Familie erhält NS-Raubkunst nach fast 80 Jahren zurück
XANTEN Der Dombauverein in Xanten hat ein Ölgemälde an die Erben der jüdischen Eheleute Gottlieb und Mathilde Kraus zurückgegeben, das die Nazis 1941 beschlagnahmt hatten. „Meine Familie wartet seit achtzig Jahren auf diesen Moment“, sagte der Urenkel John Graykowski am Donnerstag in Xanten. Der Dombauverein wolle „einen kleinen Beitrag“leisten, um „das durch die Nazi-Schergen angerichtete Unrecht nach über 80 Jahren wiedergutzumachen“, sagte Vorsitzender Hans-Wilhelm Barking.
Die Eheleute Kraus waren 1938 vor den Nazis aus Wien geflohen, mussten aber ihr Vermögen zurücklassen, es wurde von der Gestapo beschlagnahmt. Dazu gehörte das Bild „Holländisches Platzbild“. Es soll den St. Viktor Dom in Xanten zeigen und wird dem holländischen Maler Jan van der Heyden (16371712) zugeschrieben. Das Gemälde ging später an Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann, den Vater von Henriette Hoffmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg überließen die Alliierten das Bild dem Freistaat Bayern zur weiteren Klärung. 1962 wurde es an Henriette Hoffmann, die geschiedene Ehefrau des einstigen NS-Reichsjugendführers Baldur von Schirach, verkauft. Ein Jahr später erwarb es der Xantener Dombauverein für 16.100 DM vom Auktionshaus Lampertz in Köln – „ohne Kenntnis davon, dass das Gemälde ursprünglich der Familie Kraus gehörte“, wie der Dombauverein betont. Heute wird der Wert des Bildes auf 5000 Euro geschätzt.
2011 forderten Erbenvertreter erstmals die Rückgabe. Die „Commission for Looted Art in Europe“hatte den Verbleib des Gemäldes recherchiert. In den folgenden Jahren hätten rechtliche Fragen geklärt werden müssen, teilten beide Seiten mit. Es sei erst das siebte von einst mehr als 160 Gemälden, das die Familie zurückbekomme, sagte Graykowski. Er hoffe, dass sich andere, die Gemälde mit einer ähnlichen Herkunft besäßen, ein Beispiel am Dombauverein nähmen.