch mal Geld in Aktien zu stecken?
Karsten Tripp; Chefanlagestratege Private Banking beim Bankhaus HSBC Deutschland, würde das sofort unterschreiben. Zumindest, wenn das gesamte Ersparte 100.000 Euro beträgt. Dann lautet sein Ratschlag: „50 Prozent in Aktien, weitere 25 Prozent in gemischten Rentenanlagen, zehn Prozent in Bargeld, 15 Prozent in Gold.“Seine Jahresendprognose für den Dax: genau die eingangs erwähnten zehn Prozent Plus gegenüber dem Jahresende – mit zwischenzeitlichem Rückschlagpotenzial bis auf 10.300 Punkte..
Was kauft man bei der großen Auswahl am Aktienmarkt? Tripp empfiehlt Anlegern, die sich nicht professionell mit der Börse auseinandersetzen, Branchen-ETFs. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds, börsengehandelte Fonds, die in Tripps Beispielfall Abbild einer Branche sein sollen. Vorteil der ETFs: Die Kosten für den Anleger sind deutlich geringer als bei anderen Aktienfonds.
Regional betrachtet, würde Tripp den Blick derzeit stärker nach Amerika und Fernost richten als nach Europa. „In der Euro-Zone ist das Wachstum derzeit deutlich niedriger als in in den USA, wir haben mit dem Brexit, mit Frankreich und Italien mehrere Problemfälle, und die Gewinne der Unternehmen schwächeln“, begründet der Experte. Einen Blick wert sein könnten forschungsstarke Werte aus der Pharmabranche. Profitieren könnten diese davon, „dass die Politik positive Signale in den Gesundheitssektor aussendet“. Also steigende Gesundheitsausgaben, die den Pharmaherstellern das Geschäft erleichtern.
In Deutschland sieht Tripp dagegen momentan wenig Potenzial: Vielleicht noch global diversifizierte Unternehmen mit vergleichsweise wenig Deutschland-Geschäft, dazu einer starke Dividende.“Bei den Autoaktien ist dagegen Vorsicht geboten, weil niemand genau sagen kann, ob der amerikanische Präsident Donald Trump seine Ankündigung neuer Strafzölle auf importierte Autos wahr macht oder nicht. Auch bei den Energieversorgern würde sich Tripp durch die Umwälzungen der Energiewende wohl eher zurückhalten.
Andere haben auch deutsche Titel auf dem Zettel. Bei der Stuttgarter Landesbank LBBW waren es zuletzt unter anderem die Dax-Mitglieder Henkel (gut diversifiziert, starker und verlässlicher Großaktionär, finanzieller Spielraum für weitere Zukäufe), (gute Marktposition, starkes US-Geschäft, Wachstum beim Geschäft mit mobilen Daten) und SAP ( Weltmarktführer bei Firmen-Software, wachsende Nachfrage nach Cloud-Computing). Bei allen Problemen in den USA tauchte da auch Daimler als günstig bewerteter Titel mit guter Dividenden-Perspektive auf.
Der Börsenmakler, Fondsmanager und Buchautor Dirk Müller wiederum würde eher „meine Bestände in und
weiter ausbauen. Ob diese Unternehmen im Jahresverlauf besonders
Deutsche Telekom Apple, Amazon Booking Holding
gut abschneiden, ist mir nicht wichtig. Entscheidend ist, wo diese Unternehmen wirtschaftlich in fünf bis zehn Jahren stehen.“
Langfristperspektive also statt kurzfristiger Gewinne. Eine Regel, die bei vielen an der Börse in Vergessenheit geraten ist. Schließlich ist der Aktienmarkt einst nicht für Zocker erfunden worden, die mit schnellem Rein-Raus-Handel den schnellen Euro machen wollen, sondern als Instrument der soliden Unternehmensfinanzierung. Die Idee: Firmen besorgen sich Kapital und stellen dafür Anteilsbesitz zur Verfügung. Das sollte man als Anleger im Blick haben.
Außerdem gilt: Niemand sollte Geld in Aktien investieren, dass er innerhalb kurzer Zeit wieder braucht. Das erhöht die Gefahr, dass man in der Not mit Verlust verkaufen muss.
Wie viel Aktien ein Investor hält, hängt immer auch von seiner Risikofreude oder Risikoscheu ab. Und vom Alter: Je älter der Anleger, desto geringer sollte der Aktienanteil sein. Eine Faustregel, die oft genannt wird: 100 minus Lebensalter. Wer der Regel folgt, kann sich mit 40 noch 60 Prozent Aktien leisten, sollte diesen Anteil aber bis zum Rentenalter auf 30 bis 40 Prozent verringert haben.
Und: Man darf nicht gleich in Panik verfallen, wenn der Aktienkurs sich über Tage oder gar Wochen nach unten bewegt. Langjährige Entwicklungen zeigen fast immer nach oben.