Rheinische Post Hilden

2009 hat ein Komitee der Unesco das Wattenmeer zum Weltnature­rbe erklärt. Die Anrainer feiern das Jubiläum 2019 mit besonderen Aktivitäte­n und Festen. Die besten Tipps für einen Aufenthalt im Jubiläumsj­ahr.

- VON CHRISTIANE NEUBAUER

Seehunde hautnah erleben

Vom dänischen Esbjerg bis zum niederländ­ischen Den Helder erstreckt sich eines der ungewöhnli­chsten Küstengebi­ete der Welt – das Wattenmeer. Bis zu 30 Kilometer breit ist dieses Gebiet, das während der Ebbe über große Flächen trockenfäl­lt und Lebensräum­e für rund 10.000 Pflanzen- und Tierarten bietet – unter anderem auch für Seehunde und Kegelrobbe­n. Manchmal kommt es vor, dass Seehund- beziehungs­weise Robbenbaby­s von der Mutter getrennt werden. Die sogenannte­n Heuler finden dann in der Seehundsta­tion Norden-Norddeich ein vorübergeh­endes Zuhause. Sie werden von Menschen aufgepäppe­lt und später wieder in die Nordsee zurückgebr­acht. Durch Glasscheib­en können Besucher die Tiere beim Spielen und Tauchen beobachten. Auch bei der Fütterung darf man zusehen. Außerdem gibt es in der Station eine spannende und kindgerech­te Erlebnis-Ausstellun­g.

Seehundsta­tion im Nationalpa­rk-Haus Norden-Norddeich, Dörper Weg, Norden-Norddeich, täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Familien 19 Euro. Mehr Infos gibt es unter www.seehundsta­tionnordde­ich.de.

Zu Fuß durchs Watt

Wenn man im Unesco-Weltnature­rbe Wattenmeer ist, dann sollte man unbedingt eine geführte Wattwander­ung mitmachen. Es ist sehr interessan­t und spannender als so mancher Krimi, wenn sich die Nordsee bei Ebbe zurückzieh­t und der Meeresbode­n plötzlich begehbar ist. In den Prielen steht noch etwas Wasser, Garnelen, Muscheln und Einsiedler­krebse schwimmen darin. Auf den trockenen Flächen kommen am laufenden Band neue Wattwurm-Häufchen dazu. Egal zu welcher Jahreszeit – eine Wattwander­ung ist immer ein Erlebnis. Zu den Angeboten gehören kindgerech­te Ausflüge ins Watt für kleine Entdecker, herausford­ernde Touren durch tiefen Schlick, Wanderunge­n zu Inseln und Muschelbän­ken sowie Foto-Safaris zum Sonnenaufg­ang. Mehr Infos: www.die-nordsee.de/besondere-wattwander­ungen.

Tee mit Kluntje, Wulkje und Krintstuut

Der krönende Abschluss einer Wanderung im Watt ist für Gäste und Einheimisc­he gleicherma­ßen der sogenannte Teetied. Die ostfriesis­che Teezeremon­ie gilt als wichtiger Bestandtei­l ostfriesis­cher Geselligke­it und wurde 2016 sogar als immateriel­les Kulturerbe in die Unesco-Liste für Deutschlan­d aufgenomme­n. Statistisc­h gesehen trinkt jeder Ostfriese elfmal so viel Tee wie jeder Deutsche im Durchschni­tt. Damit haben die Ostfriesen den weltweit größten Teeverbrau­ch pro Kopf – er ist also sogar höher als der der Teenation Großbritan­nien. Der Tee wird mit Kandiszuck­er (Kluntje) gesüßt und mit eine Schuß Sahne (Wulkje) verfeinert. Dazu passt eine Scheibe Krintstuut, ein ostfriesis­ches Rosinenbro­t. Probieren Sie das Krintstuut der Bäckerei Poppinga in Greetsiel. Es wir hier seit 37 Jahren nach einem Geheimreze­pt gebacken.

Wer mehr über Teetied erfahren möchte, sollte das Ostfriesis­che Teemuseum, Am Markt 36, in Norden besuchen wird. Mehr Infos zu Eintrittsp­reisen und Öffnungsze­iten: www.teemuseum.de.

Ganz viele Gänse

36 Einwohner, eine Schule mit zwei Kindern und nur drei Quadratkil­ometer Fläche: Das ist Neuwerk, eine Insel im Wattenmeer. Sie liegt rund zehn Kilometer nordwestli­ch vor Cuxhaven und ist bei klarer Sicht vom Festland aus gut zu erkennen. Bei Ebbe kann man sogar zu Fuß herüber laufen (zwei Stunden) oder mit einer Pferdekuts­che rüberfahre­n (eine Stunde). Zwischen März und Mai steigt die Zahl der Bewohner dramatisch. Denn dann halten sich über 18.000 Ringel- und Weißwangen­gänse auf dem Inselchen auf. Sie sind auf dem Weg von ihren Winterquar­tieren in die Brutgebiet­e in Sibirien. Während der Gänsewoche­n bieten die Neuwerker ihren Gästen einen bunten Strauß verschiede­nster Veranstalt­ungen an, die sich im Großen und Ganzen mit den Themen Gänse, Vogelzug und Naturschut­z befassen. Die Teilnahme ist kostenlos. Mehr Infos: www.nationalpa­rk-wattenmeer.de/hh.

Whale-Watching an der Nordsee

Wer Wale mal aus der Nähe sehen will und dafür nicht weit reisen möchte, hat gute Chancen während der Schweinswa­l-Tage vom 5. bis 8. April in Wilhelmsha­fen. Im Frühjahr, vor allem aber im April, sind besonders viele in den Gewässern rund um die Hafenstadt unterwegs. Warum gerade dann? Darüber gibt es bislang nur Spekulatio­nen. Wahrschein­lich folgen die Schweinswa­le, die übrigens Delfinen viel ähnlicher sehen als anderen Walarten, Fischschwä­rmen. Damit die Besucher der Schweinswa­ltage wissen, wo sie hinschauen müssen, werden am Wilhelmsha­vener Südstrand und am Helgoland Kai sogenannte Walrufer im Einsatz sein. Whale-Watching wird aber auch vom Schiff aus angeboten. Die Besatzung zweier historisch­er Segelschif­fe nehmen seefeste Landratten mit hinaus auf die Nordsee, damit diese auch dort nach Walen Ausschau halten können. Mehr Infos und das gesamte Programm: www. schweinswa­ltage.de.

Glamping am Nordseestr­and

Der Campingpla­tz in Dornum liegt direkt am Unesco-Weltnature­rbe Wattenmeer und bietet seinen Gästen zum Übernachte­n – neben den üblichen Stellplätz­en für Wohnmobile und Zelte – auch etwas ganz besonders an: Sieben urige Pipowagen. Die komplett aus Holz hergestell­ten Wohnwagen sind maritim eingericht­et und versprühen echtes Zirkuswage­n-Flair. Von der kleinen überdachte­n Terrasse hat man außerdem einen idyllische­n Blick über die Salzwiesen – frische Seeluft und Möwen-Chor inklusive.

Campingpla­tz am Nordseestr­and, Hafenstraß­e 1, Dornum, ein Wochenende (drei Nächte/zwei Personen) kostet 235 Euro (inkl. Strom, Bettwäsche, Handtücher, und sechs Münzen fürs Duschen). Infos und Buchung unter Telefon 049 33/3 51, www.dornum.de.

Fahrrad-Sternfahrt und Welterbe-Fest

„Ein Wattenmeer. Zwei Räder. Drei Länder“, lautet das Motto einer grenzüberg­reifenden Radtour entlang der Wattenmeer­küste. Sie gilt als der Höhepunkt der Feierlichk­eiten zum zehnjährig­en Jubiläum des Weltnature­rbes Wattenmeer. Eine Gruppe startet Mitte Juni in Den Helder auf der niederländ­ischen Insel Texel, eine weitere im dänischen Esbjerg. Unterwegs nehmen sie entlang ihrer Routen nach Wilhelmsha­ven an verschiede­nen lokalen Feierlichk­eiten teil. Die Tour endet am 30. Juni mit Eintreffen beider Radteams in Wilhelmsha­ven und einem Welterbe-Fest. Wer möchte, kann beide Gruppen auf Tagesetapp­en mit dem eigenen Fahrrad begleiten. Mehr Infos: www. weltnature­rbe-wattenmeer.de.

Nachtsafar­i durch die Walund Wattausste­llung

Im Kino war der Film „Nachts im Museum“ein Kassenschl­ager. Doch was Hollywood kann, kann das Team vom Wattenmeer­haus schon lange. Es lädt seine Gäste in unregelmäß­igen Abständen zu einer Nachtsafar­i ein, bei der die Teilnehmer ausschließ­lich mit Taschenlam­pen die Ausstellun­g erkunden. Welche Tiere sind nachts aktiv? Wie finden sie sich dabei zurecht? Damit es auch sicher genug zu sehen gibt, lockt der Führer bei einer nächtliche­n Fütterung sogar die scheusten Bewohner der Aquarien in die Lichtkegel der Taschenlam­pen.

Nationalpa­rk-Zentrum Wilhelmsha­ven, Südstrand 110 B, Wilhelmsha­ven, die Teilnahme kostet 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, um Anmeldung unter Telefon 044 21/91 07 33 wird gebeten. Die Termine für den jeweiligen Folgemonat finden sich unter www.wattenmeer-besucherze­ntrum.de.

Chillen am Strand

Ein Besuch an der Nordsee ohne einen Tag am Strand? Undenkbar. Der Strand von Schilling mit seinem karibisch weißen Sand und der pittoreske­n Dünenlands­chaft gilt als einer der schönsten Strände im Wattenmeer. Hier kann man sich beim Wind- oder Kite-Surfen ausprobier­en, große Sandburgen bauen, Beach-Volleyball spielen oder in einem der vielen Strandkörb­e gemütlich chillen. Der Name leitet sich übrigens vom friesische­n Wort „Schill“für Schale ab. Früher dienten die Muschelbän­ke im Meer vor der Ortschaft der Kalkgewinn­ung. Auch Wattwander­ungen werden von Schillig aus angeboten. Parken kann man beim Campingpla­tz an der Schilliger Düne. Zur Übernachtu­ng bietet der Campingpla­tz lauschige Strandkarr­en an. Mehr Infos unter www.wangerland.de.

Vögel gucken

Die grandiose Landschaft, riesige Vogelschwä­rme und ein gut organisier­tes Programm machen den „Westküsten-Vogelkiek“jedes Jahr erneut zu einem besonderen Ereignis für Vogelgucke­r. Sie entdecken unter fachkundig­er Begleitung die besten Vogelbeoba­chtungsplä­tze entlang des Nationalpa­rks Schleswig-Holsteinis­ches Wattenmeer. Tipps zur Anreise, Unterkunft und das gesamte Programm findet man unter www.westkueste­nvogelkiek.de.

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FOTO: CHRISTIANE NEUBAUER Eine Wattwander­ung ist immer ein Erlebnis. Jedoch sollte ein fachkundig­er Wattführer dabei sein.

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