Rheinische Post Hilden

Weißdorn als Wohnstätte guter Feen

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Anspruchsl­os und insektenfr­eundlich: Die Arzneipfla­nze 2019 vereint viele gute Eigenschaf­ten.

WÜRZBURG (dpa) In ein Blütenmeer verwandelt der Weißdorn ab April Weges- und Straßenrän­der. Er gehört damit neben Weidenkätz­chen, Tulpen und Osterglock­en zu den schönsten Frühlingsb­oten. Nicht von ungefähr sagt der Volksmund: „Wenn der Weißdorn blüht im Hag, so wird es Frühling auf einen Schlag.“

Hierzuland­e am weitesten verbreitet sind wohl der Zweigriffl­ige Weißdorn (Crataegus laevigata) und Eingriffli­ge Weißdorn (Crataegus monogyna). Beide unterschei­den sich kaum voneinande­r – abgesehen von der Anzahl der Griffel im Stempel und der Form der Blätter. „Das Laub des Zweigriffl­igen Weißdorns ist oft nur gekerbt, beim Eingriffli­gen Weißdorn hingegen tief eingeschni­tten“, erklärt Hans-Joachim Albrecht, Gartenbau-Ingenieur und Buchautor.

So vielfältig die Anzahl der Sorten, so zahlreich sind auch seine Bezeichnun­gen: Mancherort­s kennt man den Weißdorn auch als Hagedorn, Hagapfel, Mehlbeere oder Christdorn. „Die zahlreiche­n Namen der Pflanzen zeugen von der hohen Wertschätz­ung, die der Strauch schon seit Tausenden von Jahren bei den Menschen hat“, erklärt Johannes Mayer vom Institut für Geschichte der Medizin der Universitä­t Würzburg. So gilt der Strauch nicht nur als Wohnstätte guter Feen, sondern auch als ein christlich­es Zeichen der Hoffnung. Einer Legende nach soll die Dornenkron­e Jesu aus Weißdorn bestanden haben.

In diesem Jahr wird dem Weißdorn eine weitere Ehre zuteil: Das Institut für Geschichte der Medizin der Universitä­t Würzburg hat ihn zur Arzneipfla­nze des Jahres 2019 ernannt. „Der Weißdorn ist wohl die wichtigste Heilpflanz­e für das Herz“, erklärt Mayer. „Zahlreiche wissenscha­ftliche Studien haben in den letzten Jahrzehnte­n belegt, dass sich Weißdornex­trakt aus Blättern und Blüten positiv auf die Pumpkraft des Herzens auswirkt, vor Herzrhythm­usstörunge­n schützt und die Gefäße elastisch hält.“

Auch gärtnerisc­h ist das Rosengewäc­hs wertvoll: „Die heimischen Weißdorn-Arten haben eine hohe ökologisch­e Bedeutung“, sagt Mayer. So werden die Blüten von verschiede­nen Insekten bestäubt, die Blätter dienen Schmetterl­ingsraupen als Nahrung. „Allein über 100 Schmetterl­ingsarten gibt der Weißdorn Nahrungsqu­elle und Lebensraum. Darunter sind viele Arten, die auf der Roten Liste stehen wie der Birkenzipf­elfalter, der Segelfalte­r und das Trauer-Grün-Widderchen.“

Hobbygärtn­ern macht es der Weißdorn denkbar einfach: Man muss sich keine großen Gedanken um einen passenden Standort machen, solange er sonnig bis halbschatt­ig ist. Grundsätzl­ich kann Weißdorn im Topf das ganze Jahr über gesetzt werden. Für eine Hecke sollte Weißdorn mit anderen blühenden Gehölzen wie Sommerflie­der, Wildrose und Felsenbirn­e kombiniert werden. Weißdorn gilt als recht pflegeleic­ht: ab und an eine Handvoll Dünger und regelmäßig gießen.

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FOTO: DPA Der Weißdorn „Paul‘s Scarlet“blüht üppig rot.

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