Schnitzel gibt es auch in Argentinien
Sechs junge Argentinier haben im Rahmen eines Austauschprogrammes des Haaner Gymnasiums die letzten drei Monate in Deutschland verbracht. Am Sonntag geht es zurück in die Heimat.
HAAN Die Antwort auf die Frage, worauf sich Leandro denn am allermeisten freut, wenn er in den kommenden Tagen zurück in seine Heimat Argentinien kommt, ist ein wenig überraschend: „Schnitzel“, sagt der 16-Jährige und wundert sich, dass alle lachen. Schnitzel, das ist für die meisten doch eher eine typisch deutsche Speise. Mit Argentinien verbindet man dann doch eher T-Bone Steak. „Das stimmt aber tatsächlich, dass sie dort genauso panierte Schnitzel essen wie wir hier“, weiß Miriam, die bereits im vergangenen Jahr an dem Schüleraustausch nach Südamerika teilgenommen hatte, „eigentlich noch mehr. Der einzige Unterschied ist, dass sie das Fleisch dort noch mit Tomaten und Käse überbacken.“
Seit drei Monaten leben die sechs argentinischen Schüler nun in Haan, haben hier die Schule besucht und haben neben einigen Tagen in Berlin eine dreiwöchige Reise durch Europas Metropolen unternommen. „Wir waren in Rom, Barcelona, Madrid, Paris, London und Amsterdam“, zählt Ana Paula auf und ergänzt in gutem Deutsch, „es war sehr schön. Am Schönsten war es in Rom, weil die Menschen dort sehr nett sind und in Amsterdam. Da haben wir viele Museen besucht und das viele Wasser ist schön.“
Die sechs Jugendlichen, vier Mädchen und zwei Jungen, besuchen in der Nähe von Buenos Aires eine deutsche Schule, sind gemeinsam mit 24 anderen Schülern nach Deutschland gekommen. „Einige sind in Münster, in Solingen und sehr viele in Kiel“, weiß Ana, die ihre Zeit in Haan bei der Gastfamilie von Luisa verbracht hat. „Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, wir haben uns gut verstanden, aber natürlich war es auch von Vorteil, dass Ana bei uns zu Hause ein eigenes Zimmer hatte, sodass sich jeder von uns auch mal zurückziehen konnte.“
Von montags bis donnerstags haben die Jugendlichen das Haaner Gymnasium besucht, gemeinsam mit ihren Partnerschülern, die im Gegenzug am ersten Juli nach Südamerika aufbrechen, dort aber statt drei, nur zwei Monate bleiben. „Das hat den Vorteil, dass sie kurz vor den Sommerfreien fliegen und kurz danach zurückkehren, denn sie sollen möglichst wenig Schulstoff hier verpassen. Schließlich kommen sie ja nach den Freien in das letzte Schuljahr, das Abi steht bevor.“
Miriam und Antonia waren beide 2018 zum Austausch in Buenos Aires, sie strahlen bis über beide Ohren, während sie über ihre Zeit
dort erzählen. „Es war einfach toll, die Menschen sind wahnsinnig freundlich und herzlich, unfassbar hilfsbereit“, erinnert sich Antonia. „Alles ist fröhlicher und lebhafter als hier.“Miriam nickt zustimmen und ergänzt lachend: „So ist da übrigens auch der Schulunterricht. Laut, chaotisch, bunt, lebensfroh, oft reden alle durcheinander, viel weniger Struktur als bei uns., sehr lustig.“
Leandro erinnert sich, dass er vor seiner Reise nach Deutschland dachte, die Menschen seien alle sehr distanziert. Jetzt, so sagt der junge Südamerikaner mit ruhiger Stimme, habe er festgestellt, dass alle sehr nett sind. Es war eine schöne Zeit in Haan, resümieren die sechs Austauschschüler, aber jetzt ist es Zeit, zurück nach Hause zu fliegen. Ana aber ist sich sicher: sie wird nach Deutschland zurückkehren. „Ich möchte hier studieren, Medizin. Ich mag die Sprache so sehr und es gibt viel mehr Möglichkeiten.“