Kleinanleger aus dem Internet
Per Schwarmfinanzierung lassen sich Mittel über Plattformen einsammeln.
DÜSSELDORF 1,2 Millionen Euro hatten Kleinanleger dem Bonner Herrenmode-Start-up von Floerke über die Plattform Kapilendo zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug lockten hohe Zinsen. Doch dann geriet von Floerke in Schieflage, Kapilendo-Anlegern droht nun im schlimmsten Fall der Totalverlust. Kapilendo will sich zu Details nicht äußern, eine Sprecherin teilt lediglich mit: „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es in der Geldanlage immer entscheidend ist das Risiko durch Diversifikation zu streuen.“
Durch das Internet ist es deutlich leichter geworden, größere Gruppen von Menschen zu mobilisieren und für eigene Projekte zu gewinnen – und sei es als Geldgeber für das eigene Unternehmen. Auch für Anleger bieten sich Chancen. Doch das Beispiel Kapilendo zeigt, dass es auch Risiken gibt. Ein Überblick:
Klassisches Crowdfunding
Hierbei sammeln Anbieter über Plattformen wie Kickstarter oder Startnext Geld für eine Idee und versprechen im Gegenzug eine nicht-finanzielle Gegenleistung, eine Art Dankeschön. So lassen sich beispielsweise kleine, eher in der Nische angesiedelte Projekte umsetzen oder neue Produkte testen. Über die US-Plattform Kickstarter versucht beispielsweise gerade ein Hamburger, 500 Euro zu sammeln, um Notenhefte für die Mandoline zu erstellen. Wer das Projekt unterstützt, wird im Gegenzug – je nach Betrag – mit einem dieser Notenhefte belohnt.
Soziales Crowdfunding
Über Crowdfunding-Plattformen können auch für soziale Projekte Spenden vom Schwarm gesammelt werden. Die größte Plattform zum Spendensammeln im Internet ist das gemeinnützige Berliner Unternehmen Betterplace.org. Auch die Volksbanken organisieren beispielsweise Crowdfunding-Projekte über ihre Seiten. Christian Urban Verbraucherzentrale NRW Crowdinvesting Hier geht es um Projekte, bei denen ganz klar das finanzielle Eigeninteresse der Anleger im Vordergrund steht. Beim Crowdinvesting geben (Klein-)Anleger einem Unternehmen Geld und werden dafür am Erfolg des Unternehmens beteiligt oder in Form von Zinsen entlohnt. Zuletzt sind in diesem Bereich eine ganz Reihe an Plattformen entstanden, über die Anleger in verschiedene Unternehmen bzw. Projekte investieren können. Das Spektrum reicht dabei von Start-ups bis zum Mittelständler. Für Unternehmen bietet das Crowdinvesting die Möglichkeit, bankenunabhängig Kapital aufzunehmen. Anleger wiederum erhalten die Möglichkeit, bereits mit kleineren Beträgen zu investieren.
Weil es bislang schwer ist, seriöse von unseriösen Portalen zu unterscheiden, rät die Verbraucherzentrale NRW dazu, sich genau zu informieren – etwa darüber, ob das Geld bei einer Insolvenz geschützt ist, ob die Provisionen des Vermittlungsportals erkennbar sind und was mit dem Geld der Anleger geschieht, wenn die erforderliche Investitionssumme nicht zusammenkommt. Auch Rückmeldungen anderer Kunden im Internet könnten hilfreich sein. „Es besteht ein Totalverlust-Risiko – und das sollte man auch ernst nehmen“, sagt Christian Urban, Gruppenleiter Finanzen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale NRW.
„Das Risiko eines Totalverlustes sollte man auch ernst nehmen“
Crowdlending Anders als beim klassischen Kreditgeschäft, wo eine Bank einer Person oder einem Unternehmen Kapital gegen Zinsen zur Verfügung stellt, vergeben beim Crowdlending eine Vielzahl von Menschen einen Kredit. Im Gegenzug winkt ihnen dafür eine deutlich höhere Rendite als auf dem Tagesgeldkonto. Die wohl bekannteste deutsche Crowdlending-Plattform, das Düsseldorfer Start-up Auxmoney, wirbt beispielsweise mit einer Durchschnittsrendite von fünf Prozent für Anleger – bei entsprechendem Risiko.