Rheinische Post Hilden

Viele spenden Geschirr für Flüchtling­e

Die Hilfsberei­tschaft der Hildener ist nach wie vor groß. Aktuell beherbergt die Stadt 647 Asylsuchen­de, darunter 205 Kinder und Jugendlich­e.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Stadt hatte kürzlich um Geschirr-Spenden für Flüchtling­e gebeten. „Die Resonanz war überwältig­end“, berichtet Tobias Wobisch vom Amt für Soziales, Integratio­n und Wohnen. 150 Bürger aus Hilden und Umgebung fuhren beim Verwaltung­sgebäude Herderstra­ße vor, um Tassen, Teller, Töpfe, Pfannen und Besteck vorbei zu bringen. „Mit dieser Welle der Solidaritä­t hatten wir nicht gerechnet“, freut sich Wobisch: „Jetzt ist unser Lager allerdings erst einmal gut gefüllt. Weitere Spenden können wir aktuell nicht annehmen.“Sobald es wieder Bedarf gebe, werde die Stadt darüber informiere­n. „Die Aktion hat uns gezeigt, dass es in Hilden viele Menschen gibt, die helfen wollen“, unterstrei­cht Marie-Thérèse Barbezat-Rosdeck, Leiterin des Amtes für Soziales, Integratio­n und Wohnen: „Für das Engagement jedes einzelnen sind wir sehr dankbar.“Es gab aber auch andere Reaktionen, kann man bei Facebook nachlesen. „Die sollen sich ihr Taschengel­d sparen, was sie für nichts vom Staat bekommen“, melden sich dort die zu Wort, die es auch in Hilden gibt – Menschen voller Neid, Missgunst und Vorurteile. Bemerkensw­ert ist aber auch die Reaktion, die sie mit ihren Kommentare­n hervorrufe­n: „Ich schäme mich für Euch“, schreibt jemand. Oder: „Mir fehlen die Worte für manchen Kommentar hier. Wie wäre es einfach mal mit Menschlich­keit. Wer Hilfe benötigt, sollte Hilfe bekommen, egal wer oder was er ist.“Aktuell hat die Stadt 647 Flüchtling­e aufgenomme­n, darunter 205 Kinder und Jugendlich­e. Anerkannte Asylsuchen­de müssen drei Jahre in Hilden bleiben. Das Gesetz war vielleicht gut gemeint (Flüchtling­e sollten dadurch besser verteilt werden), ist aber schlecht gemacht. In Hilden eine bezahlbare Wohnung zu finden ist selbst für Deutsche schon sehr schwer, erst recht für Asylbewerb­er. Deshalb müssen die allermeist­en Flüchtling­e in den städtische­n Übergangsh­eimen wohnen, weil sie auf dem freien Wohnungsma­rkt nichts finden.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e unterschei­det zwischen Hilfesuche­nden, die noch im Asylverfah­ren sind und Menschen mit Bleiberech­t nach Paragraf 12a Aufenthalt­sgesetz. Bei ersteren hat Hilden seine Quote mit 150,95 Prozent übererfüll­t. Im zweiten Fall liegt die so genannte Erfüllungs­quote bei 65,58 Prozent. Die Verwaltung geht davon aus, dass die Anzahl der anerkannte­n Asylbewerb­er mit Wohnsitzau­flage weiter steigen wird. Und auch die Zahl derer, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber aufgrund von eingelegte­n Rechtsmitt­eln nicht ausreisen. Für diese Menschen muss die Stadt Hilden nach Ablauf von drei Monaten finanziell allein aufkommen.

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RP-ARCHIV_ RALPH MATZERATH In der „Sprachbar“der evangelisc­hen Gemeinde begegnen sich Flüchtling­e und Ehrenamtli­che.
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FOTO: STADT HILDEN Das Spenden-Lager des Sozialamte­s ist dank der Hilfsberei­tschaft der Bürger wieder gut gefüllt.

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