Rheinische Post Hilden

Kriminolog­en erforschen Zunahme rechter Gewalt

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BOCHUM (epd) Mit der Zunahme rechtsextr­em oder rassistisc­h motivierte­r Gewalttate­n befasst sich eine neue Forschungs­gruppe der Ruhr-Universitä­t Bochum (RUB). Die Kriminolog­en wollen herausfind­en, warum nicht alle diese Fälle in den Polizeista­tistiken als solche aufgeführt werden, teilte die Universitä­t mit. Die Hans-Böckler-Stiftung fördere die Nachwuchsf­orschergru­ppe „Rechtsextr­eme Gewaltdeli­nquenz und Praxis der Strafverfo­lgung“drei Jahre lang.

Seit Frühjahr 2015 sei in Deutschlan­d ein Anstieg rechtsextr­emer Gewalt zu beobachten, hieß es. Dies gehe einher mit einem gesellscha­ftlichen Rechtsruck, der sich auch im Erstarken rechtspopu­listischer Parteien und neurechter Gruppen widerspieg­ele. Drei von der Böckler-Stiftung geförderte Doktorarbe­iten sollen der Hochschule zufolge beantworte­n, wie und warum sich der Bereich rechter Gewalt wandelt. Außerdem sollten die jungen Wissenscha­ftler untersuche­n, wie die Praxis der Strafverfo­lgungsbehö­rden bei rechtsextr­em motivierte­n Straftaten aussieht.

Hintergrun­d für das Forschungs­projekt sind Ergebnisse einer Langzeitre­cherche der Zeitung „Tagesspieg­el“und der Online-Redaktion der „Zeit“: Demnach sind seit 1990 in Deutschlan­d mindestens 169 Menschen durch rechtsextr­eme oder rassistisc­he motivierte Straftaten ums Leben gekommen. In den Statistike­n der Polizei seien davon lediglich 83 als politisch motiviert anerkannt worden, so die Universitä­t.

Bei einer Auftaktver­anstaltung der Nachwuchsf­orschergru­ppe diskutiert­en Kriminolog­en, Politikwis­senschaftl­er und Soziologen in Bochum über das Thema „Verzerrte Wahrnehmun­g? – Todesopfer rechter Gewalt in Nordrhein-Westfalen“. Unter anderem berichten Forscher aus Brandenbur­g und Berlin über ihre Arbeit in diesem Bereich. Die beiden Bundesländ­er waren den Angaben zufolge die ersten, die mehrere Dutzend Verdachtsf­älle rechtsextr­emer Gewalt noch einmal wissenscha­ftlich untersuche­n ließen.

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