Rheinische Post Hilden

Wie Opfern von Straftaten geholfen wird

Wer in Düsseldorf Opfer einer Straftat wird, wird nach dem Gang zur Polizei nicht allein gelassen: Viele Organisati­onen helfen bei Aufarbeitu­ng und Behördengä­ngen. Trotzdem stehen die Betroffene­n vor großen Herausford­erungen.

- VON HELENE PAWLITZKI

Opfer von Kriminalit­ät können sich in Düsseldorf Hilfe holen – das ist die Botschaft der Polizei und des Kriminalpr­äventiven Rats zum Tag des Kriminalit­ätsopfers. Mehr als zwei Dutzend Stellen unterstütz­en Geschädigt­e nach Straftaten, unter Umständen auch deren Angehörige. „Das Opferhilfe­netzwerk ist über Jahre gewachsen“, sagt Tanja Schwarzer, Geschäftsf­ührerin des Kriminalpr­äventiven Rats. „Jede Beratungss­telle hat ein spezifisch­es Profil, so dass Opfer passgenaue Hilfe finden.“

Kontakt zur Polizei

Egal ob Einbruchdi­ebstahl, Betrug oder sexuelle Belästigun­g – wer sich nach einer Straftat wehren will, kontaktier­t zunächst die Polizei. Entweder die Beamten kommen zum Tatort oder das Opfer erstattet auf der Wache Anzeige. Inzwischen ist das auch online möglich. Dann folgt eine Vernehmung im Fachkommis­sariat. Annika Heidemann ist eine von 19 Sachbearbe­iterinnen im Kriminalko­mmissariat 12, unter anderem verantwort­lich für die Verfolgung von Sexualdeli­kten und häuslicher Gewalt. „Jedes Opfer ist anders“, sagt sie. Manche weinten die gesamte Zeit, andere seien vollkommen gefasst. „Es gibt keine richtige oder falsche Reaktion auf ein Verbrechen.“

Vernehmung Bei der Polizei müssen Opfer den Sachverhal­t in allen Einzelheit­en schildern. Die Aussage wird wortwörtli­ch protokolli­ert. Das kann unter Umständen mehrere Stunden dauern. In einem Opferschut­zgespräch informiere­n die Sachbearbe­iter dann über Hilfsmögli­chkeiten und Rechte. „Wichtig ist: Wir sind keine Sozialarbe­iter“, sagt Heidemann. „Aber uns ist nicht gleichgült­ig, wie es den Opfern geht.“Die Polizei informiere auch deshalb über Hilfsangeb­ote, weil ein gut betreutes Opfer auch eher ein beständige­r Zeuge sei, sagt Juliane Bosselmann, bei der Polizei zuständig für Prävention und Opferschut­z. „Außerdem verhindert es unter Umständen weitere Straftaten, wenn Opfer Hilfe bekommen, um sich der Situation zu entziehen.“

Seelische bis finanziell­e Hilfe

Für viele Opfer geht die Tat mit dem Gefühl von Kontrollve­rlust einher. „Anschließe­nd fängt das Opfer an, sich die Kontrolle über die Situation wiederzuho­len“, sagt Bosselmann. Dabei gibt es Hilfe. Beratung nach einer Gewalterfa­hrung oder einem belastende­n Ereignis finden Opfer zum Beispiel bei der Ambulanz für Gewaltopfe­r des Gesundheit­samts. Frauen können sich auch an die Frauenbera­tungsstell­e wenden, Kinder und Jugendlich­e an die Kinderschu­tzambulanz oder den Verein ProMädchen. Betreuung für Opfer von Straftaten aller Art gibt es auch beim Verein Weißer Ring. Viele Organisati­onen vermitteln Anwälte, Notunterkü­nfte, medizinisc­he Betreuung oder finanziell­e Soforthilf­e. Sie helfen auch bei Anträgen auf Erstattung von Heil- und Therapieko­sten beim Landschaft­sverband Rheinland.

Psychosozi­ale Prozessbeg­leitung Der Gerichtspr­ozess, der oft erst sehr lange nach der eigentlich­en Tat beginnt, kann alte Wunden aufreißen. Opfer haben seit zwei Jahren Anspruch auf Betreuung. „Es geht um die mentale Unterstütz­ung der Opfer“, sagt Opferschüt­zerin Juliane

Bosselmann. Die Betreuer erklären genau, wie der Prozess abläuft und sitzen nötigenfal­ls auch während der Aussage neben dem Opfer.

Hilfe für Täter

Es klingt zunächst komisch, aber auch für Täter gibt es entspreche­nde Hilfsangeb­ote. In einer Broschüre informiert beispielsw­eise das Landeskrim­inalamt, welche Rechte Menschen haben, die nach einer häuslichen Gewalttat der Wohnung verwiesen wurden. „Es gibt auch Seminarang­ebote für Menschen, die ihr Verhalten ändern möchten“, sagt Opferschüt­zerin Bosselmann.

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FOTO: DPA Gerade Opfer von häuslicher Gewalt haben einen langen Weg vor sich, nachdem sie bei der Polizei Anzeige erstattet haben.

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