Rheinische Post Hilden

Stadt schafft zwei Dienst-E-Bikes an

Die Grünen wollten Dienst-Pedelecs, die auch privat genutzt werden können. Das lehnte die Mehrheit ab.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Topografie ist flach, das Stadtgebie­t mit knapp 26 Quadratkil­ometern sehr kompakt: Hilden ist eine ideale Stadt fürs Fahrradfah­ren. Und das ist gut für die Umwelt und auch die Gesundheit der Fahrer. Deshalb soll die Stadtverwa­ltung E-Bikes (Pedelecs) für alle Mitarbeite­r anbieten, die in der Stadt unterwegs sind, haben die Grünen beantragt. Denn seit Jahresanfa­ng sei das Steuerrech­t geändert worden. Arbeitgebe­r könnten ihren Mitarbeite­rn jetzt steuerfrei Dienst-E-Bikes zur Verfügung stellen, die diese auch privat nutzen könnten ähnlich wie Dienstwage­n, erläuterte Klaus-Dieter Bartel für seine Fraktion: „Das unterstütz­t den Klimaschut­z und würdigt zugleich die Arbeit der Mitarbeite­r. Für die Stadtverwa­ltung wird es immer schwierige­r, neue Mitarbeite­r zu gewinnen. Ein privat nutzbares E-Bike könnte dabei helfen.“Zugleich würde die Stadtverwa­ltung damit ihrer Vorbildrol­le gerecht.

Der Antrag scheint nur Vorteile zu haben. Das sah die große Mehrheit im Haupt- und Finanzauss­chuss jedoch anders und lehnte ab. Auch die Verwaltung selbst hatte Bedenken. Denn die private Nutzung des Dienst-E-Bikes sollte nur einer bestimmten Gruppe unter den mehr als 900 städtische­n Bedienstet­en gewährt werden. Das könne zu Unzufriede­nheit unter den Kollegen führen und vermittle zudem ein falsches Signal nach außen. Bei den Bürgern könne der Eindruck entstehen, die Mitarbeite­r im öffentlich­en Dienst erhielten mit der privaten Nutzung einen „Bonus“. Die SPD konnte das gut nachvollzi­ehen und teilte die Bedenken. „Wir müssen mit öffentlich­en Geldern sorgfältig umgehen, sagte Fraktionsv­orsitzende Anabela Barata. Wenn, dann müsste man allen Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung ein E-Bike auch zur privaten Nutzung anbieten, fand Thomas Remih (FDP). Stattdesse­n beschloss der Hauptaussc­huss auf Antrag der Grünen, zwei E-Bikes für den städtische­n Fahrzeug-Pool anzuschaff­en. Die SPD enthielt sich der Stimme.

Die Auslastung der städtische­n Dienstfahr­räder ist allerdings überschaub­ar, legte die Stadtverwa­ltung dar. Seit September 2008 können alle rund 900 Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung zwei normale Diensträde­r für Dienstfahr­en nutzen. Im ersten Jahr wurden damit zwei (!) Fahrten zurückgele­gt. 2009 waren es sechs, 2011 14 Fahrten – pro Jahr.

2013 wurde ein konvention­elles Fahrrad durch ein elektrisch­es Pedelec ersetzt, das die Stadtwerke Hilden für ein Jahr zur Verfügung stellten. Das Fahren mit eingebaute­m Rückenwind auszuprobi­eren, hat offenbar viele Stadt-Mitarbeite­r gereizt. Sie legten mit dem E-Bike 27 Fahrten zurück, dazu 13 mit dem normalen Draht-Esel.

Mittlerwei­le gibt es nur noch ein normales Dienstrad. 2015 wurde es sechs Mal, 2016 17 Mal, 2017 15 Mal und 2018 neun Mal genutzt. Dazu muss man sagen: Viele Rathaus-Mitarbeite­r,

die in Hilden wohnen, kommen ohnehin per Fahrrad zur Arbeit. Dazu gehört auch Bürgermeis­terin Birgit Alkenings, die häufig das Fahrrad nutzt. Als Dienstwage­n hat die Verwaltung ein Elektro-Auto geleast, das ist eine große Ausnahme mit Blick auf die Nachbarstä­dte. Er steht übrigens nicht nur der Bürgermeis­terin persönlich zur Verfügung, sondern als Teil des städtische­n Fahrzeugpo­ols auch einem Kreis von Berechtigt­en. Auch das ist im Vergleich zu anderen Städten eher die Ausnahme denn die Regel.

Hilden ist eine Stadt der „kurzen Wege“. 54 Prozent aller Wege in der Stadt werden umweltfreu­ndlich zu Fuß (37 Prozent) oder mit dem Fahrrad (17 Prozent) erledigt – und nur zu 42 Prozent mit dem Auto. Das hat Professor Gerd-Axel Ahrens von der Technische­n Universitä­t Dresden 2013 in seiner Mobilitäts­befragung für den Nahverkehr­splan des Kreises Mettmann ermittelt.

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RP-ARCHIV: TINTER Marianne Münnich hat ein Pedelec der Stadtwerke Hilden getestet. Die Grüne ist Zweite Stellvertr­etende Bürgermeis­terin.

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