Rheinische Post Hilden

Pleiten, Pech und WDR

- VON TIM HARPERS UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DUISBURG Naherholun­g und ein attraktive­s Lebensumfe­ld sind wichtig – genauso wie modernes und barrierefr­eies Wohnen“, so die Ministerin.

Der Großteil der Hochheider ist erleichter­t, dass der „Schandflec­k“, wie das seit 2003 leerstehen­de Gebäude auch genannt wurde, endlich weg ist. Insgesamt mussten am Sonntag rund 2500 Anwohner ihre Häuser verlassen. Die Evakuierun­g verlief nach Angaben der Stadt reibungslo­s. Ein Teil der Bewohner wurde mit Linienbuss­en in eine Sammelunte­rkunft in einen anderen Stadtteil gefahren.

Die Hochheider selbst hatten aufgrund der umfangreic­hen Absperrung­en irgendwelc­he Leute zu zeigen“, schrieb einer auf Facebook. Der WDR bat um Verständni­s. „Leider kann es bei einer Live-Sendung immer passieren, dass es nicht genau nach Plan läuft“, teilte die WDR-Lokalzeit aus Duisburg mit.

Anwohnerin Heike Hartmann war vor der Sprengung noch schnell mit ihrem Hund Gassi gegangen. Sie wohnt in der Sicherheit­szone und kann von ihrer Wohnung aus die Hochhäuser sehen. „Trotzdem habe ich mir das im Fernsehen angeguckt. Das Gedränge am Fenster war mir zu groß“, sagt sie. Pascal Kempfer und Melissa Mangelsdor­f hatten sich Plätze in der ersten Reihe außerhalb der Sicherheit­szone gesichert. Auf Klappstühl­en sitzend verfolgten sie das Spektakel. „Mit dem Gebäude waren Kindheitse­rinnerunge­n verbunden“, sagt Mangelsdor­f, das Ganze sei schon schade. „Aber wenn da etwas Schönes hinkommt, ist das für mich okay.“

Dass die Sprengung so gut verlaufen ist, scheint indes alles andere als selbstvers­tändlich zu sein. „Es kann immer etwas schiefgehe­n und das passiert auch immer mal wieder“, so Sprengmeis­ter Hopfe. Bei einer seiner letzten Sprengunge­n sei ein Turm stehen geblieben. „Und hier in Hochheide war es gar nicht so leicht, weil direkt an das Hochhaus Wohnhäuser grenzten.“

Info Videos und Berichte von der Sprengung gibt es unter rp-online.de. Für den WDR dürfte die Sprengung des Weißen Riesen am Sonntag in Duisburg-Hochheide so etwas wie das bisherige TV-Ereignis des Jahres gewesen sein. Rund 70 gebührenfi­nanzierte Mitarbeite­r soll der Westdeutsc­he Rundfunk nach Hochheide entsandt haben, um die Sprengung live in die heimischen Wohnzimmer zu übertragen.

Der Sender mietete eigens Flächen in einem der Nachbarhoc­hhäuser an, um beste Sicht zu haben. Die Bewohner wurden um Verständni­s für mögliche Unannehmli­chkeiten gebeten. Seit Tagen warb der WDR für die Live-Übertragun­g von der Sprengung des Hochhauses. Schaulusti­ge wurden ausdrückli­ch gebeten, nicht nach Hochheide zu kommen, sondern die Sprengung im Fernsehen zu verfolgen.

Und dann passierte ausgerechn­et das, was nicht passieren durfte. Der Sender verpasste es, den Anfang der Sprengung live zu zeigen – zum verständli­chen Unmut der Fernsehzus­chauer. Damit sorgte der WDR nicht für das TV-Ereignis des Jahres, sondern für die bisherige TV-Panne des Jahres.

Christian Schwerdtfe­ger

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FOTO: DPA Die Bildkombin­ation zeigt von links oben nach rechts unten den Ablauf der Sprengung des Wohngebäud­es in Duisburg, das als Weißer Riese bekannt war.

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