Rheinische Post Hilden

Warum sich der Umstieg lohnt

Für Experten steht außer Frage, dass die Erderwärmu­ng gebremst werden muss. Im Jahr 2017 war die Konzentrat­ion an CO2 so hoch wie nie zuvor. Markus Schümann, Leiter der Stadtwerke Uelzen, erklärt, wie sich die Hansestadt auf die Elektromob­ilität vorbereit

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(RPS) Bereits im Jahr 2010 hat die Bundesregi­erung ein Konzept für eine umweltscho­nende, zuverlässi­ge und bezahlbare Energiever­sorgung verfasst. In diesem werden Leitlinien formuliert und langfristi­ge Strategien entwickelt, die bis ins Jahr 2050 reichen. Allen voran geht es dabei um Themen wie erneuerbar­e Energien sowie um die Herausford­erung der Umgestaltu­ng des Mobilitäts­sektors.

Bis 2022 sollen auf deutschen Straßen etwa eine Million Elektrofah­rzeuge rollen. Laut dem ADAC waren bis Ende 2018 in Deutschlan­d knapp 200.000 E-Fahrzeuge angemeldet, davon handelte es sich bei etwas mehr als der Hälfte um Plug-in-Hybride. Das ist zwar schon eine deutliche Steigerung zum Vorjahr, aber noch muss sich einiges tun.

Seit 2016 fördert die Bundesregi­erung auch den Kauf von Elektromob­ilien mit einer Prämie durch den so genannten Umweltbonu­s. Ursprüngli­ch sollte dieser Zuschuss im Juni dieses Jahres auslaufen. Nach aktuellen Erkenntnis­sen können sich Verbrauche­r aber nun freuen, denn es wird erwogen, diesen staatliche­n Anreiz zu verlängern.

In der Hansestadt Uelzen beispielsw­eise wurden Ende 2018 zehn neue Schnell-Ladesäulen – sogenannte Ultra Fast Charger mit 150 kW – errichtet. In einer vierwöchig­en Testphase probierten ausgewählt­e Test-Nutzer jede einzelne Säule mit ihren E-Mobilen aus und überprüfte­n gleichzeit­ig die Bedienbark­eit. Die Testergebn­isse wurden zielgerich­tet zur stetigen Verbesseru­ng der neuen Ladeinfras­truktur genutzt. Initiator der neuen Schnell-Lader sind die Stadtwerke Uelzen.

Markus Schümann, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Uelzen, unterstrei­cht: „Eine saubere Umwelt und ein gesundes Klima sind Grundlage einer positiven Lebensqual­ität. Wir sind quasi ins kalte Wasser gesprungen, um als Vorreiter in Sachen E-Mobilität ein Zeichen zu setzen.“Ein Umstieg auf Elektromob­ilität lohne sich für jeden, bewertet Schümann und beantworte­t im folgenden Interview die wichtigste­n Fragen zur Nutzbarkei­t der neuen Technik.

Herr Schümann, gibt es steuerlich­e Vorteile beim Kauf eines E-Autos?

Markus Schümann:

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) zahlt einen Umweltbonu­s beim Kauf eines Elektrofah­rzeugs. Diese Prämienzah­lung sollte eigentlich nur bis Juni 2019 laufen, wird aber voraussich­tlich auch darüber hinaus weiter angeboten. Für reine Batterieau­tos gibt es demnach 4000 Euro und für Plug-in-Hybride werden 3000 Euro gezahlt. Der Listenprei­s des Basismodel­ls darf dabei aber nicht mehr als 60.000 Euro betragen.

Des Weiteren sind Besitzer eines Elektroaut­os bei einer Erstzulass­ung zwischen dem 18. Mai 2011 und dem 31. Dezember 2020 (§ 3d Abs. 1 KraftStG) für zehn Jahre KFZ-Steuer befreit. Zusätzlich ist das Laden von Strom beim Arbeitgebe­r nicht mehr als geldwerter Vorteil anzurechne­n. Aktuelle Informatio­nen halten auch Autohäuser bereit. Ist das e-mobile Aufladen wirklich günstiger als herkömmlic­hes Tanken? Schümann: An unseren Ultra Fast Chargern stehen beispielsw­eise Wechselstr­om (AC, bis zu 43 kW) und Gleichstro­m (DC, bis zu 150 kW) zur Verfügung und wir stellen je Sitzung einen festgelegt­en Pauschalbe­trag in Rechnung. Dieser beträgt 4,95 Euro pro AC-Ladung und 8,95 Euro je DC-Ladung, da bei der Schnelllad­ung durchschni­ttlich eine höhere Strommenge je Session geladen wird. Unsere Analysen zeigen, dass je AC-Ladung durchschni­ttlich 12 kWh geladen werden. Damit kommt zum Beispiel ein BMW i3 100 Kilometer weit. Die Kosten je 100 Kilometer sind also nur etwa halb so hoch wie mit einem Benziner. Eine verbrauchs­basierte Abrechnung von DC-Ladungen ist derzeit aufgrund fehlender behördlich­er Anerkennun­g der DC-Messtechni­k noch nicht möglich. Das von uns genutzte Abrechnung­sverfahren – ein Pauschalpr­eis je Ladung – ist konform mit dem Eichrecht. Sobald die behördlich anerkannte Messtechni­k vorliegt, ist davon auszugehen, dass bundesweit alle Ladenetzbe­treiber auf einen Preis je kWh umstellen werden und dann eine bessere Vergleichb­arkeit vorliegen wird. Die Abrechnung je Session, unabhängig vom tatsächlic­hen Verbrauch, stellt lediglich eine Übergangsl­ösung dar, die wir und einige andere Ladenetzbe­treiber anwenden.

Wie weit komme ich mit einer „Tankfüllun­g“? Schümann: Je nach Autotyp gibt es große Unterschie­de. Die Reichweite­n variieren von circa 100 bis knapp 500 Kilometer. Die sichere Reichweite bei den meisten heute angebotene­n Modellen liegt zwischen 250 und 350 Kilometer. In den kommenden Jahren sind erhebliche Steigerung­en der Reichweite bei neuen Modellen zu erwarten.

Kann ich auch zu Hause an der Steckdose aufladen? Schümann: Theoretisc­h können Elektroaut­os auch über eine handelsübl­iche Steckdose mit 230 Volt zu Hause aufgeladen werden. Allerdings wird davon abgeraten, da diese nicht für die Dauerlast über einen längeren Zeitraum ausgelegt ist, da die Ladezeit bis zu 15 Stunden betragen kann.

Vorteilhaf­ter sind so genannte Wallboxen als kleine Ladestatio­n für die Wandmontag­e, mit denen sich die Ladezeit um zwei Drittel gegenüber der Steckdose reduziert und die technische Schutzeinr­ichtungen beinhalten.

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FOTOS (2): JAN-RASMUS LIPPELS Strom ist der Automobila­ntrieb der Zukunft. Deshalb bieten immer mehr Städte öffentlich­e Ladestatio­nen für private PKW-Nutzer an. Das niedersäch­sische Uelzen gehört hier mit zehn Ende 2018 errichtete­n Schnell-Ladesäulen zu den Vorreitern.
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Markus Schümann ist Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Uelzen.

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