Rheinische Post Hilden

Mit Rakete in die Kunstgesch­ichte

In der Staatskanz­lei wurde das Porträt der früheren Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft enthüllt. Es ist ein Novum.

- VON KLAS LIBUDA

DÜSSELDORF Es ist nun wichtig, zunächst einmal nicht das Bild von Hannelore Kraft, sondern Hannelore Kraft selbst anzusehen. Kraft hat soeben ihr Porträt für die Ahnengaler­ie des Landes enthüllt, sie hatte zuvor noch gesagt, sie sehe das Bild ebenfalls zum ersten Mal. Also mal schauen, wie Kraft auf Kraft reagiert. Ist NRWs frühere Ministerpr­äsidentin zufrieden? Sie schaut hin. Sie schaut weg. Wieder hin. Wieder weg. Sie verzieht keine Miene und wendet sich ab. Körperspra­che, frei übersetzt: Alles in Ordnung. Kann man so machen.

Man muss wissen, diese Bilder der Ministerpr­äsidenten außer Dienst sind Tradition in NRW. Darauf weist Armin Laschet (CDU) hin, der Kraft (SPD) nach den Landtagswa­hlen 2017 als Ministerpr­äsident abgelöst hatte. Es gibt Bilder von Rudolf Amelunxen – im roten Ohrensesse­l mit Zigarre – bis zu Jürgen Rüttgers, dem Ersten, der sich ohne Krawatte hat malen lassen. Das war 2014, vier Jahre nachdem er gegen Hannelore Kraft verloren hatte, sein Porträt enthüllten sie gemeinsam.

Nun hat Kraft ihr eigenes Bild, zwei Jahre nach ihrem Abgang, und das Besondere ist, dass es sich erstmals nicht um ein Gemälde handelt – wobei man hier noch erwähnen muss, das Wolfgang Clement sich strichzeic­hnen ließ, woraufhin ein Beobachter ätzte, das passe schon gut zu Clement, dieses Skizzenhaf­te, wenig Greifbare. Kraft wiederum hat sich fotografie­ren lassen, der berühmte Jim Rakete hat sich ihrer angenommen, bekannt ist er für seine Bilder von Schauspiel­ern, Musikern und als früher Manager von Nina Hagen und Nena. Kraft hatte sich ihn als Porträtist­en ausgesucht, aber es ist Laschet, der sich als Auftraggeb­er beim „lieben Herrn Rakete“bedankt.

Dass Kraft mit dem Bild Kunstgesch­ichte schreibt, will Laschet indes so nicht gelten lassen. „Ein bisschen übertriebe­n“finde er diese Behauptung, sagt er. Aber mal etwas ganz anderes ist das Bild für die Ahnengaler­ie der Staatskanz­lei schon, das gibt er gerne zu.

„Es muss ab und zu was Neues sein“, antwortet Hannelore Kraft auf die Frage, warum sie sich gegen ein Bildnis in Öl entschiede­n hat. Außerdem möge sie Fotokunst und schätze Jim Rakete. Der Berliner Fotograf, der schon für Gerhard Schröder Wahlkampf machte, steht gut gelaunt daneben und sagt: „Wir haben uns auch wegen der Ölkrise für ein Foto entschiede­n.“

Es sind nun keine zehn Minuten vergangen, Laschet, Rakete und Kraft schon wieder abgerausch­t. Zeit, sich das Porträt der Ministerpr­äsidentin ganz in Ruhe anzuschaue­n. Erster Eindruck: Kraft sieht aus wie Kraft; und das ist dann schon etwas enttäusche­nd und, Pardon, auch langweilig. Frisch zurechtgem­acht schaut sie den Betrachter an, den Hintergrun­d hat der Fotograf neutral belassen. In der Nahaufnahm­e spiegelt sich, wie sich Kraft als Ministerpr­äsidentin sah, als eine von nebenan. Dieses Bild ist so gesehen dann doch nichts Besonderes, denkt man. Kraft wird es recht sein.

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FOTO: IMAGO Bild im Bild: Ministerpr­äsident Armin Laschet (l.) schaut sich das Porträt seiner Vorgängeri­n Hannelore Kraft an. Hannelore Kraft war zur Enthüllung in die Staatskanz­lei gekommen, ebenso Fotograf Jim Rakete.

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