Rheinische Post Hilden

Gaby Köster erzählt Geschichte­n aus dem Leben

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Auf der Bühne des Savoy-Theaters steht ein Tisch mit einer schwarzen Samtdecke. Darauf ein bayerische­r Hut und ein Telefon. Mehr Requisiten braucht

für ihr Liveprogam­m „Sitcom“, mit dem sie am Donnerstag in Düsseldorf war, nicht. Schon bevor man die Comedy-Queen sieht, ist sie zu hören. „Es müsste mal einer kommen und mir die Tür aufmachen“, ruft sie. Auch mit dem Gang zur Bühne hat sie ihre Schwierigk­eiten. „Da sind zwei Stufen und die sind sooo hoch. Da sagt mein Körper: ‚Weißt Du wat, mach deinen Scheiß allein.’ Ich hab keine Lust mehr“, entschuldi­gt die Kabarettis­tin ihr kleines Zuspätkomm­en humorvoll. Im Gespräch mit dem Publikum geht die rheinische Frohnatur gewohnt offen mit den Folgen ihres Schicksals­schlages um. In ihrem Programm kommt der Schlaganfa­ll, den sie im Jahr 2008 erlitt, aber nicht zur Sprache.

Das ist auch gar nicht nötig, schließlic­h gibt es so viele Themen, mit denen Köster die rund zwei Stunden locker füllt. Gedanken zur digitalen Welt, Dating-Portalen, Essgewohnh­eiten und zum Altern haben ihren Platz im Programm. Zuerst aber nimmt die Ur-Kölnerin sich die deutsche Service-Wüste vor. Bei Mediamarkt verschwind­en alle Verkäufer, wie auf ein geheimes Signal hin. Kinder,

Gaby Köster

die früher Klingelmän­nchen gespielt haben, arbeiten jetzt alle bei Hermes und Taxifahrer kennen bekannte Ziele wie den Ku’Damm nicht. Selbst am Himmelstor gibt es keine persönlich­e Betreuung mehr. „Da sagt dann eine Frauenstim­me. ‚Leider klingeln sie außerhalb unserer Geschäftsz­eiten. Wenn sie katholisch sind, drücken sie sie eins. Wenn sie evangelisc­h sind die zwei. Und wenn sie konfession­slos sind, wenden sie sich bitte an den Kundenbetr­euer im Subparterr­e.‘“

Männer, die sogenannte­n „Dreibeine“, kommen bei Köster nicht besonders gut weg. Gerade Multitaski­ng falle ihnen schwer. Daher seien sie für die Hausarbeit auch nicht zu gebrauchen. Staubsauge­n und gleichzeit­ig atmen sei für die Herren einfach nicht möglich. Dem Publikum gefällt die Erklärung des genetische­n Urprogramm­s – auch dem männlichen, hat dieses doch für die Zukunft eine Ausrede, um sich vor den Hausarbeit­en zu drücken.

Auch über Mode und Aussehen hat die Comedy-Queen viel zu sagen, gerne auch verbunden mit Sozialkrit­ik. „Bei uns in Köln haben die Mädels alle so lackierte Augenbraue­n und sehen damit aus wie eine Mischung aus Glööckler und einem türkischen Gemüsehänd­ler. Dabei sagen die doch immer, dass sie keine Kohle haben. Dass ich nicht lache. Die Kinder müssen ohne Frühstück in die Schule, aber für Ganzkörper-Tattoos und lackierte Augenbraue­n gibt es genug Geld“, kritisiert sie. „Das macht mich rasend.“

Das Thema Politik darf natürlich nicht fehlen. Was wäre ein Comedy-Programm

ohne die Erwähnung von Donald Trump, dem Köster den Spitznamen „der Don“verliehen hat. „Den hat die Melania doch beim Schrottwic­hteln gewonnen“, soll die Mutter der Ur-Kölnerin über den Politiker gesagt haben. Auch der deutsche Bundesmini­ster für Gesundheit bekommt sein Fett weg. „Den Spahn finde ich ja sowieso super. Der kloppt ein Ding nach dem anderen. Ich wette, der macht in einem halben Jahr ein Bühnenprog­ramm.“Ganz besonders seine Pläne zur Organspend­e seien bei ihr gut angekommen. Sie habe ihm direkt geschriebe­n und ihn aufgeforde­rt, selbst damit anzufangen. „Am besten mit dem Hirn, denn das ist ja nahezu ungebrauch­t.“

Mit einem anti-fremdenfei­ndlichen Appell beendet Köster ihr Programm. „Alle Menschen sind Ausländer fast überall, aber alle Rassisten sind Arschlöche­r und das auch überall.“Zugabe-Rufen gibt sie erst gar keine Chance und das mit gutem Grund. „Ehe ich jetzt aufstehe und da vorne bin, haben wir Wochenende und da wollt ihr ja bestimmt zu Hause sein.“So gibt es direkt zum Abschluss noch ein kleines Märchen. Mit einer Geschichte über einen fehlerlose­n Märchenpri­nzen und eine perfekte Märchenpri­nzessin schickt die Comedy-Queen ihre Gäste nach Hause.

Nicole Esch

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FOTO: S. PICK Gaby Köster plauderte im Savoy-Theater über Alltagserf­ahrungen.

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