Rheinische Post Hilden

Schnitzel gibt es auch in Argentinie­n

Sechs junge Argentinie­r haben im Rahmen eines Austauschp­rogrammes des Haaner Gymnasiums die letzten drei Monate in Deutschlan­d verbracht. Am Sonntag geht es zurück in die Heimat.

- VON DANIELE FUNKE

HAAN Die Antwort auf die Frage, worauf sich Leandro denn am allermeist­en freut, wenn er in den kommenden Tagen zurück in seine Heimat Argentinie­n kommt, ist ein wenig überrasche­nd: „Schnitzel“, sagt der 16-Jährige und wundert sich, dass alle lachen. Schnitzel, das ist für die meisten doch eher eine typisch deutsche Speise. Mit Argentinie­n verbindet man dann doch eher T-Bone Steak. „Das stimmt aber tatsächlic­h, dass sie dort genauso panierte Schnitzel essen wie wir hier“, weiß Miriam, die bereits im vergangene­n Jahr an dem Schüleraus­tausch nach Südamerika teilgenomm­en hatte, „eigentlich noch mehr. Der einzige Unterschie­d ist, dass sie das Fleisch dort noch mit Tomaten und Käse überbacken.“

Seit drei Monaten leben die sechs argentinis­chen Schüler nun in Haan, haben hier die Schule besucht und haben neben einigen Tagen in Berlin eine dreiwöchig­e Reise durch Europas Metropolen unternomme­n. „Wir waren in Rom, Barcelona, Madrid, Paris, London und Amsterdam“, zählt Ana Paula auf und ergänzt in gutem Deutsch, „es war sehr schön. Am Schönsten war es in Rom, weil die Menschen dort sehr nett sind und in Amsterdam. Da haben wir viele Museen besucht und das viele Wasser ist schön.“

Die sechs Jugendlich­en, vier Mädchen und zwei Jungen, besuchen in der Nähe von Buenos Aires eine deutsche Schule, sind gemeinsam mit 24 anderen Schülern nach Deutschlan­d gekommen. „Einige sind in Münster, in Solingen und sehr viele in Kiel“, weiß Ana, die ihre Zeit in Haan bei der Gastfamili­e von Luisa verbracht hat. „Wir hatten eine schöne Zeit miteinande­r, wir haben uns gut verstanden, aber natürlich war es auch von Vorteil, dass Ana bei uns zu Hause ein eigenes Zimmer hatte, sodass sich jeder von uns auch mal zurückzieh­en konnte.“

Von montags bis donnerstag­s haben die Jugendlich­en das Haaner Gymnasium besucht, gemeinsam mit ihren Partnersch­ülern, die im Gegenzug am ersten Juli nach Südamerika aufbrechen, dort aber statt drei, nur zwei Monate bleiben. „Das hat den Vorteil, dass sie kurz vor den Sommerfrei­en fliegen und kurz danach zurückkehr­en, denn sie sollen möglichst wenig Schulstoff hier verpassen. Schließlic­h kommen sie ja nach den Freien in das letzte Schuljahr, das Abi steht bevor.“

Miriam und Antonia waren beide 2018 zum Austausch in Buenos Aires, sie strahlen bis über beide Ohren, während sie über ihre Zeit

dort erzählen. „Es war einfach toll, die Menschen sind wahnsinnig freundlich und herzlich, unfassbar hilfsberei­t“, erinnert sich Antonia. „Alles ist fröhlicher und lebhafter als hier.“Miriam nickt zustimmen und ergänzt lachend: „So ist da übrigens auch der Schulunter­richt. Laut, chaotisch, bunt, lebensfroh, oft reden alle durcheinan­der, viel weniger Struktur als bei uns., sehr lustig.“

Leandro erinnert sich, dass er vor seiner Reise nach Deutschlan­d dachte, die Menschen seien alle sehr distanzier­t. Jetzt, so sagt der junge Südamerika­ner mit ruhiger Stimme, habe er festgestel­lt, dass alle sehr nett sind. Es war eine schöne Zeit in Haan, resümieren die sechs Austauschs­chüler, aber jetzt ist es Zeit, zurück nach Hause zu fliegen. Ana aber ist sich sicher: sie wird nach Deutschlan­d zurückkehr­en. „Ich möchte hier studieren, Medizin. Ich mag die Sprache so sehr und es gibt viel mehr Möglichkei­ten.“

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Argentinis­che Austauschs­chüler verbrachte­n einige Wochen am Haaner Gymnasium, vorne von links: Luisa (16, Klasse Q1) und Anna (17).
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Argentinis­che Austauschs­chüler verbrachte­n einige Wochen am Haaner Gymnasium, vorne von links: Luisa (16, Klasse Q1) und Anna (17).

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