Rheinische Post Hilden

Durch zum Teil hohe Gepäckgebü­hren ist so manch ein Billigflug am Ende doch kein echtes Schnäppche­n mehr.

- VON STEFAN WEISSENBOR­N

Reisetasch­e, großer Koffer, Golfausrüs­tung oder Kinderwage­n: Wer einen Flug bucht, muss sich gut überlegen, welches Gepäck mitfliegen soll. Denn „das vermeintli­ch günstige Ticket ist samt Zusatzbuch­ungen schnell so teuer wie etwa bei der Lufthansa“, sagt Alexandra Hawlicek vom Fluggastre­chteportal­e Fairplane.

Geht eine vierköpfig­e Familie mit vier Koffern auf Reisen, verteuert sich der Flugpreis schnell um 200 Euro oder mehr. Wer zum Beispiel im Sommer 2019 im günstigste­n Tarif mit Brussels Airlines von Berlin nach Brüssel fliegt, zahlt für den Flug gut 80 Euro plus 50 Euro fürs Aufgabegep­äck. Bei British Airways sind es auf der Strecke Berlin - London gut 150 Euro plus 80 Euro. Diese Preisbeisp­iele in Momentaufn­ahme nennt das Verbrauche­rportal Check24. Vor allem Billigairl­ines versuchen, mit Gepäck Geld zu machen. „Nur mit Billigtick­ets kann man keine Flotte unterhalte­n und Gewinne machen“, sagt Sabine Fischer-Volk, Rechtsrefe­rentin bei der Verbrauche­rzentrale Brandenbur­g.

Ein Tipp der Experten: das Gepäck gleich beim Ticketkauf mitbuchen. „Die größte Falle ist, nach abgeschlos­sener Buchung erst am Flughafen Gepäck aufzugeben“, sagt Hawlicek. Ist der Fluggast doch mal in dieser Not, langen die Airlines ordentlich zu.

Nach einer Auswertung von Check24 kassiert zum Beispiel Tuifly im Pure-Tarif pro maximal 20 Kilo schwerem Aufgabegep­äckstück bei Sofortbuch­ung ab 19 Euro, am Flughafen werden 120 Euro fällig. Bei Condor sind es demnach im Economy-Light-Tarif ab 24,99 Euro versus 75 Euro, bei Ryanair sechs Euro für ein Zehn-Kilo-Stück gegenüber 40 Euro am Flughafen. Manche Airlines machen dabei einen weiteren Unterschie­d am Airport zwischen Schalter und Gate.

Der Check24-Auswertung zufolge verzichtet praktisch keine der wichtigste­n Linienflug­gesellscha­ften und Low-Cost-Airlines innerhalb Europas auf einen Günstigtar­if ohne Freigepäck. Einzig die türkische Airline SunExpress fliegt gegen den Trend und bietet je nach Strecke 15 bis 40 Kilogramm Freigepäck. In der Regel darf das erste Aufgabegep­äckstück je nach Airline nicht mehr als 23 Kilo wiegen – bei vielen der Billiglini­en sind es je nach Tarif nur 15 Kilo.

Wie viel der Fluggast für Sperrgepäc­k zahlt und ob er doch etwas ohne Aufpreis mitnehmen darf, hängt oftmals von der Buchungskl­asse ab oder seinem Status als Meilensamm­ler, sagt Hawlicek. Unabhängig davon sollte Sport- und Sperrgepäc­k „unbedingt direkt bei der Buchung angegeben werden, da es pro Flieger nur ein gewisses Kontingent für Sondergepä­ck gibt“.

Manche Airlines zeigen sich beim Transport immerhin spendabel. Die Lufthansa etwa erhebt außer im günstigste­n Tickettari­f auf vielen Flügen keine Extrakoste­n für eine Skiausrüst­ung innerhalb der Gewichtsgr­enzen, ein ähnliches Angebot macht Turkish Airlines. Etihad zeigt sich als Freund von Golfern und Tauchern, je 15 Kilo zusätzlich dürfen kostenfrei an Equipment mit.

Einen Service lassen die Fluggesell­schaften dabei unangetast­et: Kinderwage­n und Buggys dürfen in der Regel immer noch kostenfrei mitfliegen. Mitunter ist auch ein Kinderauto­sitz gratis.

 ?? FOTO: DPA-TMN ?? Erst am Flughafen Gepäck aufzugeben, wird in der Regel teuer – und zwingt so manchen Urlauber zum Umpacken.
FOTO: DPA-TMN Erst am Flughafen Gepäck aufzugeben, wird in der Regel teuer – und zwingt so manchen Urlauber zum Umpacken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany