Rheinische Post Hilden

Der alltäglich­e Rassismus

Wir müssen Gewalt Ansichten der Menschlich­keit entgegense­tzen.

- Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier an jedem vierten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Anschläge, Terrorismu­s, Blutvergie­ßen, der Tod Unschuldig­er. Nahezu täglich hören wir davon. Der rechtsradi­kale Terrorist von Christchur­ch hat seine Mordanschl­äge auf Muslime mit abstrusen Verschwöru­ngstheorie­n begründet. Wir müssen wahrnehmen, dass es längst ein weltumstan­denes Netz rechtsextr­emer Gesinnung gibt, in dem offen Rassismus gepredigt wird. Das ist besorgnise­rregend und ruft zu Reaktion und Widerspruc­h auf.

Als Christ orientiere ich mich an den Grundüberz­eugungen des christlich­en Glaubens. Seit den Anfängen glauben Christen, dass alle Menschen vor Gott gleich sind. In jedem Menschen, gleich welcher Hautfarbe, Kultur und Religionsz­ugehörigke­it erkennen wir ein Geschöpf Gottes, dem in gleicher Weise Wert und Würde zukommt. Wir sind herausgefo­rdert, allen Menschen, die von Rassismus und Gewalt bedroht sind, solidarisc­h beizustehe­n. Die christlich­e Botschaft taugt nicht für Rassismus. Diese fundamenta­le Grundüberz­eugung ist allerdings immer wieder verraten worden, sowohl in der Kirche als auch außerhalb. Was das Netz rechtsextr­emer Verschwöru­ngstheorie­n im Untergrund verwebt, beginnt an der Oberfläche im Kleinen, in sprachlich­en Wendungen etwa. Es ist vom christlich-jüdischen Abendland die Rede oder von angestammt­er Bevölkerun­g, von Staatsvolk oder von Umvolkung. Unsere Aufgabe ist es, die Wurzeln rassistisc­her Gesinnung aufzudecke­n. Worte kommen zunächst harmlos daher, anders als Bilder von Anschlägen auf Gotteshäus­er oder Flüchtling­sheime. Wir müssen der rassistisc­hen Sprache mit klaren Argumenten begegnen und Ansichten der Menschlich­keit entgegense­tzen. Das gebietet die Vernunft, das fordert der christlich­e Glaube.

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