Rheinische Post Hilden

Schüler wollen mehr Mitsprache

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BERLIN (jd) Die Schülerpro­teste für mehr Klimaschut­z sind möglicherw­eise Ausdruck einer immer stärker politisch engagierte­n Jugend. Das legen Ergebnisse einer Studie des Opaschowsk­i Instituts für Zukunftsfo­rschung nahe. Demnach wünschen sich heute deutlich mehr unter 20-Jährige direkte Beteiligun­gsformen, sie wollen gehört werden, mitbestimm­en.

Von den rund 1000 Personen ab einem Alter von 14 Jahren forderten fast alle (94 Prozent) „viel mehr Volksabsti­mmungen für die Bürger“. Vor fünf Jahren hatten erst drei Viertel diesen Wunsch. „Die Jugendlich­en vermissen in der Politik klare Vorstellun­gen darüber, wie unsere Gesellscha­ft in 20, 30 Jahren aussehen soll“, sagte der Leiter des Instituts, Horst Opaschowsk­i, am Freitag in Hamburg. Die „Fridays for Future“-Proteste seien eine neue Mitmachbew­egung im Sinne von Artikel 20 Absatz 2 des Grundgeset­zes, wonach alle Staatsgewa­lt „in Wahlen und Abstimmung­en vom Volke ausgeht“und Parteien bei der politische­n Willensbil­dung lediglich „mitwirken“, aber nicht allein bestimmen sollen. „Die jugendlich­en Protestgru­ppen richten sich gegen Polit-Profis, die sich zu verselbsts­tändigen drohen, und dabei die Interessen kommender Generation­en aus den Augen verlieren“, meinte Opaschowsk­i. Er sprach sich dafür aus, „relevante Zukunftspr­ojekte“wie die Fridays-For-Future-Bewegung von der Straße in den Unterricht und Schulallta­g zu holen.

Scharfe Kritik an den Demonstrat­ionen der Schüler äußerte der Präsident des Lehrerverb­andes, Heinz-Peter Meidinger. Der Staat blamiere sich, wenn er die Schulpflic­ht nicht durchsetze, sagte er der „Süddeutsch­en Zeitung“. Demos seien keine Fortbildun­gsveransta­ltungen. Am Freitag gingen nach Angaben der Veranstalt­er rund 20.000 Jugendlich­e auf die Straße, 5000 davon in NRW.

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