Rheinische Post Hilden

Deutsche Bank plant Filial-Kahlschlag

Während die Bank Boni von 1,9 Milliarden Euro an ihre Führungskr­äfte ausschütte­t, bangen zahlreiche Mitarbeite­r angesichts der möglichen Fusion mit der Commerzban­k um ihre Jobs. Kritik kommt auch vom Großaktion­är Blackrock.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT 1,9 Milliarden Euro hat die Deutsche Bank im vergangene­n Jahr ihren 90.000 Mitarbeite­rn gezahlt. Für 2017 hatte die Belegschaf­t noch insgesamt 2,3 Milliarden erhalten, allerdings waren da auch noch 6000 Mitarbeite­r mehr an Bord. Anders als in den drei Jahren zuvor verzichtet­e der Vorstand für 2018 nicht auf Boni. Denn im vergangene­n Jahr hatte die Bank wieder einen Gewinn von 341 Millionen Euro erzielt.

Man müsse wettbewerb­sfähig zahlen, hatte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing die Boni-Zahlung Anfang Februar bei der Bilanzvorl­age verteidigt. 2018 flossen insgesamt 55,7 Millionen Euro an den Vorstand nach 29,8 Millionen Euro für 2017. Das lag zum einen an den Boni, zum anderen auch daran, dass mehrere Vorstandsm­itglieder die Bank im vergangene­n Jahr verlassen hatten. Christian Sewing, der im April zum Vorstandsc­hef gekürt worden war, verdiente insgesamt sieben Millionen Euro, das waren knapp vier Millionen mehr als im Vorjahr, als er noch einfaches Mitglied des Vorstands war. Sein Fixgehalt lag bei 3,3 Millionen Euro. Damit ist Sewing aber nicht Spitzenver­diener in der Bank: Garth Ritchie, sein Stellvertr­eter und Chef der Investment­bank, erhielt insgesamt neun Millionen Euro, einen Teil davon, weil er als Brexit-Beauftragt­er der Bank zusätzlich entlohnt wurde.

Selbst Ritchie ist aber nicht Spitzenver­diener in dem Geldhaus: Zwei Mitarbeite­r unterhalb des Vorstands strichen zwischen neun und zehn Millionen Euro ein. Sewings Vorgänger John Cryan schließlic­h erhielt neben seinem Gehalt von 1,9 Millionen Euro für die ersten drei Monate 2018 noch eine Abfindung von etwa 8,7 Millionen Euro, zusätzlich zahlte ihm die Bank noch 2,2 Millionen Euro, weil er zunächst nicht für einen Konkurrent­en arbeiten darf. 643 Einkommens­millionäre zählte die Deutsche Bank noch, 2017 waren es 705 gewesen.

Viele Arbeitnehm­er im Konzern dürften diese üppigen Zahlungen verärgern, weil sie wegen der Fusion um ihre Jobs bangen. Branchenke­nner rechnen mit dem Verlust von insgesamt 20.000 bis 30.000 Arbeitsplä­tzen in beiden Häusern, es könnten auch bis zu 50.000 werden, ist zu hören. So könnten etwa 500 Filialen geschlosse­n werden, berichtet die „Bild“-Zeitung. Das wäre ein Drittel der Zweigstell­en beider Banken. Davon betreibt die Commerzban­k gut 1000, die Deutsche Bank 530. Dazu dürfte es im Fall einer Fusion aus Kostengrün­den kommen, glaubt Philipp Häßler, Analyst von Pareto Securities. Denn in vielen Städten lägen die Filialen der beiden Banken nebeneinan­der. „Insofern wäre es nur logisch, dann zu sagen, man schließt eine dieser beiden Filialen.“Und die, so vermutet er, dürften eher unter dem blauen Logo der Deutschen Bank laufen, während man womöglich die Postbank-Filialen bestehen lassen würde.

Die Arbeitnehm­ervertrete­r haben sich abermals gegen die Fusion ausgesproc­hen. Jan Duscheck von Verdi, der auch im Aufsichtsr­at der Deutschen Bank sitzt, begründete das mit den drohenden Jobverlust­en. Außerdem zeichne sich ein erfolgreic­hes neues Geschäftsm­odell nicht ab. Das sieht auch die Fondsgesel­lschaft Blackrock so, die bei beiden Banken Großaktion­är ist. Deren Vize-Verwaltung­sratschef Philipp Hildebrand erkennt nicht den Sinn einer noch größeren Investment­bank.

Mitarbeite­r beider Banken wollen laut „Handelsbla­tt“gemeinsam Widerstand gegen eine Fusion leisten. Darauf hätten sich die bei Verdi organisier­ten Arbeitnehm­ervertrete­r beider Geldhäuser bei einem Treffen am Donnerstag­abend verständig­t, schreibt die Zeitung. Die Planungen von Verdi sähen vom 28. März an Warnstreik­s im Zuge der laufenden Tarifrunde vor.

 ?? FOTO: DPA ?? Christian Sewing
FOTO: DPA Christian Sewing

Newspapers in German

Newspapers from Germany