Rheinische Post Hilden

„Denkzettel“-Aktion vertreibt Auto-Rüpel

Schon zur Halbzeit des Projekts gibt es eine Erfolgsmel­dung: Die Situation vor dem Unterhaane­r Schultor hat sich deutlich entspannt.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Mit etwas verlegenem Lächeln nimmt der Vater, der sein Kind mit dem Auto direkt vor den Eingang der Grundschul­e Unterhaan gefahren hat, seinen „Denkzettel“entgegen. Zwei Schülerinn­en haben ihm das Papier soeben in die Hand gedrückt. Darauf ist zu lesen: „Wir können laufen. Sie können Ihre Kinder früher rauslassen.“

Der Vater nimmt es mit Humor, signalisie­rt aber, dass die Botschaft angekommen ist: „Ich verspreche euch, dass ich so etwas nicht mehr mache“, sagt er zu den Mädchen.

Es ist der vierte Termin der auf insgesamt acht angelegten Aktion und diesmal steht die Klasse 2B ab 7.40 Uhr vor dem Schultor, um auf die angespannt­e Situation in der kleinen Sackgasse Steinkulle aufmerksam zu machen.

Bisher war die Situation fast jeden Tag gleich: Autos, die in der Sackgasse wendeten, während Dutzende Kinder zu Fuß über die Straße gingen – immer wieder kam es zu gefährlich­en Situatione­n, weil Eltern nicht bereit waren, ihren Sohn oder ihre Tochter zwei Straßeneck­en vorher aussteigen zu lassen.

Jetzt wollten die Kinder die Eltern mit einer Verkehrs-Aktion sensibilis­ieren. Und das hat so gut funktionie­rt, dass Schulleite­rin Alexa von Kuenheim erklärt: „Die Kinder, die heute hier stehen, sind schon fast ein bisschen enttäuscht, weil sie gerne noch mehr Zettel verteilt hätten. Aber es fährt kaum noch jemand bis vor den Eingang – insofern können wir alle zufrieden sein.“

Auch Dajana ist mächtig stolz: Die Achtjährig­e ist Mitglied im Kinderparl­ament der Grundschul­e und berichtet: „Dort haben wir uns die Denkzettel-Aktion ausgedacht.“Auch sie hat – ähnlich wie ihre Freundin Lia (8) – ein eigenes Motiv gemalt. Das wurde dann kopiert und verkleiner­t – und jetzt eben den Eltern ausgehändi­gt.

Trotz des Erfolges versichert Alexa von Kuenheim, man werde auch die ausstehend­en vier Termine noch durchziehe­n: „Schließlic­h möchte jede Klasse einmal vor dem Schultor vertreten sein.“Außerdem setzt die Rektorin darauf, dass mit zunehmende­r Wiederholu­ng der Effekt länger anhält: „Wir können uns auch vorstellen, in regelmäßig­en Abständen immer mal wieder so einen Aktionstag einzuschie­ben“, sagt von Kuenheim, damit sich das alte Verhalten nicht wieder einschleic­he.

Ein dickes Lob gibt es auf jeden Fall vom ADAC Nordrhein. Roman Suthold, Leiter des Bereiches Verkehr, bezeichnet­e die Aktion der Schule Unterhaan jetzt als vorbildlic­h: „Kinder erziehen ihre Eltern – das hat gute Chancen, nachhaltig zu wirken“, sagte er: „Das finden wir wirklich toll.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Ole (7) und Rebecca (8) von der Grundschul­e Unterhaan verteilen „Denkzettel“an Eltern, die ihre Kinder mit dem Wagen zur Schule bringen.

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