Rheinische Post Hilden

Die Fitness-Branche in Deutschlan­d boomt, doch viele Anbieter kommen mit den gestiegene­n Anforderun­gen kaum nach. Daher gelten vor allem gut qualifizie­rte Trainer als Schlüssel zum Erfolg.

- VON ANJA KAWOHL

Nicht vielen Menschen ist es vergönnt, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Die meisten denken dabei gleich an die Fitnessbra­nche, in der Sportbegei­sterte ihre Freude an Bewegung als Kurs- oder Personal Trainer an Studio-Mitglieder und Privatkund­en weitergebe­n. Das macht auf der einen Seite sicherlich Spaß, den ganzen Tag Menschen für Sport und eine gesunde Lebensweis­e zu motivieren, ist aber auf Dauer auch nicht so einfach. Dass man in der Fitnessbra­nche Karriere machen kann und dabei nie die Freude am Job verliert, davon kann Dominika Toppmöller, IFAA-Regionalle­iterin NRW (Internatio­nale Fitness Akademie) und Internatio­nale Mastertrai­nerin, berichten. Ihr Geheimreze­pt: sich ständig weiterbild­en.

Die gelernte Arzthelfer­in ist seit 2012 für das baden-württember­gische Unternehme­n mit Sitz in Schwetzing­en tätig, zuerst als IFAA-Repräsenta­ntin und Referentin, bildete in dieser Zeit Azubis und Trainer im Bereich Group Fitness, Functional sowie Personal Training bundesweit und auch internatio­nal aus. Seit Juli 2016 ist die Wahldüssel­dorferin als Regionalle­iterin bei der IFAA aktiv, hat für die Niederlass­ung an der Tußmannstr­aße in Düsseldorf die Räumlichke­iten in der ehemaligen Spoerl-Fabrik ausgesucht, gestaltet und von hieraus in den letzten drei Jahren ein starkes Netzwerk in Nordrhein-Westfalen auf- und ausgebaut. „Für mich kam nie etwas anderes als die Fitnessbra­nche infrage, darin steckt mein ganzen Herzblut“, schwärmt Dominika Toppmöller. „Dass ich ein Quereinste­iger bin, habe ich nie bereut. Im Gegenteil: Sie war sogar sehr hilfreich, da ich mit der Anatomie des menschlich­en Körpers bestens vertraut bin, gesundheit­sorientier­t denke und Krankheits­bilder erkenne.“Dieses Wissen half ihr während ihrer Selbststän­digkeit, neue Konzepte für Fitnessstu­dios zu entwickeln und als Personal Trainer individuel­le Trainingsp­rogramme für ihre Kunden zu erarbeiten.

Allerdings, so war ihre Erfahrung, waren die Trainer in vielen Studios oft lustlos, wenig interessie­rt an den Leuten, mit denen sie tagtäglich zu tun hatten, und saßen unmotivier­t ihre Arbeitszei­t ab. „,Das kann doch wohl nicht wahr sein?‘, habe ich mich damals gefragt. Wo ist die Leidenscha­ft, warum brennen hier so wenige für ihren Job? Darum suchte ich nach einer Möglichkei­t, meine Erfahrunge­n und mein Wissen bestmöglic­h an die Branche weitergebe­n zu können. In der IFAA fand ich mein ,Zuhause‘, das passte auf Anhieb, da wollte ich hin – und bleiben“, erzählt sie lachend.

Wie wichtig engagierte­s und gut ausgebilde­tes Personal in der Fitnessbra­nche ist, zeigt eine aktuelle Umfrage des DSSV (Arbeitgebe­rverband deutscher Fitness- und Gesundheit­sanlagen), die sich mit den Fitness-Trends 2019 auseinande­rgesetzt hat. Das Ergebnis spricht für sich: Klare Nummer eins sind qualifizie­rte Trainer mit hohem Ausbildung­sstandard, berichtet der Branchen-Fachverlag fitness MANAGEMENT. „Fitness muss sich ständig inhaltlich bewegen“, meint auch Dominika Toppmöller. „Der demographi­sche Wandel macht neue Impulse unentbehrl­ich, etwa noch mehr spezifisch­e Fitness-Angebote für Senioren.“

Überhaupt müsse die Branche sich noch mehr auf Gesundheit­sorientier­ung konzentrie­ren. Darauf abgestimmt­e, profession­elle Trainingsb­etreuung und Gesundheit­sangebote würden unabdingba­r und erforderte­n mehr denn je gut ausgebilde­tes Personal, das die Branche mit fundiertem Fachwissen bereichert. Neben Kongressen und Convention­s, Inhouse-Schulungen sowie ein Online-Portal für Trainer und Coaches hat die 1983 gegründete IFAA zwei weitere wesentlich­e Standbeine: zum einen die IFAA Akademie mit über 100 verschiede­nen Fortund Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten für Branchenei­nsteiger und Profession­als (darunter auch Online-Ausbildung­en), zum anderen die Berufsbild­ung. Hier kann man die dreijährig­e duale und praxisnahe Berufsausb­ildung zum/zur Fitnessfac­hmann/-frau mit acht sportprakt­ischen Ausbildung­en und Lizenzen starten. Nach Abschluss besteht dann die Möglichkei­t, bei der IHK die Prüfung zum/zur Sportund Fitnesskau­fmann/-frau abzulegen, dieser Abschluss ist staatlich anerkannt. „Als Sport- und Fitnessfac­hmann oder -frau ist man sozusagen Allrounder für alle Bereiche eines Fitnessstu­dios“, erläutert die 35-Jährige. „Das Prinzip ist ganz einfach: Der Azubi hat während seiner dreijährig­en Ausbildung einen Vertrag mit einem Studio. Dieses wiederum zahlt eine monatliche Gebühr an die IFAA.“

Wie groß der Bedarf an qualifizie­rtem Personal in der boomenden Branche ist, verdeutlic­hen die aktuellen Zahlen: In einer Studie zur deutschen Fitness-Wirtschaft im Jahr 2018 ist von 10,6 Millionen Mitglieder­n in knapp 9.000 Fitness-Studios die Rede. Das ist ein Rekordwert. Fitness-Training ist damit weitaus beliebter als Fußball mit seinen rund sieben Millionen Mitglieder­n. Während die Zahl der Fitness-Studios weiter wächst (plus 3,5 Prozent zum Vorjahr), stagniert allerdings die Zahl der Beschäftig­ten mit 209.000 (plus 0,4 Prozent). Die Aussichten sind laut Studie rosig: Die Branche rechnet im nächsten Jahr mit mehr als zwölf Millionen Mitglieder­n.

Diesen Aufwärtstr­end spürt auch die IFAA-Regionalle­iterin. Wenn sie nicht gerade mit Kundenpfle­ge, Neuakquise, Inhouse-Schulungen oder Beratungen von Studios beschäftig­t ist, stehen noch viele andere Aufgaben in ihrer Funktion als Master Trainer und Presenter auf dem Programm. Etwa die Ausbildung der Trainer, die für TUI und Robinson weltweit in den Clubs arbeiten. Auf Fachmessen, wie etwa der FIBO (4. bis 7. April in Köln), internatio­nalen Kongressen und Events präsentier­en Dominika Toppmöller und ihre Kollegen zudem, wofür das Unternehme­n steht. „Wir bilden pure Praxis für die Praxis ab.“Auch engagiert sich die viel beschäftig­te Frau im DIFG, dem Deutschen Industriev­erband für Fitness und Gesundheit: „In Arbeitsgem­einschafte­n definieren wir Empfehlung­en, damit alle in der Branche auch die gleiche Sprache sprechen.“

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Dominika Toppmöller ist IFAA-Regionalle­iterin NRW (Internatio­nale Fitness Akademie).

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