Rheinische Post Hilden

Wie böse ist Huawei?

Der chinesisch­e Konzern ist einer der größten Netzwerkau­srüster. Beim Aufbau des deutschen 5G-Netzes wollen ihn manche ausschließ­en.

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In einem schmucklos­en Bürogebäud­e in Mainz wird um Deutschlan­ds digitale Zukunft gefeilscht. Telekom, Vodafone, Telefonica Deutschlan­d und United Internet bieten um 5G-Frequenzen. Die politisch heikle Frage ist aber nicht, wer hier das Rennen macht, sondern ob die Konzerne zum Aufbau des Netzes später mit Huawei zusammenar­beiten dürfen, einem der größten Netzwerkau­srüster der Welt, formal sogar im Privatbesi­tz. Aber die Sorge, dass die Chinesen eine Beteiligun­g nutzen, um für ihren Staat zu spionieren, oder gar einen „kill switch“einbauen, einen Schalter zum möglichen Ausknipsen des Netzes, ist groß.

Die USA trommeln seit Wochen gegen Huawei und verlangen von Deutschlan­d, den Ausrüster als Zulieferer auszuschli­eßen. Die Erfahrunge­n vieler Unternehme­n, die selbst Opfer chinesisch­er Wirtschaft­sspionage wurden wie zuletzt Lanxess, zeigen auch, dass es gute Gründe für Misstrauen gibt.

Doch die Kanzlerin lehnt einen Ausschluss Huaweis ab. Und sie hat recht. Von den Segnungen des freien Welthandel­s brauchen wir der Welt nichts zu erzählen, wenn einzelne Länder ausgeschlo­ssen werden. Die US-Belehrunge­n sind wenig überzeugen­d. Mal abgesehen davon, dass die USA ihre Freunde selbst ausspionie­rten – will Donald Trump nicht gerade deutsche Autos zur Gefahr für die nationale Sicherheit der USA erklären? Hier nutzt der Präsident einen politische­n „kill switch“zur Ausschaltu­ng ökonomisch­er Wettbewerb­er.

Deutschlan­d darf nicht blauäugig sein. Aber besser als ein fragwürdig­er Ausschluss sind klare Spielregle­n für alle mit scharfen Sicherheit­sauflagen und Kontrollen. Der Tüftler-Nation Deutschlan­d fallen gewiss wirksame Methoden ein, um einen Anbieter wie Huawei dauerhaft zu kontrollie­ren. Die Frage des Mitmachens ist dann keine der Nationalit­ät, sondern der Akzeptanz der Spielregel­n.

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