„Denkzettel“-Aktion vertreibt Auto-Rüpel
Schon zur Halbzeit des Projekts gibt es eine Erfolgsmeldung: Die Situation vor dem Unterhaaner Schultor hat sich deutlich entspannt.
HAAN Mit etwas verlegenem Lächeln nimmt der Vater, der sein Kind mit dem Auto direkt vor den Eingang der Grundschule Unterhaan gefahren hat, seinen „Denkzettel“entgegen. Zwei Schülerinnen haben ihm das Papier soeben in die Hand gedrückt. Darauf ist zu lesen: „Wir können laufen. Sie können Ihre Kinder früher rauslassen.“
Der Vater nimmt es mit Humor, signalisiert aber, dass die Botschaft angekommen ist: „Ich verspreche euch, dass ich so etwas nicht mehr mache“, sagt er zu den Mädchen.
Es ist der vierte Termin der auf insgesamt acht angelegten Aktion und diesmal steht die Klasse 2B ab 7.40 Uhr vor dem Schultor, um auf die angespannte Situation in der kleinen Sackgasse Steinkulle aufmerksam zu machen.
Bisher war die Situation fast jeden Tag gleich: Autos, die in der Sackgasse wendeten, während Dutzende Kinder zu Fuß über die Straße gingen – immer wieder kam es zu gefährlichen Situationen, weil Eltern nicht bereit waren, ihren Sohn oder ihre Tochter zwei Straßenecken vorher aussteigen zu lassen.
Jetzt wollten die Kinder die Eltern mit einer Verkehrs-Aktion sensibilisieren. Und das hat so gut funktioniert, dass Schulleiterin Alexa von Kuenheim erklärt: „Die Kinder, die heute hier stehen, sind schon fast ein bisschen enttäuscht, weil sie gerne noch mehr Zettel verteilt hätten. Aber es fährt kaum noch jemand bis vor den Eingang – insofern können wir alle zufrieden sein.“
Auch Dajana ist mächtig stolz: Die Achtjährige ist Mitglied im Kinderparlament der Grundschule und berichtet: „Dort haben wir uns die Denkzettel-Aktion ausgedacht.“Auch sie hat – ähnlich wie ihre Freundin Lia (8) – ein eigenes Motiv gemalt. Das wurde dann kopiert und verkleinert – und jetzt eben den Eltern ausgehändigt.
Trotz des Erfolges versichert Alexa von Kuenheim, man werde auch die ausstehenden vier Termine noch durchziehen: „Schließlich möchte jede Klasse einmal vor dem Schultor vertreten sein.“Außerdem setzt die Rektorin darauf, dass mit zunehmender Wiederholung der Effekt länger anhält: „Wir können uns auch vorstellen, in regelmäßigen Abständen immer mal wieder so einen Aktionstag einzuschieben“, sagt von Kuenheim, damit sich das alte Verhalten nicht wieder einschleiche.
Ein dickes Lob gibt es auf jeden Fall vom ADAC Nordrhein. Roman Suthold, Leiter des Bereiches Verkehr, bezeichnete die Aktion der Schule Unterhaan jetzt als vorbildlich: „Kinder erziehen ihre Eltern – das hat gute Chancen, nachhaltig zu wirken“, sagte er: „Das finden wir wirklich toll.“